Literatur So war das Leben früher in Berghofen
Johann Alkofer wuchs in dem Dorf, das heute zu Thaldorf gehört, auf. In einem Buch hat er seine Erinnerungen festgehalten.

Kelheim.Wissen Sie, wo der Ort Großberghofen ist? Nein? Dann sind Sie damit nicht allein. Obwohl es den Ort seit 1237 gibt, steht dort kein offizielles Ortsschild, nur ein Begrüßungsschild. Die Erklärung: 1978 wurde Großberghofen eingemeindet. Seitdem gehört es zu Thaldorf, dem südlichen Ortsteil von Kelheim. Vor Einführung der Navigationsgeräte kurvte so mancher Besucher und Lieferant verzweifelt herum, um die richtige Adresse zu finden. Johann Alkofer bedauert, dass vieles in Vergessenheit geraten ist. Genau dies wollte er ändern.
Hinter einer der Hausnummern wohnt der 1956 geborene Johann Alkofer. Er ist in Großberghofen aufgewachsen und hat einen landwirtschaftlichen Betrieb. Immer wieder wurde er von jüngeren Familienangehörigen gefragt, wie es denn „damals“ im Ort so gewesen sei.
Stolz auf die Heimat
Vor zwei Jahren begann er mit einer Stoffsammlung, die das Dorf und das Dorfgeschehen in der Zeit von 1960 bis 1990 festhält. Dabei war es ihm wichtig, die damaligen Besonderheiten nicht nur zu erklären, sondern auch zu erhalten. „Damit sie nachvollziehbar und auch in Jahrzehnten noch gegenwärtig sind“, sagt Alkofer.
Bewusst aus diesem Zeitraum sollten Ereignisse und Begebenheiten festgehalten werden und der jüngeren Generation der damalige Lebensalltag dargestellt werden. Ein weiterer Grund, dieses Buch zu schreiben, war, dass er „schon so lange an diesem schönen Fleckchen Erde leben darf“. Alkofer sagt, dass die Berghofener stolz sind auf ihr Dorf, ihre Heimat. „Sie haben es immer verstanden, ein harmonisches Dorfleben zu führen.“ 16 Kapitel entstanden aus seiner Stoffsammlung. „So war’s in Berghofen“–warum der Titel gewählt wurde, erklärt das Buch. Das Dorf Großberghofen wird darin in verschiedenen Schreibweisen geschrieben. „Berghofa“ ist nur eine davon. „Es sind halt die alten Aussprachen“, sagt Johann Alkofer.
Hier ist das Buch erhältlich
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Das Werk: Johann Alkofer hat in „So war’s in Berghofen“ das Dorfgeschehen von 1960 bis 1990 festgehalten. Erhältlich ist das Buch zum Preis von 18 Euro unter anderem in der
Buchhandlung Nagel und Blumen Rohrhuber in Abensberg.
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Weitere Verkaufsstellen: Buch und Wein am alten Markt, Buchhandlung Bauer Spielen, Schreiben, Lesen und Schenken, BOX im Einkaufscenter (alle Kelheim); Landgasthof Frischeisen, Thaldorf, und bei Susi Prücklmeier , www.sewseydesign.com
Zu seinen festgehaltenen Erinnerungen zählen nicht nur geschichtliche Daten, sondern auch die ersten Schuljahre, das Arbeiten und Leben im Dorf, die Kartoffeldämpferkolonne, die Guaterer und besondere Merkwürdigkeiten. Schon die Titelseite des Buches führt den Leser gedanklich zurück in eine glückliche Kindheit, inmitten einer Hühner- und Gänseschar.
Milchfahrer und Brandmetzger
Johann Alkofer schreibt: „Im bäuerlichen Alltag gab es schon immer feste Regeln und Abläufe (...).“ Auf den rund 150 Seiten zeigt der Großberghofener auch Bilder mit alten Gerätschaften und alten Traktoren. Die Reise in die Vergangenheit erzählt auch vom Milcherer Ade aus Weltenburg, der die sogenannte nordwestliche Tour einsammelte. „Mit seinem hellblauen Magirus Lastwagen und angehängten langen Wagen fing er um 6 Uhr morgens in Weltenburg an (...). So kurz nach 7 Uhr tuckerte der Milchfahrer dann den Berg herauf nach Berghofen (...).“ Am Milchbankl hatten die Bauern ihre 20 Liter Milchkannen bereits aufgereiht.
Alkofer erinnert die Leser in seinem Buch an ein Bräuhaus. „Für uns Berghofener Buam war das Bräuhaus natürlich ein perfekter Spiel- und Tummelplatz, so wie eine Art Ritterburg (...).“ Zu Weihnachten schlachteten Brandmetzger oft zwei „Sauen“ an einem Tag. „Das Fleisch wurde entweder geselcht oder eingefroren. Auch Blut-, Leber- und Bratwürste wurden meterweise produziert (...).“ 1964 erlebte der Eiermarkt einen regelrechten Boom. Seine Eltern schafften Platz für 1300 Legehennen.
Alkofer wollte in seinem Werk „So war’s in Berghofen“ aufzeigen, wie wertvoll das Leben auf dem Land sein kann. „Gerade im Hinblick auf Situationen, wie wir sie momentan erleben.“ Er findet: „Heimat ist nur ein Wort – aber es kann für jeden Einzelnen etwas Besonderes bedeuten.“
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