Menschen Kunsttherapie als Einstieg

Essing.Reinhard Gogol hat nach einer Erkrankung Pinsel und Farbe für sich entdeckt.
„Er ist sehr kreativ bei allem, was mit Farben zu tun hat“, sagt Susanne Gogoll über ihren Mann Reinhard. Diese Eigenschaft entdeckte er aber erst nach einem Schicksalsschlag.
Bis 1995 verdiente Reinhard Gogoll sein Brot als Zimmerer. Ein Unfall zwang ihn in den Rollstuhl. Er schulte um zum Bautechniker und arbeitete bis 2020 in diesem Beruf. Bis er wegen eines Burnouts nicht mehr arbeitsfähig war. Seitdem ist Reinhard Gogoll krankgeschrieben.
Durch die Kunsttherapie in der Reha hatte er ersten Kontakt mit der Malerei. „Bis März 2021 habe ich gemalt und gezeichnet, dann aber wieder aufgehört“, erzählt er unserer Zeitung. Anfangs, zum Ausprobieren, besorgte er sich preisgünstige Malutensilien.
„Aber damit machte es keinen Spaß.“ Ein Jahr später holte er sich hochwertiges Material und begann erneut, Menschen und Tiere zu porträtieren. Seitdem malt und zeichnet er in Aquarell und Acryl.
Postkraten als Inspiration
Als Inspiration dienen ihm Postkarten und Bilder. „Ich bin erst am Anfang, sozusagen in der Findungsphase.“
Seine Frau findet seine künstlerische Entwicklung „einfach phänomenal“. Sie animierte ihn dazu, doch „in seine Bestimmung zu gehen“. Reinhard Gogoll setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm den Pinsel zur Hand und malte seine Frau, seine Hündin, Katzen und eine Rose, deren Ausstrahlungskraft den Blick regelrecht an sich zieht.
Susanne Gogoll und seine Schwester Sigrid Triltsch fanden die Ergebnisse so toll, dass sie ihn zur Teilnahme an der kürzlich stattgefundenen Ihrlersteiner Kunstausstellung überredeten.
Erst knapp zum Anmeldeschluss gab er sein Einverständnis. Als Bilder zeigte er die, die sonst in seinem Wohnzimmer zu sehen sind.
Verkaufen wollte er sie damals noch nicht. „Was sollte ich denn dafür verlangen?“ Der Entschluss sei ja mehr oder weniger eine Spontanentscheidung gewesen. „Ich hatte keine Erwartungen.“ In dieser Ausstellung in der Schulaula sprachen ihn viele an. „Das hat mich schon berührt.“ Ihm ist wichtig, dass andere sich an seinen Bilder erfreuen.
Die Krankheit vergessen
Für ihn selbst ist die Malerei eine Ablenkung. „Man ist in einer anderen Welt. Alltagsstress, Sorgen und die Krankheit kann ich dann vergessen“, sagt der Essinger Autodidakt. Malen und Zeichnen sei nicht nur seine Maltherapie, sondern eine Lebenseinstellung, ein Lebensweg.
„Es wird mich den Rest meines Lebens begleiten.“ Vielleicht wird die Malerei ja auch sein neues „täglich Brot“, meint er.
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Kelheim.