Neujahrsempfang
Ministerin fordert in Wildenberg mehr Tempo bei Digitalisierung

31.01.2023 | Stand 15.09.2023, 1:54 Uhr
Roswitha Priller
Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach begeisterte beim Wildenberger CSU Neujahrsempfang mit ihren klaren und ehrlichen Statements. −Foto: Fotos: Roswitha Priller

Die Neujahrsempfänge des Wildenberger CSU-Ortsvereins haben eine jahrzehntelange Tradition. Auch beim 31. Empfang gelang es den Wildenbergern eine namhafte Größe aus der bayerischen Landespolitik, Digitalministerin Judith Gerlach, als Gastrednerin zu gewinnen.

Dementsprechend vollbesetzt war auch der Saal im Gasthof Pürkwanger Hof, in den der Ortsverein geladen hatte. Für die Musik sorgten einige junge Wildenberger Künstler.

Auszeichnung für Ehrenamt

Die Ehrung von ehrenamtlich aktiven Bürgern stand ebenso auf dem Programm. Außer über den Besuch von Vertretern der umliegenden Gemeinden freute sich stellvertretende Ortsvorsitzende Simone Grim auch über die Anwesenheit von Europaparlamentarier Manfred Weber. Dessen Fürsprache war es zu verdanken, dass die Digitalministerin die über dreistündige Anreise von ihrem Heimatort in der Nähe von Aschaffenburg auf sich genommen hatte.

Die vielen jungen Gesichter in den Reihen des Publikums gehörten meist zu den JU-Ortsverbänden aus dem Landkreis. Hier machte sich die Wiederbelebung der Wildenberger JU unter Leitung von Janik Atzenbeck (19) bemerkbar.

Manfred Weber hob in seinem Grußwort die fundamentalen Änderungen, die seit Beginn des Ukraine-Krieges in Europa stattgefunden haben, hervor. Mit klaren Worten bezeichnete der Europapolitiker die Invasion Russlands in die Ukraine als „Staatsterrorismus“, der „kein normaler Krieg“ sei. Weber forderte den Zusammenhalt der Europäer mit gemeinsamer Außen- und Verteidigungspolitik.

Festrednerin Judith Gerlach freute sich über die musikalische Begrüßung durch die beiden Pianisten Levin (11) und Laurin (15) Atzenbeck sowie Julia Priller (17) an der Querflöte. Gerlach ist die erste Ministerin des 2018 in Bayern neu geschaffenen Digitalministeriums. „Der Mensch steht im Mittelpunkt bei der Digitalisierung“, führte die Ministerin aus. Jedes Projekt müsse die Prüfung bestehen, ob es nur nett aussehe oder den Menschen auch tatsächlich Vorteile bringe. Als Kernthema für ihre Rede hatte sich Gerlach das Thema „digitale Verwaltung“ ausgesucht. „Unsere Behördenstrukturen sind momentan sehr behäbig“, meinte sie.

Dass könnte letztendlich auch zu einem Vertrauensverlust der Bürger führen, weil alles so lange dauert und es nicht transparent sei, wie weit eine Antragsbearbeitung schon gediehen sei. Die Einführung der digitalen Verwaltung böte auch die Gelegenheit, über die alten Strukturen nachzudenken.

„Wir müssen die Digitalisierung da einsetzen, wo wir Routine haben und keine Entscheidungen nach Ermessen gefordert sind“, so die Ministerin. Gerlach forderte eine Entwicklungskultur bei gleichzeitiger Akzeptanz der Gesellschaft. „Die Zeit der fünfjährigen Stuhlkreise sollte vorbei sein“, so Gerlach. Stattdessen will sie verbesserte digitale Angebote schnell in die Öffentlichkeit bringen und je nach Rückmeldungen nachbessern. International sei Deutschland teilweise abgehängt. Warum nicht parallel zur analogen Lösung einen digitalen Führerschein für das Smartphone, wie es ihn beispielsweise in Österreich oder Estland gibt?

Bayern als Vorreiter

Als besonders problematisch sah die bayerische Ministerin die deutsche Haltung in der EU zu digitalen Fragestellungen an. „Wir haben keine einheitliche Stimme der Bundesregierung in der EU für Fragen wie beispielsweise mit Künstlicher Intelligenz umgegangen wird“, stellte Gerlach klar. Mit einem Digitalministerium ist Bayern Vorreiter in Deutschland.

„Wir wollen in dem Thema gestalten und nicht nur konsumieren“, deswegen seien in ihrem Ministerium die Kräfte entsprechend gebündelt worden. Gleichzeitig müsse man Visionen haben und alle Bürger mitnehmen.