Ehrenamt
Tafel ist am Limit der Kapazitäten

Corona und Altersarmut sorgen für einen großen Anstieg der Bedürftigen. Abensberger Tafel sieht die Politik in der Pflicht.

16.10.2020 | Stand 16.09.2023, 4:36 Uhr
„Lebensmittel- und Sachspenden nur nach Absprache“, bittet der Vorsitzende der Abensberger Tafel, Rudolf Buchner (r.). −Foto: Ingo Knott, Stadt Abensberg

Der Vorsitzende der Abensberger Tafel, Rudolf Buchner, schätzt, dass die Corona-Pandemie in Deutschland für spürbar mehr Bedürftige sorgen wird. Er fordert, dass sich der Bund und/oder das jeweilige Bundesland finanziell an den logistischen Notwendigkeiten beteiligt, die dadurch entstehen. Ohnehin sollen in Deutschland mehr Lebensmittel durch die Tafeln gerettet werden, ein Pilotprojekt wurde bundesweit ins Leben gerufen. Rudolf Buchner führt, wie er sagt, „einen mittelständischen Betrieb, der auf Ehrenamts-Basis ermöglicht wird“, und ist vor Ort eher ein Mann der vorsichtigen Worte. Er ist bestens vernetzt. Menschen, die auf die Unterstützung der Tafel angewiesen sind, bezeichnet er als Kunden, nicht als „Bedürftige“. Der Verein hat 165 Mitglieder und muss jährlich für Versicherungen, Miete, Strom und Wasser mehr als 5000 Euro aufbringen, teilt die Bürgerinformation der Stadt Abensberg mit.

Von den Mitgliedern sind mehr als 80 Aktive, andere treten als Sponsoren auf. Die Vereinsmitgliedschaft kostet 15 Euro jährlich für Mitarbeiter, Spenden beginnen in der Regel bei 25 Euro. Die Arbeit ist umfangreich und aufwendig und wird derzeit von 54 Ehrenamtlichen aus Abensberg gestemmt. Wer möchte, darf mitmachen. Es gibt täglich Arbeit, nicht nur an den Ausgabetagen.

Teilnahme an Pilotprojekt

Die Tafel Abensberg hat sich dem bundesweiten Pilotprojekt „Tafel macht Zukunft – gemeinsam digital“ angeschlossen. Es wird über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert. Ein Tablet, zwei Smartphones und ein PC wurden dafür zur Verfügung gestellt. Für Buchner geht es darum, dass „alles künftig schneller umgesetzt werden muss“.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Entwicklung einer Onlineplattform. Gemeinsam mit Pilot-Tafeln sowie Lebensmittelhändlern und -herstellern wird getestet, wie die Schnittstelle der Lebensmittelabgabe von den Spendern an die Tafeln digitalisiert werden kann. Dadurch sollen die Abgabe von Lebensmitteln an die Tafeln optimiert und die Menge der geretteten Lebensmittel erhöht werden. Für Buchner ist das eine tolle Idee, allerdings sieht er, wenn mehr und mehr Lebensmittel umgeschlagen werden (sollen), die Tafeln am Ende ihren Kapazitäten: „Wir müssen die Politik in die Pflicht nehmen.“ Logistikzentren kosten Geld. „Die große Politik verlässt sich auf die Tafeln. Wenn die Tafeln künftig noch mehr Lebensmittel umschlagen müssen, werden wir dafür Logistikzentren benötigen. Und da sehe ich die Politik in der Pflicht.“

Historie: Leitung:
Die Abensberger Tafel wurde im April 2006 als erster Tafel-Verein im Landkreis gegründet.Rudolf Buchner ist Gründer der Tafel und seit 2014 deren 1. Vorstand. Von 2006 bis 2014 war das Sebastian Rothtauscher.

Ein weiterer Grund kommt hinzu: „Die Tafeln haben deutschlandweit derzeit rund 1,5 Millionen Kunden – das wird in nächster Zeit sprunghaft ansteigen.“ Grund seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Altersarmut. Buchner: „Die Tafeln können die Aufgaben künftig nur bewerkstelligen, wenn sich der Staat auch finanziell beteiligt.“ Es geht dabei nicht um den Einsatz der Ehrenamtlichen – Buchner: „Keiner unserer Mitarbeiter will entlohnt werden. Aber wenn es mehr und mehr Verteilung bedarf, muss sich die Politik um die Finanzierung der Logistik kümmern. Gabelstapler, Schwerlastregale, geeignete Räume oder Hallen – die fallen nicht vom Himmel.“

„Können nicht ständig betteln“

Laufende Spendenaufrufe an die Bevölkerung sieht er dabei nicht als Lösung: „In Zeiten, wo es vielen schlechter geht, können wir nicht ständig betteln. Irgendwann muss die Politik sich kümmern und nicht nur für ein Foto Schirmherr spielen, um ein soziales Gesicht zu zeigen.“

Rudolf Buchner freut sich über Menschen, die sich an der ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Abensberger Tafel interessieren, Info-Tel. (0 94 43) 15 22. Aber es gibt auch Dinge, die ihn ärgern. „Bei uns wird Geschirr abgestellt, da sind noch Essensreste drauf. Auf diese Weise wird uns auch Kleidung „gespendet“, die keiner freiwillig mehr anzieht, so verdreckt ist das.“