Wirtschaft
Stabwechsel bei der Raiffeisenbank Bad Abbach

05.01.2023 | Stand 05.01.2023, 15:00 Uhr
Albert Lorenz, der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Kreis Kelheim (2. von links), geht in den Ruhestand. Christoph Schweiger (2. von rechts) wird neuer Vorstandsvorsitzender und leitet die Bank gemeinsam mit den Vorständen Konrad Kolbinger (rechts) und Thomas Buchner. −Foto: Marie-Theres Mayer

Albert Lorenz (64), Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Kreis Kelheim, geht in den Ruhestand. Die MZ sprach mit ihm über seine persönlichen Pläne und seine Erfahrungen.

Herr Lorenz, Sie sind ein echtes Kind der Raiffeisenbank?

Albert Lorenz:Ja, ich habe mein gesamtes Berufsleben vom Auszubildenden bis zum Vorstandsvorsitzenden bei der Raiffeisenbank Bad Abbach-Saal e.G. und jetzt Raiffeisenbank Kreis Kelheim verbracht. Das waren dann insgesamt 47 Jahre.

Was hat sich während der fast fünf Jahrzehnte Ihres Berufslebens am grundlegendsten verändert?

Lorenz:Wir leben im Zeitalter der digitalen Revolution. Davon ausgehend hat sich in den letzten 50 Jahren das Bankenwesen grundlegend verändert. Online-Banking und Wertpapierhandel über Computer und Smartphone gehören zum Alltag, der bargeldlose Zahlungsverkehr hat erheblich zugenommen. Die Bearbeitung hat sich in hohem Maße automatisiert. Ich persönlich bin begeistert von diesen Veränderungen. Sie sind eine wesentliche Erleichterung.

Gibt es auch etwas, was immer gleich geblieben ist?

Lorenz:Nach wie vor hat eine Bilanz immer noch eine Aktiv- und eine Passivseite. Das heißt, entweder Guthaben oder Schulden. Eine dritte Seite für „Sondervermögen“ gibt es nicht. Auch „Sondervermögen“ sind entweder Guthaben oder Schulden. Leider sind es beim deutschen Staat weiterhin Schulden. Eine richtige Bilanzbuchhaltung war mir immer sehr wichtig. Dabei nenne ich die Dinge beim Namen. Die Politiker gaukeln den Bürgern falsche Tatsachen vor. Probleme werden nicht gelöst, sondern nur mit Schulden überdeckt.

Wie sehen Sie die Gesamtwirtschaft in der Zukunft?

Lorenz:Der Wirtschaft stehen aufgrund der hohen Inflation, hoher Energiepreise, hoher Zinsen, hoher Grundstückspreise und Baukosten, Lieferkettenunterbrechungen, Energieversorgung sowie Fachkräftemangel ruckelige Zeiten bevor. Unsichere Zeiten sind zur Normalität geworden. Trotz aller Herausforderungen leben wir in Deutschland aber immer noch auf einem hohen Niveau

Sie haben immer wieder die steigende Bürokratie kritisiert. Wie sehen Sie das am Ende Ihres Arbeitslebens?

Lorenz:Alle Branchen leiden unter dem Bürokratiewahnsinn der Politik, der durch Gerichtsurteile zugunsten eines überzogenen Verbraucherschutzes verschärft wird. In der Bankenregulierung ist der Bürokratiewahnsinn nicht mehr nachvollziehbar. Was beispielsweise Ratingverfahren, das Meldeverfahren, Bewertungsvorschriften oder Geldwäschevorschriften betrifft, agiert die Bankenaufsicht sehr rigide. Die regulatorischen Vorgaben der Bankenaufsicht und des Gesetzgebers sind mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man im Finanzwesen in Deutschland nicht mehr von einer freien Marktwirtschaft sprechen kann. Auf der anderen Seite wird geduldet, dass manche Banken Konten mit gefälschter Legitimation führen.

Ist es Ihnen schwer gefallen aufzuhören?

Lorenz:Grundsätzlich war das schon seit fast zwei Jahren vorbereitet, aber bei der Verabschiedung durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an meinem letzten Arbeitstag bin ich schon durch ein emotionales Tal gegangen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mir das so nahe geht. Ich konnte aber trotzdem mit der Zeit meiner Berufstätigkeit abschließen und schaue nach vorne. Wieder mehr laufen – heuer bin ich in Regensburg den Halbmarathon gelaufen – Bergwandern, Radfahren, die beiden Thermen des Landkreises besuchen, darauf freue ich mich. Und die Familie kann mich jetzt auch mehr beanspruchen.

In Ihrer Zeit als Vorstandsvorsitzender wurden viele weitreichenden Entscheidungen getroffen wie zum Beispiel drei Fusionen oder Neu- und Umbauten von Geschäftsstellen. Was waren die wichtigsten Entscheidungen?

Lorenz:Das Wichtigste war immer der Abschluss von Anstellungs- und Ausbildungsverträgen. Gute Mitarbeiter zu gewinnen ist die Basis für die positive Entwicklung unserer Raiffeisenbank. Gemeinsam haben wir jedes Jahr ordentliche Gewinne erwirtschaftet

Zum Schluss die obligatorische Frage: Wie ist Ihre Nachfolge geregelt?

Lorenz:Mein Kollege Christoph Schweiger wird neuer Vorstandsvorsitzender und leitet die Bank gemeinsam mit den Vorständen Konrad Kolbinger, Marktvorstand für das Privatkundengeschäft, und Thomas Buchner, Vorstand für den Marktfolgebereich. Darüber freue ich mich sehr, denn unsere grundsätzliche Ausrichtung im Bankenwesen war immer sehr einheitlich und unsere Zusammenarbeit von echtem gegenseitigem Vertrauen geprägt.