Wirtschaft
Kirson wird Teil der Adfors-Gruppe

Der Gelegehersteller Kirson feiert in diesem Jahr sein 55-jähriges Bestehen. Und wird Teil der Adfors-Gruppe aus Frankreich.

22.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr

Kirson stellt Gelege her, mit denen zum Beispiel Dachpappe verstärkt wird. Das Unternehemen wurde von der Adfors-Gruppe übernommen. Foto: Göhl

Die Kirson GmbH ist in diesem Jahr 55 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern ist das allemal. Deshalb lud die Firma in diesem Jahr auch zu einem viertägigen Betriebsausflug nach Wien ein. Doch in die Jubiläumsfeier mischte sich auch Wehmut, denn für die Mitarbeiter heißt es derzeit Abschied nehmen. Die „alte Kirson“ wird es bald nicht mehr geben. Die Firma wurde von der Adfors-Gruppe aus Frankreich, die zu den 50 größten Aktiengesellschaften Europas gehört, übernommen undfirmiert zum Jahresende 2018auf den Namen Saint-Gobain Adfors Deutschland GmbH um.

Saint-Gobain ist zwar ein Unternehmen, das auch in Deutschland nicht ganz unbekannt ist, viele Besitzer französischer Autos kennen es als Hersteller von Autoglas. Doch Adfors ist ein eher unbekannter Name. Dabei gehören zu dem Baustoffkonzern bekannte Namen wie die Marken Isover, Sekurit und Rigips sowie der Baustoffhändler Raab Karcher. 170000 Mitarbeiter in 66 Ländern erwirtschafteten 2016 einen Umsatz von 39,1 Milliarden Euro. In Deutschland ist Saint-Gobain seit rund 160 Jahren ansässig und beschäftigt mehr als 14500 Mitarbeiter. Mittendrin steckt jetzt die bisherige Kirson mit rund hundert Mitarbeitern.

Fragen nach der Zukunft

Sorgen gab es deshalb bei den Kirson-Beschäftigten nur vorübergehend, sagt der Kirson-Betriebsratsvorsitzende Michael Schmid. „Es gab natürlich Fragen, als wir von der Übernahme erfuhren“, sagt Schmid. „Die Mitarbeiter fragten sich, was aus unserer Arbeit wird.“ Brennende Fragen waren: Wird das Werk geschlossen? Wird die Produktion verlagert?

Stimmung ist gut

Inzwischen sind die Fragen beantwortet. „Es ist wieder Ruhe eingekehrt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. „Das Werk läuft weiter wie bisher.“ Die Stimmung ist gut. Es gibt neue Aufträge und damit mehr Arbeit, denn die Baubranche boomt.

Sorgen weckt die Übernahme auch beiKirson-Geschäftsführer Jörg Göhlnicht. Ihn beunruhigt auch nicht der Umstand, dass an zwei weiteren Standorten des Konzerns ebenfalls Gelege – das Produkt des Standorts Mauern – produziert werden. „Kirson ist der Gelegespezialist der Gruppe“, sagt Göhl. „Produkte aus hochfesten Polyesterfäden, die in Neustadt zu mehr als 50 Prozent des Umsatzes beitragen, können in den beiden anderen Werken nicht hergestellt werden.“ Das Werk in Mauern und das Werk in Spanien seien nur in einem Produkt deckungsgleich. Göhl: „Man muss sich das so vorstellen, wie wenn sie in Spanien nur Diesel fahren können, wir aber Diesel und Benzin fahren können. Da kann man nicht eben einen Dieselmotor auf Benzin umbauen.“

Hauseigene Konkurrenz?

Und dass Produktionen von einem Standort zu einem anderen verlagert werden, schließt Göhl aus. Er sagt: „Die Wahrscheinlichkeit sehe ich nicht.“ Auch eine hauseigene Konkurrenz durch die Produktion in den USA für den Markt in Europa hält er für eher unwahrscheinlich. „Es ist schon seit Jahren nichts von Amerika nach Europa geliefert worden.“ Der Geschäftsführer sieht noch einen weiteren Pluspunkt für den Betrieb in Mauern. „Durch seinen Maschinenbau verfügt der Neustädter Standort über ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Konzerns“, sagt er.

„Mehr Abstimmung“

Dennoch, räumt Göhl ein, werde es in Zukunft nicht einfacher für den Betrieb in Mauern. Kirson kann nicht mehr nur für sich entscheiden, sondern muss auf die anderen Hersteller im Konzern achten. „Da ist mehr Abstimmung nötig, auch über die Preise.“

DerÜbergang vom Namen Kirsonzu Adfors soll übrigens so sanft und reibungslos wie möglich stattfinden, sagt Göhl. Zum Betriebsausflug erhielten alle Mitarbeiter eine Softshell-Jacke. Jeder konnte wählen, ob er diese in der „alten“ Kirson-Farbe blau oder der „neuen“ Adfors-Farbe rot haben wollte. Dezent sind auf dem Rücken der Jacken die Logos der beiden Unternehmen aufgelasert. Nostalgische Gründe scheinen bei der Wahl der Jackenfarbe allerdings eine geringere Rolle gespielt zu haben als das individuelle modische Empfinden.

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