Ehrenamt
Von schönen Tänzen und großem Engagement

Gertrud Evrard leitet die „Pavores“, die heuer 20 Jahre alt werden. Sie tut aber noch sehr viel mehr.

16.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:50 Uhr
Die Pavores tanzten unter der Leitung von Gertrud Evrard (rechts) bei vielen Veranstaltungen in Bad Abbach. −Foto: Gabi Hueber-Lutz

Geburtstagsfeiern sind im Moment ja eine problematische Sache. Erst recht, wenn sie eine Gruppe betreffen, für die Nähe und Öffentlichkeit wichtig ist. 20 Jahre wird die Gruppe „Pavores“ heuer alt. Mit ihren mittelalterlichen Tänzen hat sie so manches Fest in Bad Abbach bereichert. Wer an die Pavores denkt, dem fällt sofort auch Gertrud Evrard ein. Sie hat die Gruppe gegründet und lässt auch während Corona nicht locker.

Musik und Tanz war immer schon viel mehr als nur ein Steckenpferd für die ehemalige Lehrerin an der Angrüner-Mittelschule. Eins ergab das andere: Klavier, Chor, dann als Erwachsene Unterricht im Flötenspiel und Musizieren im Quartett, die Tanzleiterausbildung und schließlich die Pavores. Historische Tänze haben es ihr nicht nur wegen der Musik angetan. Da ist neben den eher ruhigen Schrittfolgen die schöne Choreografie der Tänze und die Tatsache, dass sie problemlos auch ohne die mitunter wenig tanzfreudigen männlichen Partner getanzt werden können. Bereits zur Entstehungszeit der Tänze, die die Pavores im Repertoire haben, wurden sie auch ausschließlich von Frauen gemeinsam getanzt.

Das Tanzen höfischer Tänze wäre für die Damen der Pavores in früherer Zeit allerdings gar nicht erlaubt gewesen. Höfische Tänze tanzte man bei Hof. Das gemeine Volk, zu dem auch jedes Mitglied der Pavores gehört hätte, vergnügte sich bei bäuerlichen Tänzen. Auch solche Tänze hatten die Gruppe früher im Repertoire. Sie sind lebhafter, haben mehr Tempo und Hüpfer. Es sei nun aber so, dass die meisten Mitglieder der Truppe aus dem Alter der großen Sprünge allmählich draußen seien, schmunzelt Gertrud Evrard.

Im ersten Corona-Sommer traf sich die Gruppe im Kurpark, ihre Leiterin hatte sich in Qi Gong eingearbeitet, eine ruhige Beschäftigung, die mit viel Abstand möglich ist. Im zweiten Corona-Sommer begannen sie dann wieder zu tanzen, mit viel Abstand und ohne direkte Berührung. Dabei rückte ein wichtiges Element des höfischen Tanzes in den Mittelpunkt: der Blickkontakt, der hier ausgesprochen wichtig ist.

Kontakt halten, das ist Gertrud Evrard auch in anderen Lebensbereichen ein Anliegen. Sie gehört zu denen, die einfach da sind, die mit anpacken. Heiner Bruckmüller, der Rektor der Angrüner-Mittelschule antwortete einmal auf die Frage, welcher Mensch ihn im letzten Jahr sehr beeindruckt habe, das sei seine Kollegin Gertrud Evrard. „Sie hat sich intensiv für Flüchtlinge engagiert, unsere Schule mit Tanzprojekten belebt, mit den Kindern Senioren besucht und darauf geachtet, dass es im Lehrerzimmer ökologisch zugeht.“ In einen Satz verpackte Bruckmüller damit viele Betätigungsfelder seiner Kollegin.

Die Angrüner-Mittelschule ist für Gertrud Evrard immer noch „meine Schule“. Deshalb nahm sie auch den Wust an Papierkram auf sich, der für das Projekt Corona-Lücken nötig war. Zusätzliche Lehrkräfte kümmern sich dabei um Schüler, denen das Homeschooling große Lücken beschert hat. Auch das Engagement der Bad Abbacherin in der Betreuung von Flüchtlingen war und ist sehr konkret. Aber das wäre ein weiteres Kapitel, das viel Platz füllen würde.