Solidarität
Riesige Spendenbereitschaft fürs Ahrtal

In zwei Hilfslieferungen kamen für über 100 000 Euro wichtige Hilfsgüter aus Mainburg von über 150 Spendern ins Ahrtal.

12.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:06 Uhr
Roswitha Priller
Sachspenden im Wert von über 100 000 Euro von 150 Spendern wurden aus Mainburg ins Ahrtal geliefert, In einem Verteilzentrum werden gerade dringend benötigtes Brennholz sowie Baumaterialien von einem der vier Mainburger Lkw abgeladen. −Foto: Reiner Gastner

Spenden im Sachwert von über 100 000 Euro konnten im Rahmen von zwei Hilfslieferungen in den vergangenen Monaten aus Mainburg ins Ahrtal gebracht werden. Die Sachspenden kamen aufgrund von einer privaten Initiative zusammen. Das Ehepaar Reiner und Dorraine Gastner mit seinen Nachbarn Roland und Heidi Dasch sind immer noch ganz überwältigt von der riesigen Spendenbereitschaft der Mainburger. Von über 150 Firmen und Privatleuten aus dem Großraum Mainburg sammelten sich dringend benötigtes Baumaterial, Werkzeuge und Maschinen in einer Lagerhalle der Initiatoren. „Wir wollen uns bei allen bedanken, die unsere Aktion mitgetragen haben“, so Reiner Gastner im Gespräch mit der Mittelbayerischen Zeitung. Bei über 150 Spendern könne leider kein Unternehmen oder keine Privatperson besonders hervorgehoben werden. Gastner betonte aber, dass er die Solidarität aus Mainburg und Umgebung zu den Flutopfern im ja doch relativ weit entfernten Ahrtal sensationell findet.

Bereits eine Woche nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal hatte Gastner Kontakte geknüpft, um einem betroffenen Unternehmer vor Ort direkt zu helfen. „Der Hoch- und Tiefbauer war total abgesoffen und stand wie so viele andere in der Region vor dem Nichts“. Die Idee war, einem Unternehmer zu helfen, damit der wieder in der Region beim Aufbau helfen kann. Mit einem gespendeten Sprinter-Fahrzeug plus Werkzeug und Material sollte ihm unter die Arme gegriffen werden. „Das Fahrzeug wollten wir natürlich nicht leer rauffahren – und irgendwie mussten wir ja auch wieder heimkommen.“ Also planten die vier engagierten Nachbarn eine Hilfsfahrt mit zwei voll beladenen Transportern ins Ahrtal. Mit Sachspenden hauptsächlich von Privatleuten ging es Anfang August in die extrem gebeutelte Region.

„Es war erschütternd zu sehen, wie schlecht es den Leuten geht“, beschreibt Dorraine Gastner ihre Eindrücke. Es sei etwas ganz anderes, die katastrophalen Zustände mit eigenen Augen zu sehen. Zwei Monate später fuhren nochmals vier LKkw von Mainburg ins Ahrtal. „Die Hilfsbereitschaft hier in der Mainburger Region war riesig. Dafür wollen wir uns ganz herzlich im Namen von Familie Dasch und unserer Familie bedanken. Die Spender sind die eigentlichen Helden – wir waren nur die Postboten“, betonen Gastners. Aufgrund einer Dankesanzeige aus dem Ahrtal in der hiesigen Presse wurden viele Privatleute und Unternehmer erst auf die Initiative aufmerksam. Da liefen bei den beiden Familien Dasch und Gastner die Telefone heiß. „Viele haben gefragt, wann wir wieder rauffahren und uns großartige, wirklich sehr dringend benötigte Waren angeboten.“

So kam die zweite Tour im Oktober mit gleich vier Lkw zustande. Geliefert wurden in enger Absprache mit den Geschädigten unter anderem Fahrzeuge, Werkzeuge und E-Werkzeuge, Pumpen, Bautrockner, Stromverteiler, Heizgeräte, Brennholz, Feuerwehrausstattung, Sanitärartikel, Bauhölzer, Fliesen, Baustoffe, Treibstoffe, Lebensmittel, Reinigungsmittel und vieles andere mehr. Allein 40 Tonnen Brennholz und ein gesamter LKW voll mit neuen Sanitärobjekten war dabei.

Man war beeindruckt, wie gut sich die Leute im Ahrtal in ihrer Not selbst organisiert haben. „Die Solidarität untereinander ist riesig. Viele Häuser sind immer noch unbewohnbar. Die Menschen sind teilweise bei Nachbarn, Verwandten oder in Ferienwohnungen untergekommen.“

In großen selbstorganisierten Verteilzentren in Mayschoß, Ahrbrück, Grafschaft Gelsdorf, Dümpelfeld und auf der Kalenborner Höhe haben Gastners und Daschs die Sachspenden abgeliefert. „Es ist super, wie alles ehrenamtlich organisiert ist. Große Maschinen werden von Baustelle zu Baustelle weitergereicht. Nur die kleinen Werkzeuge und das Material wird an die Bedürftigen verschenkt“, zeigten sich Gastners beeindruckt von der Nachhaltigkeit der Organisation. Wenn am Ende eine große Maschine von keinem mehr gebraucht werde, soll sie verkauft werden. Der Erlös kommt dann wieder der Allgemeinheit zugute. „Was die Menschen hier leisten ist phänomenal.“