Medizin
Mehr Begeisterung für Pflegeausbildung

Die Medizin spürt den Fachkräftemangel in fast allen Bereichen. Politiker aus der Region berieten sich.

03.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:36 Uhr
Gesundheitsausschussvorsitzender Bernhard Seidenath war beim Fachgespräch von Petra Högl in Mainburg zu Gast −Foto: Stefan Scheuerer

Wie können mehr Menschen für eine Pflegeausbildung begeistert werden? Was wünschen sich Schüler der Pflegeschule in Mainburg für ihren Beruf? Diese und weitere Themen standen im Mittelpunkt des von Abgeordneter Petra Högl (CSU) initiierten gesundheitspolitischen Fachgesprächs. Als Referenten konnte Högl den Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Landtag, MdL Bernhard Seidenath gewinnen.

Wie Högl betonte, sei nicht die Bettenanzahl das Nadelöhr in der medizinischen Versorgung, sondern die Personalsituation. „Hier sind alle Akteure gefordert, um mehr Personal, vor allem im pflegerischen Bereich, zu gewinnen. Dies muss uns auch was Wert sein!“, betonte Högl. Zugleich bescheinigte sie dem Landkreis eine gute medizinische Versorgung.

Gesundheitsausschussvorsitzender Seidenath sah einen Mangel in allen Bereichen. Bei Ärzten, beim Pflegepersonal, bei den medizinischen Fachangestellten und den Heilmittelerbringern, wie Physiotherapeuten oder den Hebammen. In bestimmten Bereichen brauche es, wie Seidenath erläuterte, mehr Ausbildungs- und Studienangebote. So bei den Ärzten, den Notfallsanitätern oder auch den Hebammen. Der Freistaat sei hier dabei weitere Angebote zu schaffen und investiert etwa massiv in den Ausbau der Medizinstudienplätze. Ganz konkret sei hier kürzlich der niederbayerische Medizincampus auf den Weg gebracht worden, der zunächst 100 und im Endausbau jährlich 660 zusätzliche Studienplätze für Medizinstudenten in Niederbayern bieten werde.

In der Pflege ist das Problem mit der Nachwuchsgewinnung vielschichtiger. Für Dr. Michael Reng, Chefarzt der Kelheimer Goldbergklinik, fehle dem Pflegeberuf Wertschätzung. „Dies kann man auch nicht mit Geld aufwiegen“, stellte Reng fest, der selbst eine Pflegeausbildung absolvierte. Er plädierte die Pflege attraktiver zu machen, indem diese auch selbst gestalten dürfe. Ähnlich äußerte sich auch Hans Günther, Lehrer an der Berufsfachschule für Krankenpflege in Mainburg. Dieser berichtete von Erfahrungen und Rückmeldungen seiner Schüler. „Die Azubis werden drei Jahre lang sehr breit ausgebildet. Anschließend reduziert sich Pflege dann oftmals auf Körperpflege und Essen. Möglichst viele Patienten in möglichst kurzer Zeit bedienen“, führte Günther aus. Pflege brauche nach seinem Dafürhalten Gestaltungsmöglichkeiten, Abwechslung und „ein Gefühl, dass das, was man tut, auch Sinn macht“. Seidenath dankte für die Anregungen. „Wir müssen es schaffen, dass die Leute sagen: Ich will da hin, ich will diesen Beruf machen“. Er schlug vor, dass etwa Azubis die Möglichkeit haben sollen, einen Teil der Pflegeausbildung im Ausland zu machen. „So steigern wir die Attraktivität.“ Auch bekräftigte er die Forderung nach einer stärkeren Akademisierung der Pflege. „Wir brauchen mehr Studienplätze in der Pflege und auch ein Stipendium hierfür“, so Seidenath.