Engagement
Orte des Andenkens erhalten

Rolf Bach und Ottmar Hammer bewahren Marterl und Grenzsteine vor dem Verfall. Viele weitere Hände helfen mit.

25.11.2021 | Stand 15.09.2023, 22:54 Uhr
Roland Kugler
Rolf Bach, Ottmar Hammer und Bürgermeister Christian Nerb (v.l.) freuen sich über das restaurierte Marterl. −Foto: Roland Kugler

Seit Jahrzehnten sanieren Ottmar Hammer und Rolf Bach Marterl, Grenz- und Gedenksteine in der Umgebung von Saal. Vieles schaffen sie alleine, manchmal braucht es aber zum handwerklichem Geschick auch Fachleute. Wie beim jüngsten Objekt, da gab es auch noch finanzielle Unterstützung der Gemeinde.

Das Marterl steht in der Flur zwischen den Orten Mitterfecking und Reißing. An einer kleinen Verbindungsstraße, zwischen Feldern, neben einer alten Lärche. Der Wald des Igelsberges ist ein gutes Stück entfernt. Es trägt die Jahreszahlen 1867 und 1888. Doch es nagt nicht nur der Zahn der Zeit an ihm, sondern es wurde im Laufe der Zeit auch immer wieder mutwillig beschädigt.

Die beiden geschichts- und heimatverbundenen Saaler hatten schon 1982 den beschädigten Stein mit Mörtel ausgebessert und neu verputzt. Ottmar hatte eine Gittertür angebracht, und eine Madonna ins Marterl gestellt, die er mit seiner Tochter Karin geschnitzt hatte. Das freute nicht nur die Spaziergänger die vorbei kamen, sondern auch manche Vögel. „Bachstelzen haben ein Nest rein gebaut und ihre Jungen groß gezogen“ erzählt Ottmar. Doch die Gittertür wurde beschädigt, und die Madonna angezündet. „Ich verstehe nicht, warum manche so etwas dummes und sinnloses machen“ sagt Rolf. Doch die beiden ließen sich nicht entmutigen, und kümmerten sich weiter um das Marterl. „Es war ein großer Wunsch von mir es zu restaurieren“ sagt Ottmar. Seine Ausbesserungen hatten lange gehalten, doch in den vergangenen Jahren war es wieder arg verwittert. Damit es möglichst lange hält, holte er sich einige Fachleute mit ins Boot. Stefan Wagner senior half das Marterl abzuschleifen, und fertigte ein Steinkreuz an. Bei der Firma Völkl wurde eine neue Steintafel mit Inschrift in Auftrag gegeben. Korpus und Gitter wurden neu gestrichen, ebenso die Madonna. Es gibt wieder eine, und das ist eine schöne Geschichte, „denn keiner weiss wer sie angefertigt und reingestellt hat“ sagt Ottmar.

Die beiden und ihre Helfer machen ihre Arbeit ehrenamtlich. Doch eine hochwertige Steintafel und professionelle Steinmetzarbeit kosten etwas. Deshalb fragten sie bei Saals Bürgermeister Christian Nerb um finanzielle Unterstützung an, denn das Marterl befindet sich auf Gemeindegrund. „Ich finde es löblich und bin dankbar, wenn sich jemand um unsere Denkmäler kümmert. Und wir haben ein kleines Budget für den Denkmalschutz“, sagt Nerb. So übernahm die Gemeinde die Kosten für die Sanierung.

Warum das Marterl dort steht, ist nicht sicher bekannt. „Ich habe im Gemeindearchiv nachgeforscht, aber nichts gefunden. Aber ein alter Reißinger erzählte mir schon vor Jahrzehnten, dass dort einst jemand vom Blitz erschlagen wurde“ sagt Ottmar. Mit den beiden Zahlen seien das Geburts- und Todesjahr festgehalten worden, so die Überlieferung. Marterl wurden oft aus solchen Gründen erstellt: wegen Unfällen oder Unglücken. Oder aus Dank wenn man diese überlebt hatte. Deshalb haben viele religiöse Inschriften des Dankes oder des Gedenkens. Manche erzählen von wahren Begebenheiten, mit Jahreszahlen, Namen, kurzen Beschreibungen und Bildern. Oft tragen sie dann im Volksmund den Namen der Erbauer oder Stifter. Einige erzählen auch von eher sagenhaften Begebenheiten, und manche sind nicht mehr zu entziffern und ihre Herkunft ist vergessen.

Das Marterl erstrahlt jetzt wieder wie neu, und die Freude von Ottmar und Rolf ist groß. Zu der Bank, die Ottmar schon in den 80er Jahren gebaut hat und die immer noch steht, hat die Gemeinde eine weitere aufgestellt. Bürgermeister Nerb sagt, dass nächstes Jahr auch wieder eine Wildrose angepflanzt wird. Denn eine solche und ein Holunder hatten es schon früher eingerahmt. „Es ist ein schöner Ort hier. Ich fahre im Sommer manchmal mit dem Rad her und setze mich hin“ sagt Ottmar. Dazu regen Marterl an: zum innehalten und nachdenken.