Medizin
Ein Arzt zwischen den Welten

Dr. Ohneis aus Abensberg schwört auf moderne Medizin. Im Ausland hat er festgestellt: Es geht auch mit einfachen Mitteln.

22.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr
Vater und Sohn Ohneis. Der Senior fühlt sich unter den Händen des Juniors auch auf dem Patientenstuhl wohl. Foto: Abeltshauser −Foto: Abeltshauser

Blickt Zahnarzt Dr. Maximilian Ohneis junior in seinen Fotoordner, spürt er Sehnsucht. „Da bekomme ich sofort wieder Fernweh“, gibt der 32-Jährige Einblicke in seine Gefühlswelt. Für ihn steht fest: Der Einsatz mit den Zahnärzten ohne Grenzen in der Mongolei vor einiger Zeit habe ihn sehr beeindruckt. „Auf alle Fälle möchte ich so etwas wiederholen.“

Momentan fehlt dazu aber die Zeit. Denn nach fast vier Jahrzehnten ist Dr. Dr. Maximilian Ohneis senior dabei, das Ruder in seiner Abensberger Praxis an seinen Sohn zu übergeben. Er sei immerhin 65 Jahre alt – also im Rentenalter. Seit einigen Wochen ist der Junior Chef in den Behandlungsräumen in der Ulrichstraße – gemeinsam mit seinem Vater. Beide betreiben seither eine Gemeinschaftspraxis. Wobei der Senior nur noch zwei Tage pro Woche sich um Patienten kümmert. Der Sohneman habe da das vollste Vertrauen des Seniors. „Mein Vater war einer meiner ersten Patienten“, lacht der Junior. Und der Papa lacht mit.

Außerdem gibt es ja auch noch die alten Menschen. Die haben es dem jungen Zahnarzt besonders angetan. Ihnen will er sich ausdrücklich widmen. Das die nun von ihm besondere Hilfe erhalten, hat wiederum etwas mit der Mongolei zu tun. Dazu erfahren wir gleich mehr.

Facharzt für Oralchirurgie

Ohneis Junior hat vor kurzem seinen Facharztabschluss in Oralchirurgie gemacht. Der Arzt schwärmt fast etwas, was heutzutage in der modernen Medizin alles möglich ist. So wird er bald ein dreidimensionales Röntgengerät einsetzen. Was nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit andern Fachgebieten – etwa der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde – dienen werde.

Diese hochmoderne Medizin mit fast schon allumfassender Behandlung sei die eine Seite. Ohneis Junior ist aber froh, dass er auch die andere kennt. Dass er Orte gesehen hat, „wo es sechs Stunden mit dem Auto dauert, bis man überhaupt bei einem Zahnarzt angekommen ist“. Aufklärung in Sachen Mundhygiene sei da ein zentraler Punkt gewesen. Es gab aber auch konkrete Arbeit.

Drei Wochen hat er mit relativ einfachen Mitteln Menschen in der Mongolei geholfen. Manchmal fehlte sogar ein Behandlungsstuhl. Da saß dann das Kind mit Zahnschmerzen einfach auf dem Schoß der Mutter. Beeindruckend vor allem war für den jungen Abensberger, wie viel an Lebensqualität die Menschen gewonnen haben, waren sie erstmal von einem faulen Zahn befreit. „Da geht es eben um mehr als nur um die Farbe einer Füllung“, stellt er fest.

Vielleicht war das der letzt Anstoß für eine Idee, die er gemeinsam mit dem Rohrer Seniorenheim angestoßen hat und weiter verwirklichen will. Im Blick hat der junge Arzt alte Menschen. Auch denen könnte mit Mundhygiene ein Plus an Lebensqualität gegeben werden.

Dr. Ohneis hat demente Menschen im Blick

Konkret geht es ihm vor allem um demente Menschen, die in Seniorenheimen wohnen, die nicht selten dement sind. Und die sich deshalb oft gar nicht mehr artikulieren und ihre Schmerzen benennen können.

Einmal im Quartal besucht der Arzt die alten Menschen und schaut ihnen in den Mund. Wenn eine Behandlung notwendig ist, werde die, sofern es möglich ist, im Seniorenheim durchgeführt. Sonst werden die Patienten in die Praxis gebracht. Ohneis junior betont, dass diese Vorsorge voll und ganz von der Krankenkasse übernommen werde. Pflegekräfte seien oftmals fachlich überfordert, Handlungsbedarf festzustellen. Gleiches gelte für die Angehörigen. Außerdem sei sichergestellt, sollten sich Heimbewohner mit Schmerzen melden, dass binnen eines Tages Hilfe komme. Noch gebe es in der Region kaum Zahnärzte, die sich diesem speziellen Thema widmen. Bedauert der Junge Arzt. Er will das Projekt weiter ausbauen.

Es soll nicht nur bei der Zusammenarbeit mit einem Haus bleiben. Den speziellen Blick auf die Zähne älterer Menschen hat sich der Mediziner schon während seiner Ausbildung angeeignet. Sein Doktorvater konnte ihn dafür gewinnen, für seine Promotion den Gesundheitszustand von Zähnen älterer Menschen zu untersuchen.

Ohneis Junior ist grundsätzlich froh, dass ihn der Senior noch einige Zeit unterstützt. Nicht nur, weil er sich ja so vielleicht doch wieder einmal drei oder vier Wochen freischaufeln könnte, um sich für einen Hilfseinsatz zu engagieren. Es sei einfach gut, auf die langjährige Berufserfahrung zurückgreifen zu können.

Der Computer hilft mit

Die sammelte sein Vater seit Anfang der 80-er Jahre. Vor 37 Jahren eröffnete er die Praxis, die damals noch am Aventinusplatz beheimatet war. Zu Beginn war er noch Einzelkämpfer. Heute gibt es in der Praxis 14 Mitarbeiter. Seither habe sich viel getan, was die tägliche Arbeit betrifft. Ohneis Senior nennt da nur ein Beispiel: So seien Abdrücke mit Kunststoffmasse für Kronen mittlerweile Vergangenheit. Da helfe längst der Computer mit. Mittels Kamera werde die fragliche Stelle im Mund vermessen – anschließend die Krone direkt in der Praxis angefertigt. Und weil der Junior eine chirurgische Ausbildung hat, wird es in Zukunft auch Operationen unter Vollnarkose in der Praxis geben. Viel Arbeit wartet also auf den jungen Arzt. Sicherlich wird da das eine oder andere Mal ein Gedanke Richtung Mongolei entschwinden. Sein geistiger Blick über die Weiten der Landschaft schweifen. Denn die haben ihn an dem Land fasziniert. Und dann wird es wieder da sein – das Fernweh, dem sich der Abensberger nur schwer entziehen kann. Die Menschen in der Mongolei dürfen sich deswegen durchaus freuen. Es kann gut sein, dass sie ihn wieder als Zahnarzt auf Zeit bekommen.

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