Ökologie
Was eh schon da ist, darf blühen

An der Kaiser-Therme wird auf 2600 Quadratmetern eine Wiese angelegt, die auch die Insekten erfreut.

21.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:28 Uhr
Schilder zum besseren Verständnis: Michaela Powolny von der ILE, Werkleiter Ralf Flatau, Bürgermeister Dr. Benedikt Grünewald, Dieter Krückl aus dem Bauamt und Dr. Christian Thumaier vom Amt für Ländliche Entwicklung (von links) −Foto: Gabi Hueber-Lutz

Sie heißen Eh-da-Flächen, weil sie sowieso da sind und nicht extra geschaffen werden müssen. Auf diesen Flächen, die es in jeder Gemeinde gibt, soll langweiliger Rasen einem Bewuchs weichen, der Insekten Nahrung und Lebensraum bietet.

Direkt an der Bad Abbacher Kaiser-Therme liegen 2600 Quadratmeter, die in diese Kategorie fallen und bei denen nun die Umstrukturierung zu ökologisch wertvollen Quartieren stattfindet. Wer „gepflegte“ Rasenfläche sucht, wird sich etwas umgewöhnen müssen. Jetzt im Herbst ist die Wiese an der Therme ziemlich abgeblüht, kann also nicht mehr mit Farbenpracht punkten. Aber sie bietet immer noch einer Vielzahl an Insekten ein Winterquartier in diversen Stängeln und Halmen. Völlig abgemäht wird die Wiese daher auch im Herbst nicht.

Damit jeder, der vorbei kommt, über die anstehende Veränderung Bescheid weiß, werden Schilder aufgestellt, die Thermenbesucher und Spaziergänger informieren.

Michaela Powolny begleitet drei ILEs und damit insgesamt 19 Gemeinden im Landkreis Kelheim bei der Verwirklichung von Eh-da Flächen. Sie erklärt am Beispiel der Mahd, wie solche Wiesen aufgebaut werden.

Die gängige Mulchmahd sieht zwar gepflegt aus, ist aber nicht insektenfreundlich. Der Grasschnitt bleibt dabei auf der Fläche liegen und erstickt die meisten Wildkräuter. Zudem bringt der Mulch beim Verrotten Nährstoffe in die Fläche. Dies wiederum fördert sehr wenige, aber schnellwüchsige und nährstoffliebende Arten, die dann langsam wachsende Wildkräuter verdrängen. Konkurrenzschwächere Arten haben das Nachsehen und die Artenvielfalt bleibt auf der Strecke. Die Fläche an der Therme wird daher nun mit insektenschonenden Methoden gemäht.

Extra pflanzen muss man hier nichts, um die gewünschte Vielfalt zu erhalten, erklärt die Fachfrau. Das Artenpotenzial ist da und bekommt durch die andere Form der Bewirtschaftung nun eine Chance, Fuß zu fassen. „Fertig“ ist eine solche Wiese sowieso nie. Sie entwickelt sich ständig. Michaela Powolny zeigt auf eine etwas höhere Pflanze, die noch gelbe Blüten trägt. Das Ferkelkraut, das in diesem Sommer auf der nicht gemähten Wiese hochgekommen ist. Zunächst nicht schlecht, dass es da ist, weil es dem Boden Nährstoffe entzieht, ihn also magerer macht. Überhand nehmen darf das Ferkelkraut aber auch nicht, weil die Kräuter sonst keine Chance haben. Nach der Mahd wird sich das Ferkelkraut voraussichtlich dezimieren.

Recht einheitlich sieht die Wiese bereits vom Eingang der Therme Richtung Norden aus. Der Teil Richtung Süden wird noch überarbeitet. Hier wechselt sich die übliche Bepflanzung aus der „gepflegten“ Ära mit der natürlichen Wiese ab. Im ersten Jahr habe man das ganze Stück einfach einmal nicht angerührt, berichtet Thermenleiter Ralf Flatau. Nun werde man sich zusammensetzen und das so entwickeln, dass alles zusammen passt.

Michaela Powolny stellt den Gemeinden, die sie betreut, ein sehr gutes Zeugnis aus. Mittlerweilen kämen viele Gemeinden von sich aus auf sie zu, und die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bauhöfen sei sehr gut. Auch Bürgermeister Dr. Benedikt Grünewald hat beobachtet, dass das Verständnis der Bürger immer mehr zunimmt.