Bauwerk
Kloster Biburg – neu erfunden

Bis jetzt hatten Bauforscher im alten Gemäuer im Landkreis Kelheim Vorrang. Bald sind engültig die Bauarbeiter da.

29.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:20 Uhr

So stellt sich der Investor das neue Kloster Biburg vor. Fotos: Abeltshauser (2), LS Immobiliengruppe

Noch ist es ruhig rund um das ehemalige Biburger Kloster. Nur im früheren Brauereitrakt sind Arbeitsgeräusche zu hören. Spätestens im Frühjahr soll sich das nach den Worten von Franz Steiglechner ändern. Dann fahren sogar große Kräne auf. „Denn wir müssen ja auch Decken entfernen.“

Steiglechner ist regelmäßig vor Ort. Er ist einer der Geschäftsführer der LS Immobiliengruppe mit Sitz in Mühldorf.Das Unternehmen ist seit Dezember Eigentümer des Gebäudes. Es will das Kloster sanieren und dort in erster Linie Wohnungen unterbringen. Investoren sollen diese kaufen, Mieter schließlich dort wohnen. Die Vermarktung der 50 Wohnungen läuft lauf Steiglechner gerade an.Die bisherigen Nutzer sind mittlerweile ausgezogen.

Er ist ehrlich: Eigentlich wollte er jetzt im September schon weiter sein. Ein Start der Bauarbeiten war ursprünglich für den Sommer anvisiert. Jedoch hatten die notwendigen Gespräche mit den Bau- und Denkmalschutzbehörden länger gedauert als gedacht. Jetzt sollen die großen Maschinen eben im Frühjahr anrücken. Ab dann rechnet der Fachmann mit einer Bauzeit von zwei Jahren.

Es ist aber nicht so, dass noch gar nichts geschehen wäre. Von vorn herein hat Steiglechner angekündigt, sich an der ursprünglichen Bausubstanz orientieren zu wollen. Was auch daran zu sehen ist, dass keine der 50 Wohnungen so aussieht wie die andere. Das Gebäude gebe die Formen vor. Deshalb hat der Mühldorfer Bauforscher hinzugezogen. Im Foyer beim Eingang im Westflügel sind deren Arbeiten noch zu sehen. An verschiedenen Stellen ist der Putz abgeschlagen. Um die Steine zu begutachten.Grundsätzlich weist das alte Gemäuer eine ereignisreiche Geschichte auf.

Durchaus interessante Ergebnisse

Letztendlich seien keine historischen Kracher zum Vorschein gekommen. Die bekannte Baugeschichte habe sich bestätigt. Trotzdem sind die Ergebnisse nicht uninteressant. Beispielsweise wisse man jetzt, dass nach dem Brand 1701 beim Wiederaufbau Baumaterial wiederverwendet wurde. Beim Brauereitrakt habe es vor einigen Jahrzehnten wohl eine Erweiterung gegeben.

Dort begannen die eigentlichen Arbeiten schon. Denn viel musste rückgebaut werden, um an die ursprünglichen Mauerzüge zu kommen. Das hat Steiglechner im gesamten Gebäude als erstes vor. Maueröffnungen, die ursprünglich welche waren, sollen auch wieder welche werden. Und auf das eine oder andere Schmankerl sei man schon gestoßen. Er zeigt auf eine kleine Säule im Brauereitrakt. Sie soll erhalten bleiben. Nicht als tragendes Element, sondern als Blickfang für‘s Auge.

Sehr viel sei in den 60er Jahren falsch gemacht worden. Der Baufachmann nimmt hier gar das Wort Frevel in den Mund. Ohne Rücksicht auf das Gebäude habe man Zwischenwände eingezogen. Das wird auf alle Fälle geändert. Und im Innenhof habe man rund 60 Zentimeter aufgefüllt – ohne ersichtlichen Grund.

Das zeige allein schon der Abstand der unteren Fensterreihe zum Boden. Aber auch archäologische Grabungen haben das ergeben. Die hat Steiglechner durchführen lassen. „Wir konnten den alten Kreuzgang nachweisen“, freut er sich. Der soll nach der Gestaltung des Innenhofes als solcher zu erkennen sein. Überhaupt will der Investor den so original wie möglich wieder errichten. Dazu sei eine Fachplanerin mit im Boot.

Details stehen noch nicht fest. Denkbar sind aber sich kreuzende Wege mit einem Brunnen in der Mitte. Was für klösterliche Höfe nicht untypisch wäre. Der Kreuzgang als solcher soll in Metall gearbeitet die Wände entlang laufen. Letzte Abstimmungen mit den kirchlichen Behörden seien hier noch nötig, da das Gotteshaus ja direkt an den Innenhof grenzt.

Zusätzliches Gebäude gefunden

Die Ausgräber wiesen auch ein weiteres Gebäude nach, das etwa in der Mitte des Hofes stand. Es diente wohl auch Wohnzwecken. Es soll wieder erstehen. Eine Nutzung vermag Steiglechner aber noch nicht zu nennen. Ein Teil des Hofes soll für das im Erdgeschoss vorgesehene Bistro als Freifläche dienen. Es soll das Gebäude weiter beleben.

Ansonsten wird der Hof für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Früher waren er und das Kloster immer wieder Ort für kulturelle Veranstaltungen. Denken wir nur an die Theateraufführungen, an Ausstellungen oder Freilichtfilmvorführungen.

Steiglechner will die alten Mauern dafür aber nicht verschließen. Er hat eine andere Idee. Das Kellergewölbe möchte er zu einer Begegnungsstätte machen – und das nicht nur für Bewohner. In seiner Fantasie finden dort schon Kunstausstellungen statt. Gerne würde er regionalen Künstlern ein Bühne bieten. Kultur soll auch in Zukunft in den alten Mauern eine Rolle spielen.

Schon im Januar hatte der Investor angekündigt, die alte Abfüllhalle als Garage für die Mieter nutzen zu wollen. Einen Teil davon – nämlich den, der nahe den Klostermauern steht – will er aber abreißen. Denn so viel Platz sei nicht nötig. Außerdem komme auf diese Weise das alte Gebäude noch besser zur Geltung. Rund um die alten Mauern will Steiglechner in Zukunft viel Grün sehen. Selbstverständlich werden die Außenbereiche gestaltet. Derzeit ist da auch viel Asphalt. Der muss weg. Einen dominierenden Haupteingang werde es nach der Sanierung nicht geben – sondern mehrere Eingänge. Das sei auch für die kommenden Mieter besser als ein großes Portal mit viel Verkehr.

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