Entsorgung Warten auf bessere Kläranlage
Wie Wildenberg das Abwasserproblem klärt, bleibt offen. Die Frage hatte Einfluss auf die Bürgermeisterwahl im Jahr 2020.

Wildenberg.Wie es mit der Kläranlage weitergeht, war auch heuer ein Thema, das die Wildenberger Bürger beschäftigt hat. Seit 2014 mahnt das Wasserwirtschaftsamt eine Erneuerung der Wildenberger Kläranlage an. Momentan wird das Abwasser in einer Teichanlage geklärt. Zur Diskussion stehen der Anschluss an die Siegenburger Kläranlage, der Neubau einer Kläranlage in Wildenberg oder die Ertüchtigung und Erweiterung der bestehenden Teichanlage.
Fakt ist, dass das Wasserrecht der Gemeinde 2026 turnusgemäß erlischt und neu beantragt werden muss. Zudem dürfen mit dem jetzigen Stand keine weiteren Baugebiete in der Gemeinde ausgewiesen werden.
Letztendlich hat die Abwasserfrage wohl auch die Kommunalwahl im März 2020 entschieden. In der entscheidenden Stichwahl um das Bürgermeisteramt konnte sich der CSU-Kandidat Winfried Roßbauer mit wenigen Stimmen gegen Wolfgang Brich von der Jungen Liste durchsetzen. Amtsinhaberin Marion Schwenzl (GW/FW) hatte zuvor den Einzug in die Stichwahl verpasst. Schwenzl fehlte gegenüber Roßbauer nur eine handvoll Stimmen. Brich ging mit einem zweistelligen Prozentvorsprung in die Stichwahl.
BfB unterstützte Roßbauer
Zuvor hatte sich allerdings die Gruppierung Bürger für Bürger (BfB), die von den Initiatoren der Bürgerinitiative (BI) gegründet wurde, für die Stichwahl klar hinter Roßbauer gestellt. Ihr Bürgermeisterkandidat Benno Kreuzmair war beim Rennen um den Gemeindevorsitz klar ausgeschieden. Die BfB-Stimmen waren wahrscheinlich das berühmte „Zünglein an der Waage“, was Roßbauer zu seinem Sieg verholfen hat.
Die BI hatte im Dezember 2019 mit klarer Mehrheit vorerst den Planungsstopp für den Neubau einer Kläranlage in Wildenberg erreicht. 413 Bürger stimmten für den Stopp des Neubaus mit einem kalkulierten Investitionsvolumen von über drei Millionen Euro. Sie folgten der Argumentation der Bürgerinitiative, die vor einer solchen Ausgabe eine Wirtschaftlichkeitsstudie anmahnten. Die drei aussichtsreichsten Wege zum geklärten Wasser sollten hier in all ihren Kosten – also Herstellungs-, Betriebs- und Wartungskosten – gegenübergestellt werden. 20 Prozent der Stimmen hätten gereicht, um den Gemeinderatsbeschluss zum Neubau der Kläranlage zu stoppen. 36 Prozent der wahlberechtigten Wildenberger votierten am 15. Dezember 2019 im Sinne der BI.
Baugebiete
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Ausweisung:
Die Verbesserung der Klärsituation wird sich für Wildenberg noch über einen längeren Zeitraum hinziehen. In dieser Zeit dürfen keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden. Unbebaute Bauplätze können bebaut werden. Bürgermeister Roßbauer findet das unproblematisch.
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Bevölkerungsentwicklung:
In den letzten zehn Jahren sind in Wildenberg 17 Einwohner dazugekommen. (drp)
Der Gemeinderat hatte sich seinen Entscheid für die Planungsaufnahme für einen Neubau der Kläranlage auch nicht leicht gemacht. Verschiedene Experten waren zur Beurteilung der Situation zurate gezogen worden. Grundlage für die Entscheidung war eine Bachelor-Arbeit von der OTH Regensburg. Zudem lag noch ein Gutachten einer Ingenieursfirma mit entsprechender Expertise vor. Unklar waren beispielsweise die Kosten, die bei einem Anschluss an Siegenburg auf die Gemeinde und die Bürger zukommen würden. Unter anderem deswegen vertrat das Gremium die Prämisse, mit der Kläranlage selbstständig zu bleiben und sich eben nicht in eine Abhängigkeit zu begeben.
Unabhängiger Experte
Mit dem Auftrag der BI, eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durchzuführen, war verknüpft, diese so neutral wie möglich zu halten. Der neugebildete Gemeinderat entsprach diesem Wunsch. Mit dem Baurechtsspezialisten Professor Bernhard Rauch von der OTH Regensburg einigte man sich auf einen unabhängigen Partner zur Erstellung des Leistungsverzeichnisses. Von jeder Fraktion war ein Vertreter dabei, um die grundsätzlichen Punkte der Ausschreibung festzulegen. Sobald die Ausschreibungsunterlagen fertig und geprüft sind, werden sie an die entsprechenden Firmen verschickt. „In 2021 wird bautechnisch sicher noch nichts in Bezug auf die Kläranlage unternommen“, ist sich Roßbauer sicher.
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