Perspektiven
Krankenhaus bekommt Chirurgie-Ambulanz

An der Kelheimer Klinik kann das medizinische Versorgungszentrum jetzt doch starten. Weniger rosig ist die Finanzlage.

31.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr

Ein verknackster Fuß und ähnliche Übel sind „Klassiker“ bei chirurgischen Sprechstunden. Neben niedergelassenen Ärzten bieten zunehmend auch Medizinische Versorgungszentren solche Sprechstunden an. Auch die Goldberg-Klinik Kelheim steigt jetzt ein. Symbolfoto: DAK/Schläger/dpa/tmn

Die Goldberg-Klinik Kelheim (GBK) darf jetzt doch ein Medizinisches Versorgungszentrum für Chirurgie betreiben: Das hat Geschäftsführerin Dagmar Reich im Gesundheits- und Kreisausschuss bekanntgegeben. Im Februar soll dieses ambulante Angebot starten.

Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) bietet ähnlich wie die Praxen niedergelassener Ärzte ambulante kassenärztliche Leistungen an; es beschäftigt dazu Ärzte als Angestellte. Voraussetzung ist – sowohl für eine Praxis wie auch für ein MVZ – die Zuteilung eines entsprechenden Facharzt-Sitzes durch die Kassenärztliche Vereinigung. Nur mit dieser so genannten „Kassenzulassung“ zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für Behandlungen ihrer Patienten.

Nachdem in Kelheim Anfang 2018 (rechnerische) anderthalb chirurgische Facharzt-Sitze frei waren, hatte die GBK mit dem Segen des Kreistagsdas „Goldberg-MVZ Kelheim“ gegründetund sich um die Chirurgie beworben. Zunächst ohne Erfolg: Niedergelassene Ärzte, die sich ebenfalls beworben hatten, bekamen den Zuschlag. Sie haben Vorrang bei der Vergabe durch die Kassenärztliche Vereinigung.

Erste Sprechstunden im Februar

In Nachverhandlungen sei die Klinik aber doch noch erfolgreich gewesen und habe einen Sitz zugeteilt bekommen, schildert Geschäftsführerin Reich. Im Februar sollen nun die Sprechstunden starten, anfangs jeweils dienstags und donnerstags von 9 bis 11 und 13 bis 16 Uhr. Dazu werden nahe des Klinik-Haupteingangs derzeit Räume eingerichtet. Zwei Klinikärzte – Chefarzt Dr. Volker Benseler und Oberarzt Van Tuong Tran – werden sich die Sprechstunden mit einem Regensburger niedergelassenen Arzt, der für seine Arbeit am Goldberg beim MVZ angestellt wird.

Neben dieser neuen Einrichtung stellte Geschäftsführerin Reich auch die sonstigen Aktivitäten der Klinik vor – und wie sich diese auf die wirtschaftliche Lage auswirken. Kurz gesagt: positiv, aber trotzdem nicht ausreichend, um das Defizit zu senken. So hat die GBK im Jahr 2018 zwar sowohl rund 200 „Fälle“ mehr als 2017 behandelt, und auch der medizinische „Schweregrad“ dieser Fälle ist angestiegen. Aber dessen ungeachtet fielen, laut vorläufiger Bilanz für 2018, die Gesamt-Erträge um rund 3,8 Millionen niedriger aus als die Aufwendungen, die gut zur Hälfte aus Personalkosten bestehen. Überraschend kam dies für die Kreisräte nicht: Die Zahlen entsprechen dem Wirtschaftsplan der Klinik.

Die Schere zwischen Aufwand und Ertrag wird heuer noch weiter auseinanderklappen, auf knapp 4,3 Millionen Euro. Das geht aus dem Wirtschaftsplan 2019 hervor. Dieses Defizit, das der laufende Krankenhaus-Betrieb verursacht, muss der Kreis Kelheim als alleiniger Gesellschafter tragen. Hoffen kann er dabei auf einen Zuschuss von einer halben Million Euro aus bayerischen Förderprogrammen für Gynäkologie und Geburtshilfe. An Belastungen obendrauf kommen andererseits noch Zinsen und Tilgungen für Investitionen an der Klinik: Diese werden „auf Pump“ finanziert. Aktuell fließen die Kredite vor allem inAbriss und Neubau des maroden „B-Baus“samt Erneuerung der Notaufnahme.

Letzteres wird alleine heuer den Schuldenberg der GBK – den der Landkreis abstottern muss – nahezu verdoppeln, auf knapp 10,2 Mio. Euro; Tendenz steigend, wenn besagter Neubau voranschreitet.

Derselbe Trend gilt im übrigen auch für das zur Ilmtalklinik gehörende Mainburger Krankenhaus: Dessen Investitionsschulden, die der Landkreis ebenfalls bedienen muss, klettern heuer voraussichtlich von einer auf 2,9 Mio. Euro; und auch hier gilt: Der Berg wird weiterwachsen, wenn früher oder später eine Generalsanierung in Mainburg ansteht.

Rund fünf Millionen für Kliniken

Aus all diesen Faktoren leitet sich ab, was Kreiskämmerer Reinhard Schmidbauer in den Haushaltsentwurf 2019 in Sachen Krankenhäuser einplanen muss. Unterm Strich rechnet er für heuer mit rund 3,93 Millionen Aufwand für die GBK und 1,09 Millionen für die Ilmtalklinik.

Weitere Berichteaus der Kreispolitik lesen Sie hier!