Betrug
Kelheimer verlor sechsstellige Summe

Cyber-Trading nennt sich eine Betrugsmasche, vor der das Polizeipräsidium Niederbayern warnt. Anlagen sind oft nur ein Fake.

29.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:37 Uhr
Das schnelle Geld gibt es nicht im Internet. Das müssen Verbraucher oft erfahren, wenn sie auf unseriöse Trading-Plattformen hereinfallen. Sie sind quasi das Pendant zu „Fake-Internetshops“. Auch dort existieren, die angebotenen Waren oft nicht. So ist das auch bei den Fake-Anlage-Plattformen. −Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Dass auf den ersten Blick seriös wirkende Finanzanlagen im Internet sich als Fake erweisen, musste ein Mann aus dem Landkreis Kelheim schmerzlich erfahren. Laut Polizeipräsidium Niederbayern verlor er mehrere hunderttausend Euro.

Passiert war das Ganze Ende vergangenen Jahres. Der Landkreisbürger setzte auf Produkte einer betrügerischen Trading-Plattform mit angeblichem Sitz in Großbritannien und verlor die hohe Summe.

Ähnlich ist es einem Mann aus dem Landkreis Dingolfing-Landau ergangen. Über Monate zahlte er auf eine Online-Trading-Plattform rund eine Viertel-Million Euro ein – am Ende erhielt er lediglich einen Minimalbetrag im Vergleich zur Einlagesumme zurück. Der Großteil der Geldeinlage verlor sich laut Präsidium auf maltesischen und litauischen Konten, die Plattform selbst war nicht mehr erreichbar.

Gewinnkurve zeigte angeblich steil oben

Auch ein Rentner aus dem Rottal hoffte auf schnelles Geld. Nach einer Investition eines niedrigen vierstelligen Betrags gaukelten die Betrüger ihm den stetigen Zuwachs seiner Anlage vor, bis die schließlich rund eine Viertel-Million Euro erreicht haben sollte. Zur (Teil-)Auszahlung könne es aber nur kommen, indem er ein Bitcoin-Konto mit einer erneuten Einzahlung von rund 2000 Euro für angebliche Gebühren eröffnete. Zur Auszahlung kam es nicht, das Unternehmen, mit Sitz in der Dominikanischen Republik, ist nicht mehr erreichbar.

2020 registrierte das Polizeipräsidium in dem Deliktsbereich eine Gesamtschadenssumme von über einer Million Euro, bis zur Jahresmitte 2021 hat sich diese bereits fast verdoppelt, heißt es.

Die Betrugsopfer werden im Netz auf die dem ersten Anschein nach seriösen Trading-Plattformen aufmerksam. Über diverse Werbeseiten wird der Kontakt hergestellt, man erreicht die Angabe des Namens, Telefonnummer und Email-Adresse. Die Täter setzen sich telefonisch oder per Mail mit dem Interessenten in Verbindung.

Nach der „Probeinvestition“ von 250 Euro und meist mit Installation einer Fernzugriffssoftware werden dem Anleger schon innerhalb kürzester Zeit hohe Gewinne suggeriert.

Um das vermeintlich lukrative Geschäft zu untermauern, wird dem Anleger durch falsche Grafiken die Wertentwicklung des Depots zusätzlich positiv dargestellt. Nachdem das Onlinekonto nur noch den „Weg nach oben kennt“ fällt bei vielen Anlegern der letzte Zweifel, heißt es von der Polizei.

„Die unseriösen Trading-Plattformen werden immer professioneller gestaltet und wirken vertrauenserweckend. Nicht selten werben die Betrüger auf ihren Plattformen mit Prominenten, die allerdings einer Verwendung ihrer Bilder nie zugestimmt haben oder mit Logos von TV-Formaten. Oft werden auch tatsächlich existierende, seriöse Plattformen nahezu 1:1 kopiert. Meist unterscheidet sich dabei lediglich die Internetadresse minimal von der der Originalseite.“

Nur Betrüger gewinnen

Nachdem die Betrüger nur noch steigende Gewinne vorgaukeln, überweisen die Anleger scheinbar bedenkenlos teils sehr hohe Beträge. Aber spätestens wenn die Anleger ihre Gewinne einfordern, folgt die Ernüchterung. Die Trading-Plattformen, deren Geschäftssitz meist unbekannt ist, sind dann nicht mehr erreichbar.