Test
So barrierefrei ist Kelheim

Die Mitglieder des Verkehrsclubs waren in Kelheim unterwegs. Sie stießen auf manches Hindernis.

17.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:01 Uhr
Zunächst führen die aufgemalten Schritte von der Schiffsanlegestelle in die richtige Richtung – dann aber „stellt“ sich ein zu hoher Bordstein in den Weg. −Foto: Hoffmann/ACE Kelheim

Wer an diesem Tag auf Kelheims Straßen und Wegen unterwegs ist, will schnell ankommen. Vielen Menschen gelingt das auch. Aber: Auch Rollstuhlfahrer, Seniorinnen oder junge Eltern wollen nicht nur schnell, sondern auch sicher von A nach B kommen. Grund genug für den Kelheimer ACE-Kreisclub, sich zentrale Punkte der Stadt etwas genauer anzusehen. Werner Katschke, Vorsitzender des Kreisclubs, formuliert es so: „Wir wollen uns einen Eindruck davon machen, wo die Kelheimer auf Hindernisse stoßen und wo es möglicherweise besonders gute Beispiele für Barrierefreiheit gibt.“

Nach einer zweistündiger Tour durch die Donaustadt ist klar: „Es gibt zwar Licht, aber noch mehr Schatten“, fasst Falk Hoffmann, Regionalbeauftragter in der ACE-Region Bayern, in der Mitteilung an unsere Zeitung zusammen.

Hindernisse erkennen

Oft sind es kleine Hindernisse, über die Menschen ohne Handicap hinwegsehen, für einen Rollstuhlfahrer aber, für einen Senior mit Rollator oder eine Mutter mit Kinderwagen bilden sie manchmal unüberwindbare Barrieren. In Kelheim konnten in nur zwei Stunden gleich mehrere dieser Hindernisse dokumentiert werden.

Am Waldfriedhof in der Weltenburger Straße ist der Parkplatz vom Eingang in den Friedhof von einem viel zu hohen Bordstein getrennt. Da gerade ältere Menschen den Friedhof besuchen, stellt dies für sie ein unnötiges Hindernis dar.

Auch am Wöhrdplatz treffen Katschke und Hoffmann auf solche Barrieren: Als gute Idee waren sicherlich die auf der Straße aufgemalten Fußspuren vom Parkplatz der Schiffsanlegestelle in Richtung Innenstadt gedacht. Zunächst führen sie einen auch in die richtige Richtung – dann aber „stellt“ sich einem wiederum ein zu hoher Bordstein in den Weg.

Ebenfalls am Wöhrdplatz fällt die öffentliche Toilette negativ auf. Nicht nur, dass das Behinderten-WC keinen Tastschalter hat – ein Betroffener müsste also mühsam die Türe per Hand öffnen – am „Test-Donnerstag“ ist die Toiletten-Anlage gar versperrt, also gar nicht nutzbar. Ein entsprechender Hinweis auf eine barrierefreie Toilette in der unmittelbaren Nähe gibt es nicht. Ihr Weg führt Katschke und Hoffmann dann in die Innenstadt, dort ist sofort zu erkennen, dass die Stufen der St-Matthäus-Kirche am Ludwigsplatz für Menschen mit mobiler Einschränkung unüberwindbar sind. Wenige Meter weiter kann der ACE-Kreisclub Kelheim dann ein gutes Beispiel für Barrierefreiheit in Kelheim entdecken: Das Rathaus ist über eine Rampe barrierefrei betretbar – wer also mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen ins Rathaus will, schafft dies problemlos.

Bürger sollen Fotos schicken

Der ACE-Kreisclub hatte in der jüngeren Vergangenheit mit Nachdruck und erfolgreich einige Verbesserungsvorschläge für Kelheimer Verkehrswege eingebracht. „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, die Belange von Menschen mit mobiler Einschränkung nicht nur ernst zu nehmen, sondern in der Fläche umzusetzen. Barrierefreiheit sollte nicht einfach als nett gemeinter Bonus verstanden werden, sondern muss eine Selbstverständlichkeit sein. Verkehrsplaner sollten sich immer darüber bewusst sein, dass tägliche Wege von Menschen mit Geh-, Hör- oder Sehbehinderung beschritten werden. Ganz grundsätzlich kommen wir alle besser an, wenn Infrastruktur barrierefrei gestaltet wird,“ so der Kelheimer Kreisvorsitzende des ACE.

Falk Hoffmann ergänzt: „Die beste Möglichkeit das Thema ganzheitlich anzugehen ist, Menschen mit mobiler Einschränkung in Planungsprozesse einzubeziehen und sie selbst für sich sprechen zu lassen. Mit unserer Aktion hier in Kelheim wollen wir auf die Vielzahl und die Vielfalt täglicher Mobilitäts-Hürden aufmerksam machen.“

Der ACE lädt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger dazu ein, Fotos von Barrieren in ihrem Umfeld zu machen und auf die Mach-mit-Plattform www.ace-clubinitiative.de hochzuladen. Die besten Fotos werden prämiert. Alle weiteren Informationen sind auf der Plattform zu finden.