Quartier
Mit Fußballern wird’s auch kompliziert

Hochklassige Hotels gehören zu Bad Gögging wie die gesunden Heilmittel. Es kommen auch Promis und Profisportler.

28.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr

Im Hotel The Monarch in Bad Gögging finden sich eher keine klassischen Kurgäste – dennoch wird die Kurtaxe fällig. Foto: Wolfram Schmidt-Archiv

Michael Lopacki sagt es geradeheraus und ungeschminkt: „Wir profitieren nicht vom Standort, der Standort profitiert von uns und von unseren Gästen. “

Lopacki führt seit zehn Jahren als Area General Manager des Hotel The Monarch in Bad Gögging, laut ihm „mit 80 000 Gästen pro Jahr das größte Haus am Platz. Wir sind, quasi auf der grünen Wiese, an 40 bis 50 Tagen pro Jahr ausgebucht. Darauf sind wir stolz. Das ist harte Arbeit im Verkauf. Die Gäste kommen nicht, weil Bad Gögging so sexy ist“.

Keine klassischen Kurgäste im Hotel

Klassische Kurgäste gehören weniger zum Klientel des Vier-Sterne-Superior Hotels am Rande des Kurorts. Tagungsgäste, Geschäftsreisende oder Wellnessurlauber übernachten meist zwischen zwei und vier Tagen im Monarch. Dazu gibt es seit zwei Jahren eine Kooperation mit der Bundeswehr: Von Auslandseinsätzen traumatisierte Soldaten bekommen im Bad Gögginger Hotel eine Ruhepause, arbeiten mit Psychologen in Seminaren.

Auch Nato-Soldaten gehören ebenso zum Kundenkreis wie Regierungsdelegationen – aktuell eine des serbischen Innenministeriums – sowie auch Luft- oder Raumfahrttechniker, die in Manching arbeiten. „Es gibt aber auch Langzeitgäste die zwischen zwei Wochen und teils sogar mehreren Monaten bleiben“, sagt Direktionsassistentin Simone Steber. „Aber das ist natürlich die Ausnahme.

Eher geringe Promi-Dichte

Ebenfalls eher ausnahmsweise finden Prominente den Weg in das 310-Zimmer-Haus. „Die Promidichte ist überschaubar“, sagt Lopacki und fügt an: „Prominenz ist an sich ja ein dehnbarer Begriff.“ Dennoch: Der bayerische Ministerpräsident hält hier Hof, der Innenminister ist regelmäßig zu Gast, im Tross des bayerischen Fußballverbandes schlug auch schon der DFB-Präsident seine Zelte in Bad Gögging auf. „Der normale Gast bekommt davon aber wenig bis nichts mit. Diskretion gehört zu unseren Aufgaben“, sagt Steber.

„Diese Gäste kommen meist durch die Tiefgarage rein – unerkannt. Wenn sie dann mal im Restaurant sitzen und erkannt werden, dann ist das in 99 Prozent der Fälle aber auch kein Aufreger.“ Aufregung gab es im The Monarch, als die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft sich im Kurort im Jahr 2016 auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro vorbereitete. „Da war das Fanaufkommen schon erheblich größer. Da gab es schon auch in der Hotel-Lobby Selfie- oder Autogrammanfragen“, erinnert sich Lopacki an Steffi Jones und Co..

Fußball ein „spezielles Business“

Neben den DFB-Frauen, die im Monarch schon als Stammgäste gelten, sind Fußballteams, die zu Trainingslagern oder zur Vorbereitung zu Bundesliga- oder Zweitliga-Spielen gegen Bayern München, FC Ingolstadt oder Jahn Regensburg nach Bad Gögging kommen, keine Ausnahme mehr. Den Hauptteil machen laut Lopacki aber Vereins- und Nationalteams aus dem Nahen oder Mittleren Osten aus. Dann kann es auch mal turbulent zugehen. „Bei den deutschen Mannschaften ist alles durchorganisiert, aber mit den arabischen Teams ist es schon ein spezielles Business“, sagt Lopacki. Schon die Planung und Buchung im Vorfeld sei oftmals ein „organisiertes Chaos“ und laufe im Großen und Ganzen per WhatsApp, also einen Handy-Kurznachrichtendienst ab. „Der komplette Schriftverkehr läuft so ab und auch während des Aufenthalts ist man per Handy 24 Stunden am Tag gefragt“, sagt Steber. Sonderwünsche sind, zumindest bei einer Mannschaft aus Dubai, an der Tagesordnung. „Das gehört eben zum Job“, sagt Lopacki, der dann auch hinnimmt, das muslimische Spieler auf dem Gang vor seiner Wohnung im Hotel gen Mekka beten. „Letztlich ist es nur wichtig, dass alle Gäste zufrieden das Haus verlassen“, sagt er.

Das war auch bei der ukrainischen Nationalelf der Fall, die sich 2012 in Bad Gögging auf die Fußball-EM vorbereitete. Allerdings gab es ein brisantes Nachspiel: Die Führung der Nationalmannschaft behauptete,sie seien in Bad Gögging vergiftet worden. „Die Nachricht ging um die Welt, zog politisch Kreise bis ins Bundesaußenministerium“, sagt Lopacki. „Die Ukrainer hatten eigene Köche dabei und die bedienten sich aus demselben Warenkorb aus denen 200 andere Gäste bekocht wurden. Da fehlte niemandem was. Das Thema war von Brisanz geprägt, am Ende aber ein Tsunami im Wasserglas.“

„Auch wir sind Bad Gögging“

Letztlich gebe es keine schlechte PR, sagt Lopacki, der glaubt, „dass Bad Gögging durch den Vorfall an Bekanntheit zugelegt hat“. Und das freut ihn, denn: „Wir sind hier in der Region ansässig und damit auch der Region verpflichtet. Wir kennen die Spielregeln, zahlen deshalb, auch wenn wir eigentlich nichts damit zu tun haben, für jeden Gast die Kurtaxe. Das gehört sich so – auch wir sind Bad Gögging.“

DieThemenwoche100 Jahre Bad Gögging finden Sieauch im Internet.

Weitere Berichte aus Neustadt und Bad Gögging