Jubiläum
Gänseblümchen erblüht gegen den Trend

Christoph Gans eröffnete vor zehn Jahren seinen Blumenladen in Abensberg – ohne Kapital und gegen den Trend in der Branche.

04.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr

Christoph Gans eröffnete seinen Blumenladen im herzen Abensberg mit 18 Jahren - 2018 feiert er Zehnjähriges.

Das Gänseblümchen, biologischer Name Bellis perennis, wird im Fachjargon auch Ausdauerndes oder Mehrjähriges Gänseblümchen genannt. Das trifft auch auf das Abensberger Gänseblümchen zu – seit mittlerweile zehn Jahren führt Christoph Gans nun schon seinen so getauften Blumenladen in der Ulrichstraße. Das wird nun am Sonntag groß gefeiert.

Mit 18 Jahren Laden eröffnet

Als der Kirchdorfer seinen Laden vor zehn Jahren eröffnete, war er gerade mal 18 Jahre alt. „Der Anfang war schwer. Ich hatte nach der Ausbildung in Landsberg am Lech kein Startkapital, habe mit den einfachsten Mitteln versucht, Fuß zu fassen. Es war aber mein Traum, selbstständig zu werden – deshalb habe ich es versucht. Der Laden wurde dann auch von Beginn an gut angenommen.“ Und das in einer Zeit, als die Blumenläden in Deutschland reihenweise dicht machen mussten. Noch heute ächzt die Branche.

3000 Läden mussten schließen

Der Fachverband Deutscher Floristen schätzt, dass es noch 10 000 bis 12 000 Blumenläden in Deutschland gibt, vor zehn Jahren waren es um die 15 000. Dass viele aufgeben mussten, liegt aber nicht daran, dass die Deutschen weniger Geld für Blumen und Pflanzen ausgeben. Seit Jahren sind es unverändert 37 Euro pro Kopf für Schnittblumen und insgesamt drei Milliarden Euro im Jahr. Das hat die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) ermittelt. Die Leute kaufen bloß woanders.

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Auch Gans hat das beobachtet: Jedes Jahr bauten Lidl, Aldi, Rewe oder andere mehr Plastikeimer mit Tulpen und Rosen auf. 2,99 Euro für einen Bund Rosen vom Discounter statt 15 Euro für einen Strauß voller Liebe von ihm. „Florist zu sein bedeutet viel Liebe in seine Arbeit zu stecken – denn schließlich wollen die Kunden mit Sträußen oder Gestecken Gefühle ausdrücken. Aber es zählt eben der Preis“, sagt Gans. „Ich habe mich damals, gegen den Trend, entschieden, dass ich den laden aufmachen muss – weil ich wusste, dass es gut wird.“

Mutter Marlene ist die große Stütze

Größte Unterstützerin war damals seine Mutter Marlene. „Sie hat mir den Rücken gestärkt, ist noch heute eine sehr große Hilfe im Laden. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft “, sagt Gans. Neben Mutter Marlene war auch Vermieter „Bader“ Heinz Bauer eine Helfer der ersten Stunde. „Er hat damals einen Nachfolger für den ehemaligen Friseursalon gesucht und mir einen tollen Pachtpreis gemacht. Noch heute ist Herr Bauer ein toller, beinahe schon familiärer Partner für mich“, sagt Gans.

Familiär, so beschreibt der Florist auch seinen Laden und den Umgang mit Kunden. „Mittlerweile haben wir eine große Stammkundschaft, die nicht nur kommt, um Blumen oder Gestecke zu kaufen, sondern auch gerne mal auf einen Kaffee und einen Ratsch vorbeischaut“, sagt der 28-Jährige.

Familiär sei auch das Verhältnis mit seinen Mitarbeitern. Das sind Mutter Marlene, sein Lebenspartner Erik und die Floristinnen Anette und Delia. „Alle sind fleißig, leifern gute Arbeit, wir verstehen uns gut und unternehmen auch privat einiges zusammen“, sagt Gans. „Das Arbeitsklima ist super, ich könnte es mir nicht besser Wünschen.“

Wünsche und Träume hat der 28-Jährige aber natürlich schon. So würde er gerne einmal „ein Event eines Großkonzerns gestalten. Wo es dann nicht um 100, sondern um 10 000 Blumen geht und man Wochen oder Monate daran arbeitet“. Dass derlei Aufträge nicht auf der Straße liegen, ist ihm klar. „Aber träumen darf man doch“, sagt er. Im „Kleinen“ mache er Ähnliches aber für das Hotel Monarch in Bad Gögging.

Sein Steckenpferd ist die Ausstattung von Hochzeiten – mit Deko für Hochzeitsautos, so eines verleiht er sogar selbst, Tisch- oder Kirchendeko sowie Brautsträuße oder Anstecker. „Da bin ich mittlerweile schon beinahe wöchentlich gebucht, habe mir einen guten Ruf erarbeitet.“ Auch weil sein Sortiment größtenteils aus regionalen oder Fairtrade-Produkten besteht.

Lieferservice wird gut angenommen

Gut angenommen werde auch sein floristischer Lieferservice, den er mittlerweile per Elektroauto – oder bei größeren Lieferungen mit dem Diesel-Transporter – betreibt. Neu sind für Christoph Gans neue Vertriebswege über das Internet – sprich: social media. „Ich erreiche dabei ein ganz anderes Klientel, als mit meinem Laden. Die Möglichkeit, mit Fotos von Aufträgen für mich zu werben, ist super.“

Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein: „Das vergangene Jahr, mit einer Baustelle direkt vor dem Laden und dem Wegfall der Parkplätze, war hart“, sagt Gans. „Da hat man schon gemerkt, dass der Umsatz zurückgeht, Kundschaft ausbleibt. Aber das ist ja nun vorbei.“

Entbehrungen in der Jugend

Letztlich lebe er seinen Traum: „Es war die absolut richtige Entscheidung. Ich würde alles wieder genau so machen, auch wenn ich dafür schon einiges aufgeben musste.“ Ausgehen in der Jugend oder lange Urlaubsreisen seien nicht drin gewesen. „Weil ich mich ja um meinen Laden kümmern musste und muss“, sagt der 28-Jährige.

Dennoch würde ihm nichts im Leben fehlen. Es sei vielmehr so, dass er ohne seinen Laden nicht mehr leben könnte. „Über den Gillamoos machen wir 14 Tage Betriebsurlaub. Das genieße ich natürlich und nutze die Zeit auch mal für einen längeren Urlaub, aber so nach spätestens zehn Tagen merke ich dann, dass ich mich wieder auf die Arbeit , meine Mitarbeiter und die Kundschaft freue. Mein Herz und meine Seele hängt am Laden und meiner Arbeit“, sagt Gans. „Ich freue mich auf die nächsten zehn Jahre.“

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