Jubiläum
Frauenbund feiert 100-jähriges Bestehen

Der Frauenbund wurde vor einem Jahrhundert gegründet. Kontinuierlich konnte die Arbeit um soziale Themen ausgebaut werden.

20.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:43 Uhr
Vor Maria Himmelfahrt wurden Kräuterbüschel gebunden. −Foto: Beatrice Mehringer

Als der Ortsgruppenleiter der NSDAP 1941 die Kreuze aus der Schule entfernen ließ, waren es die Frauen des Frauenbundes, welche die Kreuze wieder an den angestammten Platz hängten. Diese Begebenheit demonstriert wesentliche Haltungen des Katholischen Deutschen Frauenbundes, so die Pfarrgemeinde Abensberg. Zusammenhalt, Entschlossenheit und lebendiger Glaube. Schon viele Jahre vor dem Wahlrecht für Frauen formierten sich 1903 in Köln engagierte Frauen aus allen Schichten, Berufen und Altersstufen der Gesellschaft zum Katholischen Frauenbund. Die Ziele waren das Engagement in Kirche und Gesellschaft, insbesondere die Gestaltung des Familienlebens, die Verantwortung im öffentlichen Leben und die Mädchen- und Frauenbildung. Von diesem Aufbruchsgeist ließen sich auch bald Abensberger Frauen bewegen. 1917 wurde der christliche Mütterverein gegründet und Stadtpfarrer Josef Scherbauer regte 1921 die Gründung des Frauenbundes an; diese wurde am 21. Oktober vollzogen.

Schatzmeisterin Rosi Küpper erzählt: Einmal im Monat, auch am Nachmittag, trafen sich die Frauen zu einer Veranstaltung. Das kann nur ein Kaffeekränzchen gewesen sein, doch Frauenbildung war ein ausgewiesenes Thema und so wurde auch über erzieherische, gesundheitliche und religiöse Themen referiert. Es gab Bibelstunden und das Theaterspiel zeigte nicht nur eine neue Freizeitgestaltung auf. Viel Engagement zeigten die Abensberger Frauen im sozialen Bereich, die Betreuung von kranken und armen Menschen sowie Spendenaktionen gehörten dazu. Auch wenn die Nationalsozialisten per Gesetz und Erlasse die kirchlichen Vereine knechteten und vernichten wollten, der Frauenbund hielt still und wirkungsvoll dagegen. In der Zeit nach dem Krieg waren, wie schon oft, in erster Linie die Frauen gefragt und so dauerte es bis 1948, bis erstmals wieder zu einer Versammlung eingeladen wurde. Kontinuierlich konnte der Frauenbund seine Arbeit und auch Mitgliederschaft ausbauen. 1974 wurde der christliche Mütterverein integriert. Die Abensberger Vorsitzende Beatrice Mehringer weist darauf hin, dass der Verband heute mit zirka 180.000 Mitgliedern ein Verband mit einer wichtigen und kräftigen Stimme im politischen, gesellschaftlichen und religiösen Bereich ist. Die Grundlagen sind geblieben und die Aufgaben haben sich kaum verändert. So steht heutzutage im Brennpunkt: der Einsatz der Frauen für den Fairen Handel, die Solidarität mit den Frauen in allen Ländern, die gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit, der Zugang zu allen kirchlichen Ämtern und die Mitgestaltung des kirchlichen Lebens und das Erlebnis der Freude am gemeinsamen Tun.

Bei einer kleinen Mitgliederumfrage bezüglich der Motivation im Frauenbund zu sein, kristallisierten sich diese Gründe heraus: gute Anschlussmöglichkeiten, die Gemeinschaft, Spaß und Freude, die Gestaltung der Gottesdienste und das Programm. Das Programm und die Aktivitäten lassen sich wirklich sehen: Mutter-Kind-Spielgruppen, Mitarbeit im Eine-Welt-Forum, jährlicher Weltgebetstag der Frauen im März, seit 1963 die Elisabethfeier mit Sammlung für bedürftige Familien, jährliche Aktion „Palmbüsche und Kräuterbüsche“ binden, meditative Wanderungen und die jährliche Ägidiuswallfahrt vor dem Gillamoos. Die Rolle und das Bild der Frau haben sich in den vergangenen 100 Jahren markant verändert. Auch in der Kirche bahnt sich ein notwendiges Umdenken an. Das darf und kann sich nicht darauf beschränken, dass es zum Beispiel mit der Gemeindereferentin Astrid Habel eine geistliche Beirätin gibt. Es ist den Frauen im Katholischen Frauenbund zu wünschen, dass sie den Mut, die Ausdauer und die Kreativität in der Weiterentwicklung von Kirche und Gesellschaft bewahren. Am Samstag, 23. Oktober, feiert der Abensberger Frauenbund seinen 100. Geburtstag mit einem Festgottesdienst um 18 Uhr in der Klosterkirche und einem anschließendem Stehempfang. In der Pfarrkirche wird in diesen Tagen auch eine Ausstellung zur Geschichte des Verbandes angeboten.