Nachfolger
Leonhard Salleck übergibt Kuchlbauer

Leonhard Salleck zieht sich nach 49 Jahren aus dem Geschäft zurück – Sohn Jakob Horsch übernimmt und hat viele Ideen.

02.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:18 Uhr

Jacob Horsch (l.) übernimmt die Brauerei Kuchlbauer von seinem Vater Leonhard Salleck. Foto: Neumaier

Seit 1969 führt Leonhard Salleck die Weißbierbrauerei Kuchlbauer. Das mögliche 50. Jubiläum im kommenden Jahr macht der Jubilar – er feiert heute 75. Geburtstag – aber nicht mehr voll. Er übergibt die Geschäftsführung der Brauerei offiziell an seinen Sohn Jacob Horsch. „Jakob hat seine Ausbildung als Kaufmann und Braumeister abgeschlossen, arbeitet seit einigen Jahren fest im Betrieb, hat große Tatkraft und Visionen. Es ist ein optimaler Zeitpunkt, an ihn zu übergeben. Außerdem ist er 25 Jahre alt. So alt war auch ich, als ich die Brauerei übernommen habe“, sagt Leonhard Salleck.

Gegen den Trend gewachsen

Die Situation ist dennoch eine gänzlich andere, als die, die Salleck als studierter Brauer und Betriebswirt 1969 vorfand. „Damals war der Kuchlbauer schlecht beieinander, hatte ein schlechtes Image. Heute sind wir laut Bierausstoß auf Platz 37 der Bayerischen Brauereien, wachsen beim Weißbierausstoß gegen den Trend und haben mit dem Hundertwasserturm, Kunsthaus sowie unseren Märkten einen Besuchermagnet, der 500 000 Touristen pro Jahr anlockt“, sagt der Seniorchef. Das sieht auch Jacob Horsch so: „Die Situation ist komfortabel, dennoch gibt es ein paar Baustellen, wo wir etwas tun müssen.“

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Seit er denken kann, verbringt der heute 25-Jährige seine Freizeit in der Brauerei: „Ich war schon als Kind oft dabei, habe Flaschen sortiert, mir die Technik angeschaut oder den Fuhrpark ausprobiert – es war Spaß pur. Andere haben Urlaub auf dem Bauernhof gemacht, bei mir war es Urlaub in der Brauerei.“ Seit 2015 arbeitet er offiziell in der Brauerei und hat schon seine Spuren hinterlassen, Veränderungsprozesse angetrieben. So stellte er ein neues Team an Außendienstlern zusammen, nachdem seit 2015 die bisherigen Mitarbeiter peu a peu in Rente gingen, betreut zudem selbst die Kunden. Der Juniorchef veränderte Arbeitsabläufe was Vertriebstechnik betrifft oder modernisierte die EDV-Ausstattung und -abläufe. Sein aktuelles Projekt ist, die Brauerei energieautark aufzustellen. „Wir verbrauchen etwa 1,6 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. 400 000 Kilowattstunden liefert unsere neue Photovoltaik-Anlage ab 2018. 2019 wollen wir autark sein“, sagt Horsch.

Tourismus weiter ausbauen

Dazu wolle er etwa den Rohstoffbezug optimieren, engere Beziehungen zu Landwirten auf- und den Tourismussektor der Brauerei weiter ausbauen. Dazu hat er – zusammen mit seinem Vater – ein weiteres Großprojekt auf die Beine gestellt.

Bisher ist die Bewirtung im Biergarten, knapp acht Jahre nach Eröffnung des Turms, noch immer provisorisch gelöst. Die Gaststätte und Küche am Rande des Biergartens besteht teilweise aus einer Zeltkonstruktion. Nun soll diese einem massiv gebauten Erdhügelhaus mit begrünter Dachterrasse, ähnlich einer Hobbithöhle, weichen. „Gleichzeitig wollen wir dabei familienfreundlicher werden“, sagt Horsch. Zwei große Spielbereiche für Kinder sollen kommen, „alles verspielter werden. Der Turm an sich ist für Kinder schon faszinierend, nun wollen wir drumherum noch nachbessern. Damit wollen wir auch einen nächsten Schritt gehen, Abensberg – zusammen mit der Stadt Abensberg – als Ganztagesziel zu etablieren – bisher sind wir ein Halbtagesziel für Touristen. Aber schon dadurch haben wir den Bekanntheitsgrad der Brauerei in Deutschland von 0,5 auf 30 Prozent katapultiert“, sagt Salleck. Das Erdhügelhaus sei „übrigens Jacobs Projekt, aber ich werde ihn dabei unterstützen“. Zum Zehnjährigen des Turms, also 2020, soll es fertig sein. Sehen die beiden im Tourismus noch Nachholbedarf, trifft das auf das Hauptgeschäft weniger zu. „Wir sind gerade in unserem Kernbereich, dem Weißbier, im vergangenen Jahr gegen den Trend gewachsen, der Ausstoß hat sich um sieben Prozent erhöht“, sagt Horsch. Spezialbiere wie IPA sind für ihn weniger interessant. „Wir haben unsere sechs Weißbierspezialitäten, dazu Helles, Dunkles und die Schierlinger Biere – das passt. Darin sind wir gut und glaubwürdig“, sagt Horsch.

Außerdem habe man mit Spezialbieren keine guten Erfahrungen gemacht, bemerkt Salleck: „Ich habe mal ein Spargelweizen auf den Markt gebracht – es hat nicht funktioniert und ist schnell wieder verschwunden.“

Neue Wege will Jacob Horsch aber bei den Vertriebswegen beschreiten – seit Anfang des Jahres gibt es einen eigenen Exportbereich in der Brauerei. „25 Prozent des bayerischen Bieres geht in den Export. Ich will den Markt austesten“, sagt er. „Das heißt nicht, dass ich in ein, zwei Jahren sämtliche Skihütten oder Strandbars beliefern will. Die Brauerei soll weiter gesund wachsen. Unser Kerngebiet bleibt die Region 100 Kilometer um Abensberg mit den Zentren, Regensburg, Nürnberg und München – das ist unser Hauptaugenmerk, da wollen wir weiter investieren.“ Verfestigen nennt Horsch das und Salleck nickt. „Jacob geht das richtig an. Deshalb kann ich mich auch beruhigt fast ganz aus dem Geschäft zurückziehen.“

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