Aktion
Von Straßenpoesie bis zum Lötworkshop beim Kelheimer Kulturwochenende

22.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:48 Uhr
Renate Beck

Hereinspaziert zur Eröffnung im Mitmachkunstraum Wortgeheuerwerkstatt

Vergangenes Wochenende gab es allerlei zu entdecken in der Kelheimer Altstadt. Von Straßenpoesie und Lötworkshop über Stricken, Schreiben und Lesen bot die Wortgeheuerwerkstatt in der Ludwigsstraße ein buntes Kulturprogramm für Jedermann. Gesponsert wurde es in Rahmen der Kulturtage der Stadt Kelheim.

Wegen eines überraschenden Trauerfalls in der Familie von Eva Honold übernahm sehr kurzfristig Monika Frank dieses Kulturwochenende. Die Eröffnung im stimmungsvollen Ambiente des Mitmachkunstraum umrahmte Akkordeonist Sepp Frank, den seine Fans auch vom Trio Trikolore kennen, mit Chansons.

Wein und Fingerfood

Während der Begrüßung durch Bürgermeister Christian Schweiger zog es immer mehr Besucher in den einladend gestalteten Eingang in der Brunngasse, in dem neben interessanten Unterhaltungen auch ein Glas Wein und Fingerfood auf die Besucher wartete. Bürgermeister Schweiger freute sich über die „niedrigschwelligen Angebote dieser wunderbaren Idee“.

Bei so vielen kleinen Aktionen könne sich jeder inspirieren lassen, mitmachen und die Kultur genießen. Er hofft, dass sich dieses Format im kulturellen Bereich in Kelheim „weiterhin so toll etabliert“. Monika Frank, die in Vertretung von Eva Honold Schweigers Worten nach „das Herz für die Altstadt zu schlagen bringt“, überreichte er als Dank eine handgetöpferte Tasse und Blumen. Zeitnah ging ein Mitschnitt der Eröffnung mit besten Wünschen per Handy an Autorin, Künstlerin und „Wortgeheuer“ Eva Honold. Am Samstag drauf begleiteten wir das Künstlerkollektiv KWAK, eine lose Gruppe aus verschiedenen Künstlern, auf ihren Weg durch die Kelheimer Altstadt. An vier verschiedenen Stationen trugen die Straßenpoeten um Christine Stark „Geschichten und Gedichte von Kelheimern oder über Kelheim“ vor.

Einige Bürger folgten dem vorangegangenen Aufruf, einen eigenen Text beizusteuern und im Wolperdinge Keramikladen einzureichen. Wer sich der losen Gruppe der KWAK- Künstler anschließen will, kann sich laut Christine Stark gerne weiterhin dort melden. Trotz üblicherweise gut besuchtem Viktualienmarkt waren an diesem nasskalten Mittag nur wenige Menschen unterwegs. So auch ein Paar aus Bad Abbach, das der Künstlergruppe KWAK kurz zuhörte. „Nicht schlecht“ meinten die beiden, bevor sie ihre weiteren Einkäufe tätigten.

Applaus verdiente nicht nur das kleine Theaterspiel über Matthias Kraus und der „kleinen hübschen Stadt unter der Befreiungshalle“, sondern auch die anderen Texte wie die Recherche zum Thema Sehnsucht. Aus einer eingereichten Textcollage formten die Künstler auf Wunsch einer Kelheimerin ein Gedicht. Eine andere Geschichte entsprang aus einem unmittelbar nach dem Aufwachen notierten Traum. Die darin erwähnte schwarze Zahlbürste in voller Aktion über einem schwarzen Waschbecken gestaltete ein einprägsames Bild im Kopf der dabei lächelnden Zuhörer.

Kurze Texte am Denkmal

Am König-Ludwig-Denkmal ging es bei den Akteuren neben kurzen Texten über Gassenjungen, Barbaren und andere Gestalten auch um die Frage „Warum die Bananen krumm sind.“ Dessen Texterin Marlene stand mit ihrer Mutter als Zuhörerin dabei und lauschte aufmerksam zu. Die Schülerin erzählte unserer Zeitung, dass sie als Hausaufgabe das Gedicht von Joachim Ringelnatz „Es war eine gelbe Zitrone“ umschreiben sollte. Das mit der Banane war das Ergebnis.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man hier an dieser Stelle den eigenen Text von Fremden vorgetragen hört? Marlene denkt kurz nach und sagt: „Ich bin stolz auf mich. Und auf Mama. Die hat mir ein bisserl dabei geholfen bei dem Gedicht“, verrät sie.