Mainburg
Milliardendeal in Niederbayern: Klimatechnik Wolf soll in italienische Hände kommen

05.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:39 Uhr
Ein Standort mit gewaltigen Ausmaßen: Die Wolf GmbH beschäftigt in Mainburg etwa 1400 Mitarbeiter. −Foto: Wolf GmbH

Dertraditionsreiche Hersteller von Klimatechnik Wolfsoll in italienische Hände wechseln. Allein am Standort und Sitz des Unternehmens in Mainburg (Landkreis Kelheim) sind rund 1400 Menschen beschäftigt.



Wolf-Eigner Centrotec verkauft seine Division „Centrotec Climate Systems“ (CCS) mit den Marken Wolf, Brink, Pro-Klima und Ned Air an die Ariston Holding N.V. – und zwar zu 100 Prozent. Ariston mit Sitz in den Niederlanden ist an der Mailänder Börse notiert. Beide Unternehmen – Centrotec und Ariston – haben dazu im September eine verbindliche Vereinbarung geschlossen. Damit der Deal abgeschlossen werden kann, ist noch die Genehmigung der zuständigen Behörden erforderlich. Damit wird bis Ende dieses Jahres gerechnet. Zum aktuellen Stand wollte sich Wolf nicht äußern. Sprecher Karl-Heinz Knoll bat am Montag auf unsere Anfrage hin um Verständnis, dass er gegenwärtig zu Ariston keine Aussage treffen könne.

Wolf selbst zählt nach eigenen Angaben insgesamt 2100 Mitarbeiter, neun Tochterunternehmen und 60 Vertriebspartner. Allein am Standort Mainburg sind rund 1400 Menschen beschäftigt.

Pionier bei Wärmepumpen

Ein entscheidendes Kriterium für das Interesse Aristons dürfte, so heißt es in der Branche, Wolfs Stärke im Bereich Wärmepumpen sein. Die Mainburger gehören zu den Pionieren im Wärmepumpenmarkt. 2010 bot Wolf seine erste Wärmepumpe an. Lange dümpelte dieser Markt dahin. Doch nun, mit der immer brisanter werdenden Klimakrise, gepaart mit der auch kriegsbedingten Knappheit beziehungsweise heftigen Verteuerung von Gas und Öl, sind Wärmepumpen gefragt wie nie. Die Prognosen schnellen nach oben. Geschäftsführer Thomas Kneip hat vor zwei Monaten gegenüber dem „Manager Magazin“ erklärt, dass Wolf 2025 „fast zehnmal so viele Wärmepumpen bauen“ will wie 2021. 2022 werde die Produktion bereits um zwei Drittel erhöht. Für 2023 sei eine weitere Verdopplung geplant. Gemeinsam mit Ariston wächst das Gewicht auf diesem Markt. Und es besteht die Erwartung, dass man seine technische und wirtschaftliche Marktposition national und international rascher ausbauen kann.

Noch ist man von den Branchengrößen Viessmann und Bosch, was das Umsatzvolumen betrifft, deutlich entfernt. Man rückt aber erheblich näher heran: Wolf kommt gemeinsam mit den Ariston-Marken Elco und Atag auf geschätzt gut eine Milliarde Euro Umsatz, so das „Manager Magazin“. Wolf allein trägt gut die Hälfte dazu bei, den Angaben zufolge 599 Millionen Euro. Wolf ist dabei sehr profitabel. Das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) betrug im Jahr 2021 immerhin 84,8 Millionen Euro. Die Ariston-Gruppe kommt auf einen Gesamtumsatz von nicht ganz zwei Milliarden Euro. Das Spektrum von Wolf umfasst neben den Wärmepumpen generell Systeme zur Warmwasserbereitung, Heizung, Lüftung und Klimatisierung für jede Art von Raum, in dem Menschen leben und arbeiten – so beschreibt es das Unternehmen selbst.

Geschichte reicht bis 1963 zurück

Die Geschichte von Wolf beginnt 1963 in Mainburg. Hier gründete Anton Wolf die Firma. Anfangs wurden Teile für Hopfenverarbeitungsmaschinen und Wärmeerzeuger produziert. Anfang der 70er Jahre startete die Entwicklung von Lüftungs- und Klimageräten. In den 80er Jahren stieg Wolf in die Heiztechnologien ein. Mittlerweile stecken Wolf-Anlagen im Roten Rathaus in Berlin genauso wie in einer Bohrinsel vor der norwegischen Küste oder in einer Wohnanlage in China.

Wolf ist 2006 von Centrotec gekauft worden. Für die Centrotec SE zahlt sich das Engagement hervorragend aus. Sie erhält für den Verkauf von Ariston stattliche 703 Millionen Euro in bar. Obendrauf kommen noch 41,42 Millionen Ariston-Aktien. Damit erreicht das Gesamtvolumen rund eine Milliarde Euro. 2006 hatte Centrotec für Wolf einen Betrag im oberen zweistelligen Millionenbereich bezahlt.