Fairer Handel
Kelheim ist bald keine „Fairtrade-Stadt“ mehr

29.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:45 Uhr
Viele Produkte gibt es mittlerweile auch in einer fair gehandelten Variante – Schokonikoläuse etwa. −Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Seit zehn Jahren ist die Kreisstadt „Fairtrade“-Stadt. Ab 2023 ist Kelheim den Titel mutmaßlich los. Das sind die Gründe.

Der Titel ist an fünf Kriterien gebunden – unter anderem braucht es eine Steuerungsgruppe engagierter Bürger und eine solche ist in der Kreisstadt nicht in Sicht. Lange haben sich wenige, engagierte Stadträtinnen darum gekümmert. Nachfolger fanden sich nicht. Weil nun noch in diesem Jahr eine Re-Zertifizierung anstünde, die Stadt aber nur drei der fünf Kriterien erfüllt, schmiedet man in der Verwaltung einen anderen Plan.

Lieber bei „Öko-Modellregion“ andocken

Anstatt sich nur auf fairen Handel zu konzentrieren, soll das Thema Nachhaltigkeit „größer gedacht“ werden, so Abteilungsleiterin Lena Plapperer. Man wolle auch regionale Erzeuger und Lieferketten einbinden. Idealerweise im Netzwerk des Landkreises, wo man sich aktuell um das Förderprogramm „Öko-Modellregion“ bewirbt. Man erkenne die bislang von vielen geleistete Arbeit für die Fairtrade-Stadt an, so Plapperer. Doch man müsse auch sehen, dass sich das Thema in einem kleinen Kreis „totgelaufen“ habe, merkte Bürgermeister Christian Schweiger kritisch an. Zudem erhalte man inzwischen fair gehandelte Produkte auch im Handel.

Keine „Alibi-Veranstaltung“

Alternativ wolle die Verwaltung eine Initial-Veranstaltung für Interessierte organisieren, aus der sich ein aktiver Arbeitskreis entwickeln solle. Dies werde aber nur gelingen, wenn die Bürger mit ihren Anliegen und Vorschlägen auch bei der Stadt und in städtischen Gremien „Gehör“ finden. „Es liegt an uns“, entgegnete Schweiger auf die Nachfrage von Christiane Lettow-Berger (Grüne), die befürchtete, dass dies nur eine „Alibi-Veranstaltung“ sein könnte.

Am Ende stimmte der Hauptausschuss geschlossen für die von der Verwaltung vorgeschlagene Vorgehensweise.