Zukunft
60 Millionen Euro-Investition in Train

Der Spatenstich ist erfolgt: Joh. Barth & Sohn und die HVG errichten ein neues Extraktionswerk für die Hopfenveredlung

05.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr
Roswitha Priller

Zum Spatenstich in St. Johann fand sich neben der Geschäftsführung viel politische Prominenz ein. Fotos: Priller

Auf dem Werksgelände der Hopfenveredlung in St. Johann haben die Bauarbeiten für ein modernes Hopfenextraktionswerk begonnen. Rund fünf Jahre haben die Standortanalysen der beiden Gesellschafter Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) und Joh. Barth & Sohn gedauert, bis letztendlich die Entscheidung für St. Johann gefallen ist. Am Montag erfolgte nun der offizielle Spatenstich für das 60 Millionen Euro teuere Projekt. Die große wirtschaftliche Bedeutung für die Region wurde durch die Anwesenheit von nahezu dem gesamten Trainer Gemeinderat mit den beiden Bürgermeistern Gerhard Zeitler und Manuela Schlosser, Landrat Martin Neumeyer (CSU), den Landtagsabgeordneten Johanna Werner-Muggendorfer (SPD) und Florian Hölzl (CSU) sowie dem Bundestagsabgeordneten Florian Oßner (CSU) unterstrichen.

Ziel ist es, so die beiden anwesenden Geschäftsführer der Hopfenveredlung St. Johann, Regine Barth und Dr. Johann Pichlmaier, am Standort in St. Johann die gesamte Wertschöpfung der Hopfenverarbeitung abzubilden. 2020 soll hier das weltweit modernste und größte Hopfenverarbeitungswerk stehen. Gesellschafter der Hopfenveredlung St. Johann GmbH sind das Unternehmen Joh. Barth & Sohn mit 60 Prozent und die HVG mit 40 Prozent.

„Damit können wir unsere Vision, vom Rohhopfen zu Hopfenpellets und Extrakt alles an einem Standort zu verarbeiten, effektiv umsetzen“, betonte Regine Barth bei ihrer Ansprache. Die Extraktion vom Hopfen werde bis Inbetriebnahme des Extraktionswerks in St. Johann (Oktober 2020) am Standort Wolnzach stattfinden. „Der Standort Wolnzach bleibt erhalten. Hier wird weiter die professionelle Extraktion von Naturstoffen außer Hopfen stattfinden“, erklärte Dr. Pichlmaier. Übergeordnetes Ziel sei es, beide Standorte zu wettbewerbsfähigen und erfolgreichen Unternehmen mit einem hohen Spezialisierungsgrad weiterzuentwickeln.

20 Lastwagen weniger

Bisher wird der vorverarbeitete Hopfen für die Extraktion von St. Johann zum Standort Wolnzach gebracht. „Das sind ungefähr zwanzig LKW-Ladungen jeden Tag“, gab der Standortleiter von St. Johann, Friedrich Loipeldinger, Auskunft. Dieser logistische Aufwand falle ab Oktober 2020 weg. Für Herbst 2020 ist die Inbetriebnahme des Extraktionswerks in St. Johann geplant. Auch für die Bevölkerung sei die Abnahme des Schwerverkehrs eine Entlastung. „Das Werk in Wolnzach ist mittlerweile nicht mehr auf dem Stand der Technik“, sagte Extraktionsexperte Stefan Geyer. Eine Modernisierung sei unausweichlich gewesen. Mit der Verlegung der Extraktion nach St. Johann erreiche man vorteilhafte Synergien.

Barth und Dr. Pichlmaier lobten ausdrücklich die konstruktive und positive Zusammenarbeit mit der Gemeinde Train und dem Landratsamt in Kelheim. „Die positiven Rahmenbedingungen vor Ort haben unsere Entscheidungen sehr erleichtert“, sagte Barth. Die Investition von 60 Millionen Euro zeigten ein eindeutiges Bekenntnis zum Standort St. Johann. Nur durch das zügige Genehmigungsverfahren habe so schnell mit dem Bau begonnen werden können.

Dr. Pichlmaier führte aus, dass die Hopfenveredlung St. Johann bereits heute das weltweit größte Verarbeitungsunternehmen in der Hopfenbranche sei. Rund ein Viertel der Welthopfenmenge werden in St. Johann und Wolnzach verarbeitet. Durch ein ganzheitliches Standortkonzept mit nachhaltigem Energiemanagement wolle man Synergieeffekte entwickeln. Das geplante Werk füge sich ideal in die bestehenden Gebäude und Anlagen ein.

Landrat Neumeyer betonte den offenen und transparenten Umgang zwischen der Geschäftsführung und dem Landratsamt. „Das ist die Chance, dass man miteinander etwas schafft und gestaltet“, sagte Neumeyer.

Reine Geschmackssache

Ob Hopfenpellets oder Extrakt zum Einsatz kommen, sei Geschmacksache der Braumeister, meinte Loipeldinger im Gespräch. „Da hat jede Brauerei ihre eigene Rezeptur und Philosophie.“ Bei den Hopfenpellets seien auf jeden Fall noch die Aromastoffe aus dem Blatt dabei. Bei der Extraktion hingegen werde unter Druck von 300 Bar mit CO2 das reine Lupulin gewonnen. Lupulin ist der Bitterstoff im Hopfen – und für die Bitterkeit im Bier verantwortlich. „Manche Brauer nehmen auch den Extrakt für die Grundbitterkeit des Bieres her und runden den Geschmack dann noch mit Hopfenpellets ab“, meinte Loipeldinger. Auch für die international belieferten Regionen lasse sich da keine Regel aufstellen. Nur eines sei sicher: „Beim Brauen der trendigen Craft Biere kommen nur Hopfenpellets zum Einsatz.“

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