Handwerk
Schreinerei Schreiner bald Geschichte

Drei Generationen der Familie haben Mühlhausen und Umgebung mit Holzprodukten versorgt. Jetzt wird der Betrieb verpachtet.

30.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:14 Uhr
Josef Kastl
Der Mühlhausener Schreiner Albert Schreiner arbeitet zum letzten Mal in seiner Werkstatt. Eine Familientradition über drei Generationen geht zu Ende. −Foto: Josef Kastl

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Mühlhausen alle Handwerksbetriebe, die „man zum Leben“ braucht. Mit den Jahren verschwanden Metzgerei, Bäckerei, Tankstelle und Dorfschmiede aus dem Ortsbild. Jetzt steht auch bei der Schreinerei eine historische Wende an. 1928 heiratete der 27-jährige Schreinermeister Albert Schreiner aus Pfeffenhausen in ein landwirtschaftliches Anwesen in Mühlhausen ein. Neben der Landwirtschaft hatte er Stühle, Tische, Särge angefertigt und Möbel repariert. Als leidenschaftlicher Musiker leitete er den Kirchenchor, spielte die Orgel in der Kirche und nutzte jede Gelegenheit, mit seiner Tuba zu spielen. In den fünfziger Jahren bekam er Unterstützung von seinem Sohn Albert, dem er im Jahr 1958 den „Ein-Mann-Betrieb“ übergab. Gemeinsam bauten sie 1962 das erste Werkstattgebäude an der Herrenholz-Straße. Neben Hopfengarten, Schweinestall und Acker machte sich Albert Schreiner Junior an die Herstellung von Fenster, Türen und hochwertigen Möbeln. „Aber wenn es eine Gelegenheit gab, als Musiker mit Trompete, Akkordeon oder Orgel zu spielen, musste die Arbeit warten“ sagt seine Frau über ihren bereits verstorbenen Ehemann. Für sie war es auch selbstverständlich „als Schreinergeselle in der Werkstatt auszuhelfen.“

Aufgrund steigender Nachfrage aus Mühlhausen und Geibenstetten wurde mit der Ausbildung begonnen. Von den 18 jungen Menschen aus Mühlhausen und Geibenstetten, die beim „Albert“ gelernt haben, sind einige noch in der Firma. 1976 wurde der Bauernhof aufgelöst und mit dem Bau einer großräumigen Werkstatt und einer Holzlagerhalle in 1986 der Grundstock für einen modernen Fachbetrieb gelegt. Gut gerüstet übernahm 1995 der Enkel des Gründers, „Albert Schreiner III.“, das handwerkliche Unternehmen und stattete es mit modernsten Holzbearbeitungsmaschinen aus. Über Architektenausschreibungen bekam er nun Aufträge weit über Mühlhausen hinaus. Dabei handelte es immer mehr um komplette Umbauprojekte. Natürlich galt es auch weiterhin, moderne Einbauküchen, Möbel aller Art und Holztreppen für anspruchsvolle Kunden anzufertigen oder Spezialaufträge wie die Restaurierung von Kircheneinrichtungen auszuführen. Für die sechs Schreinergesellen gibt es heute täglich neue Herausforderungen, unter anderem auch bei Industriekunden.

Bei den Mühlhausener Vereinen ist der „Schreiner Albert“ dafür bekannt, dass seine Werkstatt „in Notfällen immer offensteht“. Sehr oft wurde beim Aufbau eines Festes gesagt „Ruf den Albert an, der kann bestimmt helfen“. Ab dem ersten Oktober 2021 ist dies nur noch bedingt möglich. Albert und Marianne Schreiner haben sich entschlossen, nachdem die drei erwachsenen Töchter andere berufliche Wege gehen, ihren Betrieb zu verpachten.

Sie freuen sich, dass sie mit der Firma Schwarz und Sohn aus Mainburg einen Partner gefunden haben, der die Werkstatt pachten und die Mitarbeiter übernehmen wird. Ein junger Schreinermeister wird die „Schwarz und Holzwerkstatt“ in der gewohnten Weise weiterführen. Er bietet den Stammkunden die gleichen vielfältigen Leistungen wie bisher an und wird die eine oder andere Neuerung anpacken.