Abensberg Afrika
Terror bremst Abensberger Müllprojekt

Die Kirchmann-Stiftung hält trotz islamistischem Terror an ihrem Projekt in Burkina Faso fest. Die Bevölkerung zieht mit.

02.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:08 Uhr
Serekeni will seinen Müll los werden. Das Dorf in Burkina Faso setzt auf Hilfe aus Abensberg. −Foto: Kirchmann

Eine Krankenstation sollte es werden, jetzt wird es - zunächst - ein Pilotprojekt für Müllvermeidung. Die Rede ist vom aktuellen Vorhaben der Abensberger Kirchmann-Stiftung „Main dans la Main“ im westafrikanischen Burkina Faso, einem Staat, der seit einigen Jahren unter terroristischen Übergriffen leidet.

Vor gut vier Jahren war Hanns-Peter Kirchmann zum ersten Mal nach Serekeni gekommen, einem Dorf nahe der Grenze zu Mali, um dort eine Krankenstation zu errichten.

Doch schnell war klar - bevor hier in eine Krankenstation investiert werden kann, muss das Müllproblem gelöst werden. Es sind die so genannten Segnung der modernen Gesellschaft, die hier zum Problem werden - Plastiktüten, Verpackungsabfälle. Dass es hier noch keine Entsorgungslogistik gibt ist klar, denn den ganzen Müll gab es bis vor ein paar Jahren nicht. Aber der Müll sorgt für ein Hygieneproblem.

Kurz vor ihrem Abflug nach Kamerun und Nigeria, wo die Stiftung ein anderes Projekt betreut, haben die Stiftungsvorstände Felicitas und Hanns-Peter Kirchmann Fragen unserer Zeitung zur Situation in Burkina Faso beantwortet.

Der Krieg Putins in der Ukraine überlagert derzeit alle anderen Krisengebiete weltweit. Der Staatsstreich in Burkina Faso, einem Land, in dem Ihre Stiftung seit mittlerweile 13 Jahren tätig ist und das seit fünf Jahren unter terroristischen Überfällen leidet wurde in Europa kaum wahrgenommen und wenn doch, dann als Niederlage der Demokratie kommentiert. In Burkina Faso aber stößt der Staatsstreich auf breite Zustimmung in der Bevölkerung. Was ist der Grund?

Das passiert, wenn die Regierung auf die ein oder andere Art versagt hat. Das gilt ganz besonders für Burkina Faso: Fast die Hälfte des Landes war nicht mehr unter der Kontrolle des Staates und des Militärs, sondern in der Hand von islamistischen Terrorgruppen, Menschen- und Drogenhändlern sowie jeder Art von Banditen.

Was bedeutet diese Situation ganz konkret für die Arbeit der Kirchmann-Stiftung?

Auch das Main dans la Main-Müllprojekt in Serekeni, nur 15 Kilometer von der Grenze zu Mali entfernt, liegt im sogenannten „roten“ Gebiet. Das bedeutet nach der Definition des Auswärtigen Amtes, dass man sich dort nur auf eigene Gefahr aufhalten kann. So ist es fast erfreulich, dass nur zwei Monate nach der Machtübernahme des Militärs festzustellen ist, dass in manchen Landesteilen Ruhe und Sicherheit zurückkehren.

Wie geht es mit dem Müllprojekt voran?

Wir haben den Ablauf entschleunigt, aber es kam zu keinem Stillstand. Nach langwierigen Ausschreibungsprozessen sind die meisten Gerätschaften bemustert und gekauft. Wir wollen hier nicht nur für Serekeni eine Müllentsorgung realisieren, sondern eine Art Pilotprojekt schaffen, das Eins zu Eins auf andere Orte übertragen werden kann.

Und die Menschen ziehen mit?

Ja, über 250 Haushalte haben sich angemeldet und sind dabei, wenn es beispielsweise darum geht, Sammelstätten für Plastik, Düngegruben oder eine Deponie zu errichten. Die Verantwortlichen auf verschiedenen Ebenen wurden bereits geschult. Und ohne den Segen und das Einverständnis der traditionellen Dorfältesten und Ortschefs hätte keine Maßnahme lange Bestand. Wenn dann die technische Infrastruktur steht, muss die Bevölkerung mit der Thematik vertraut gemacht und geschult werden.

Haben Sie hier Partner vor Ort?

Die Phase der Schulungen wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gefördert, der logistische Teil des Müllprojektes mit der Hilfe der Hanns-Seidel Stiftung München.

Wie sehen Sie die Zukunft für Burkina Faso?

Der neue starke Mann in Burkina Faso scheint gewissenhaft zu sein. Das sehen auch viele internationale Beobachter so. er verfügt, nicht nur lokal, über gutes Ansehen. Putschistenführer Paul-Henri Damiba wurde mittlerweile zum Übergangspräsidenten für drei Jahre gewählt. In dieser Zeit will er Burkina Faso sicher machen und zur Demokratie zurückführen. Hoffentlich.