Erbe
Der Name Geiger hallt bis Moskau

Die Familie Geiger baut seit vier Generationen in Ihrlerstein Obst an. Jetzt feiert Edmund Geiger seinen 95. Geburtstag.

09.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr

1933 kaufte Bartholomäus Geiger den großen Ökonomiehof mit zwei Wohnhäusern und mehreren Stallungen auf der Brand. Neben seiner Arbeit am Hof und auf dem Feld pflanzte er die ersten Apfelbäume in die Streuobstwiese auf seinem Grundstück. Fotos: Archiv Familie Geiger, Beck

Bereits 193 Jahre alt ist der Geigerhof an der Nürnberger Straße. Der 1826 von Ihrlersteins Namensgeber Jakob Ihrler erbaute Ökonomiehof bei den Steinbrüchen wechselte mehrmals die Besitzer. Seit 1933 ist der Hof im Besitz der Familie Geiger.

Anlässlich des bevorstehenden 95. Geburtstag (10. Januar) von Edmund Geiger senior blicken wir gemeinsam mit Familie Geiger zurück auf vier Generationen, deren Obstanbau das Ortsbild prägt. Maria und Bartholomäus Geiger setzten 1933 den Grundstock dazu. Durch Zufall kamen sie ins damalige Neukelheim und kauften den Steinbruch-Betrieb mit seinen Gebäuden. „Steine gab’s viele, aber kein Brot“, erinnert sich deren Sohn Edmund Geiger senior.

Marienstatue am Giebel

„Unsere Oma Maria war sehr gläubig. Ihr gefiel die Muttergottes-Statue vorne am Hausgiebel so gut, dass sie den Hof unbedingt haben wollte“ weiß deren Enkelin Lydia Geiger-Mistry zu berichten. Maria und Barthl Geiger kamen aus einem Obstanbaugebiet in Unterfranken und bauten in ihrer neu erworbenen Heimat einen landwirtschaftlichen Betrieb mit hohem Tierbestand auf. „Im Krieg kam ein großer Rückschlag über meine Eltern: bis auf die beiden Wohnhäuser wurde alles zerstört“ bedauert Edmund Geiger senior. Auch alle Tiere waren verbrannt. „Nur im nahegelegenen Steinbruch fand die Magd noch eine herum-irrende Kuh“ ergänzt Tochter Lydia. Mit viel Arbeit und Fleiß bauten sie alles wieder auf. Mit dem Pflug an den Ochsen und Arbeitspferden wurden die Ackerflächen bearbeitet, mit der Sense die Grünflächen gemäht, Rüben und Kartoffeln gehackt.

1952 übergab Bartholomäus Geiger den Hof an seinen Sohn Edmund. „Ich hatte schon von Geburt an den Obstbau im Blut“, bekennt der fast 95-Jährige. In seiner alten Heimat ist er bereits als Kind „die meiste Zeit beim Onkel in dessen Schnapsbrennerei und im Mostkeller bei den großen Fässern gewesen“. In Lindau am Bodensee absolvierte er eine Ausbildung zum staatlich geprüften Obstbauer und baute neben der Landwirtschaft sein Lebenswerk auf. Mit seiner Frau Anna, die 2013 starb, bewirtschaftete er den Geigerhof. Wobei Anna Geiger sich neben fünf Kindern mehr um die Landwirtschaft und den Verkauf kümmerte, Edmund Geiger sich um seine Obstbäume, den Mostbetrieb und die Schnapsbrennerei. „Die Hühner-, und Milchviehhaltung sowie die Bullenmast waren sehr arbeitsaufwendig“, berichtet der Senior. Die Kinder mussten mithelfen. Schon immer bewunderte er die „armen Siedler mit ihren großen alten Apfelbäumen neben den Steinhütten, deren Äpfel mit einem einmaligen Aroma gedeihen.“

Durch neue Baumformen konnte man mittlerweile das Wachstum steuern. Nach reiflicher Überlegung pflanzte er auf seinem Grundstück viele tausend Bäume auf 500 Meter langen Reihen. „So entstand in den 80er-Jahren der Aroma-Obsthof Edmund Geiger.“ Der Hof brachte neue Aufgaben.

Die Viehhaltung wurde aufgegeben; neue Lagerräume geschaffen. „Das Marktwesen wie heute gab es noch nicht. Viele Busse kamen zu Besuch. Ich hatte ständig Führungen durch die Obstplantagen.“ Neue Räume mit der Obstbrennerei entstanden.

Feste mit Blütenköniginnen

Das jährliche Hoffest mit der Wahl einer Blütenkönigin zog viele Menschen aus nah und fern an. „Mein neuer Obstbau strahlte sogar bis Moskau. Eine große Militärkapelle kam überraschend zu mir auf den Hof. Sie feierten und spielten bis in die Nacht hinein.“ Ihr Wohnhaus stand jedem Besucher offen. Herzlich wurden Gäste aus anderen Obstregionen, Bekannte und Freunde mit Most und Schnaps aus Geigers Obstanbau bewirtet. Auch im hohen Alter sah man Edmund Geiger senior noch täglich mit kontrollierendem Blick durch seine Obstplantagen schreiten. Seit drei Jahren wohnt er im BRK-Seniorenwohnheim Kelheim.

„Ich könnte es hier gar nicht besser haben, aber mein Herz hängt noch immer am Geigerhof. Der Obstbau ist mein Leben.“ Weil er sich nicht so recht davon trennen konnte, hat er erst im Alter von 86 Jahren den Hof an seinen Sohn Edmund und dessen Frau Rita übergeben. Als Mitarbeiter der Buchstelle des Bayerischen Bauernverbands kümmerte sich Edmund junior nebenberuflich um den Obstanbau und Ackerbau am Hof.

Seit kurzem ist er Rentner. Mit Sohn Martin verarbeiten die Geigers Äpfel, Birnen, Zwetschgen und mehr zu Säften, Schnäpsen, Most und verkaufen diese im Hofladen und auf Märkten. Weitere junge Obstbäume wurden von der dritten Generation gepflanzt; die Flächen für den Obstanbau weiter vergrößert. Martin Geiger arbeitet hauptberuflich am Hof, hat wie sein Großvater „Obstbau im Blut“. Ob er die vierte Generation stellt? „Geplant wäre es so“, meint lächelnd sein Vater Edmund Geiger Junior. Er blickt entspannt auf die Zukunft des Geigerhofes.

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