Konzert in der Asam-Kirche
Weltenburger Gesamtkunstwerk

18.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:20 Uhr
Alexander Britzl und der Chor samt Kammerorchester der Weltenburger Musikgemeinschaft spielten am Samstag in der Asam-Kirche von Kloster Weltenburg ein Konzert. −Foto: Lorenz Erl

Die weltberühmte Asamkirche von Kloster Weltenburg ist zwar ein massenhaft fotografierter Touristenmagnet, ihre wahre Bestimmung aber zeigt diese Barock-Perle lieber ohne hektischen Rummel.

Alexander Britzl und der Chor samt Kammerorchester der Weltenburger Musikgemeinschaft hatten am Samstagabend ein Händchen dafür, den staunenswerten Glanz des Gotteshauses mit meisterhaften Klängen aus der Zeit des Barock und der Klassik vor nahezu ausverkauften Bankreihen zu einem Gesamtkunstwerk zu verknüpfen.

Beim ersten Weltenburger Sommerkonzert nach zweijähriger Corona-Pause standen Werke von Franz-Xaver Richter, Joseph Haydn und Ferdinand Schubert auf dem Programm. Als Hausherr freute sich auch Abt Thomas Freihart über die Fortsetzung dieser Konzertreihe.

Hausherr hocherfreut

„Es ist wunderschön, dass das nach drei Jahren wieder möglich ist. Auch, dass sich Chor und Musiker nach dieser Zwangspause wieder gefunden haben“, sagte er.

Für den musikalischen Leiter Alexander Britzl war dieser Konzertabend eine Premiere, er hatte die Aufgabe neu übernommen. Wie das Klangerlebnis unter neuer Leitung klingt, konnten die Besucher schon in der ersten Richter-Komposition „Exsultate Deo“ erleben. In einer geradezu spirituellen Emulsion aus Orchesterklang, Chorstimmen, dem Sopran von Julia Ebner-Putz, der Alt-Stimme von Julia Pfänder, Stephan Schlögl als Tenor und Alexander Wutz im Bass ließen sie den musikalischen Geist des Barock in dieser von den Gebrüder Asam erbauten Kirche fast körperlich spürbar wieder auferstehen.

Die Klänge umfassten im Gotteshaus jede Säule und jedes Stuckelement, hinter jedem lächelnden Putto im goldenen Deckenkranz schnörkelten sich die barocken Töne und bliesen sich ähnlich pausbackig auf wie die Puttengesichter der Gebrüder Asam. Auch das von Joseph Haydn als Komponist der Wiener Klassik geschaffene Orgelkonzert (C-Dur Hob. XVIII) mit Mario Jurczyk am Instrument und begleitet vom Kammerorchester fügte sich wunderbar in diese Klangwelt ein. Hauptwerk war das „Kemptener Te Deum“ von Richter, das beispielhaft für eine Barockkomposition eine Fülle von Emotionen und Lobpreisungen Gottes in berauschende Tonschöpfungen verpackt. Von solchen harmoniebetonten Klängen eingehüllt verlor selbst der feuerspeiende Drache zu Füßen des Heiligen Georg in der ins Abendlicht getauchten Kirche seine Schrecken.

Ein Wort zu den Instrumentalisten und dem Chor: Britzl hat das Ensemble zu einer herrlich präzisen, mit großer Ausdruckskraft ausgestatteten Gemeinschaft geformt, die in ausgewogener Balance zueinander agiert und auch die Solisten mit gehöriger Zurückhaltung unterstützt.

Gemeinsam schafften sie ein bezaubernd-betörendes Klangvolumen, das bis in die Haarwurzeln wirkte. Insbesondere die vier Solisten bestachen mit gewandter Interpretationsfähigkeit. Vor allem die beiden Damen ergänzten sich in einem Duett, als würden sie sich die Töne wie in einem Federballspiel leichtfüßig zuspielen.

Im fulminanten Finale „Regina coeli“ von Ferdinand Schubert demonstrierten alle zusammen noch einmal die Mächtigkeit spiritueller Kompositionen, bis mit dem letzten Ton die Kirchenglocken zu läuten begannen. Die weihevolle Stille dazu ging unter die Haut, bis der entfesselte Schlussapplaus über die Interpreten herein brach und die aufgestaute Anspannung entließ.

„Eine Wucht und Wohltat“

Das Publikum stand selbst danach noch im Klosterhof in Grüppchen begeistert beisammen und verarbeitete so die emotionalen Sinnesreize. „Es war eine Wucht und eine Wohltat, nach so langer Zeit wieder so etwas miterleben zu dürfen“, freute sich die 26-jährige Angelika Scherm.

Auch Gesamtleiter Alexander Britzl strahlte. „Ich war erstaunt, wie viel im Konzert noch mal von jedem einzelnen gegeben wurde. Hier ergibt sich eine Einigkeit, Musik und Architektur gehen eine Symbiose ein“, unterstrich er.

Die Empfehlung der Organisatoren, das Konzert danach bei einem Glas Sekt oder Bier ausklingen zu lassen, nutzten nur wenige. Denn schließlich hat der Großteil der klassischen Konzertbesucher schon weißes Haupthaar und die zieht es dann lieber heim.