Gillamoos
Wie die Stones – für Fans bloß besser

Luis Trinker‘s Höhenrausch aus Abensberg feiern. Vor 25 Jahren spielten sie im Festzelt am Jahrmarkt, anfangs gab’s Kritik

18.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
Walter Dennstedt
Eine neue Zeitrechnung läuteten die Trinker‘s am Gillamoos ein. −Foto: Kuttler

Als im November 1987 Peter Feichtner (Saxophon, Tuba, Mundharmonika), Chris Kuttler (Gitarre), Helmut Mages (Schlagzeug), Wolfgang Hinz (Bass), Bertl Drawenau (Gesang) und Edgar Feichtner sich zum ersten Mal zum gemeinsamen Musizieren fanden, ahnte wohl noch kleiner, dass das Projekt, aus Spaß an der Musik geboren, eine derartige Erfolgsgeschichten werden würde. Die Band hatte da noch keinen Namen; irgendwann brauchte man Plakate für eine Veranstaltung, und irgendeiner, wer genau, ist nicht mehr überliefert, kam auf den Namen Luis Trinker’s Höhenrausch. Man suchte, so sagt Peter Feichtner, nach einem originellen Namen, spielte damals Sachen von Haindling, wollte aber auch „nix wahnsinnig Progressives“.

Nicht verbiegen lassen

Nun, der Name war geboren und nur drei Jahre später engagierte sie der Hofbräu für den Samstagabend ins Festzelt am Gillamoos. Die Premiere war aufregend. Zum einen, weil die meisten Besucher mit Luis Trinker’s Höhenrausch noch nicht das verknüpften, was heute jeder aus der Region damit assoziiert, zum anderen, weil die Musik, die die Formation damals schon machte und heute noch macht, für die damaligen Zeiten am Gillamoos noch ein absolutes Novum war, so als würde heutzutage beispielsweise eine Punkband vor den Lederbehosten spielen.

Freilich, die Musiker ließen sich nicht verbiegen, widerstanden damals den Wünschen nach Songs al la „Fürstenfeld“, wie heute den Wünschen nach „Atemlos durch die Nacht“, und spielten ihr Repertoire. „Die Begeisterung hielt sich in Grenzen“, berichtet Kuttler. Und Mages ergänzt, dass es damals völlig neu am Gillamoos war, dass die Besucher auf den Tischen standen und tanzten. „Da war der Festwirt nicht begeistert“, sagt er grinsend, denn zum einen wurde nach dessen Geschmack zu wenig getrunken, zum anderen die Bierbänke und Tisch zu sehr ramponiert. Und auch die Bedienungen traten in Ausstand, durch eine Horde der narrischen Fans können man nicht durch zum Servieren ...

Lang, lang ist‘s her, dass dies den Gillamoos ein wenig revolutionierte. Seit Jahren nun schon spielen die Trinker‘s am Donnerstag und setzen einen Kontrapunkt zur bierseligen Blasmusik, die bis dahin vorherrschte. Nur „zwei oder drei Jahren Pause“ habe man gemacht, sagt Feichtner, seitdem sei der Gillamoosdonnerstag alljährlich im Auftrittskalender der Band dick rot markiert. Bald schon warb der Ottenbräu die Abensberger Band, die seit langem Kultstatus besitzt, ab. Und engagierte sie am Donnerstag, dem Tag, der anfangs als „toter Tag“ zu bezeichnen war. Die Festzelte standen zwar schon am Gillamoos, bloß war nix los.

Das haben die Auftritte von Trinkers und im Nachklang deren Auswirkungen auf die Programmgestaltung der anderen Zelte nachhaltig geändert. Zwar spielte man diese Art von Musik, Rock, Pop, selbst arrangiert, manchmal verfremdet, aber immer nur dem eigene Geschmack der Bandmitglieder folgend, lange Jahre quasi exklusiv, doch heutzutage machen sich die Bands am Donnerstagabende gegenseitig Konkurrenz. Freilich, die Fans der Trinkers, mittlerweile schon die dritte Generation, wie Kuttler schmunzelnd zugibt, sind treu. Oft schon kam es vor, dass das Festzelt überfüllt war; vom Teenie bis zum Opa singen die Besucher mit, feiern, und lassen sich von den Trinkers einen Musikmix liefern, der von Gassenhauern bis hin zu anspruchsvollen Balladen reicht.

Freilich gab es auch andere Auftritte, außerhalb von Abensberg, wo der Bandnamen ein Publikum anzog, das man nicht unbedingt als Zielgruppe auserwählt hat. Denn Luis Trenker war eine Bergsteigerlegend, und so saß einmal der Gesamte Alpenverein erwartungsvoll im Publikum, weil er beim schnellen Lesen das I im Namen zu einem E gemacht hatte.

Das 30. Jubiläum ist das Nahziel

Und wie geht es weiter? „Unser Kurzfristziel ist das 30. Jubiläum“, sagt Peter Feichtner. Denn solange es Spaß macht, bleibe man zusammen. In Verlegenheit zu kommen, nicht zu wissen, was man spielen soll, werden die Musiker wohl nie. Das Repertoire umfasst derzeit circa 300 Songs, manche wurden nur ein einzige Mal öffentlich gespielt, andere sich Festbestandteile des Programms, das vor jedem Auftritt individuell auf das Publikum zusammengestellt wird.

So genau weiß man die Zahl der Lieder im Repertoire erst seit kurzem. Edgar Feichtner spielte beim Bürgerfest das letzte Mal mit, wurde auch stilgerecht mit einem „Zinnteller mit Gravur“ aus den Reihen der Band verabschiedet, wie Kuttler feixt. Sein Nachfolger ist Florian Stäuble, der Keyboard, Akkordeon und Gitarre spielt. Und intensive Probenarbeit mit dem Neuen der in die Formation kommt, war vonnöten, denn die anderen reagieren auf den Wimpernschlag des Mitmusikers und kennen sich gegenseitig mit allen Stärken und Schwächen – fast wie alte Ehepaare. So gab es intensive Proben und manch Aha-Erlebnis: „Du, das haben wir doch schon Ewigkeiten nicht mehr gespielt ...“.

Seit ein paar Jahren sind die Trinker‘s am Gillamoos der Top-Act. Und sie haben jeweils eine Vorband. Feichtner sagt, dass er einen Blick darauf habe, Abensberger Bands zu engagieren. Vielleicht als Chance für eine Gillamooskarriere à la Trinkers. Aber heuer hat die von ihm auserkorene Band aus Abensberg noch einen Rückzieher gemacht. Deshalb spielt eine Regensburger Formation vor den Trinker‘s mit Namen „The Electric Panthers“. Blues und Funk ist deren Repertoire umschrieben. Und im Anschluss stehen dann die Abensberger Musikerurgesteine auf der Bühne. Wetten, dass nach nur fünf Minuten mindestens das dreiviertelte Zelt auf den Bierbänken tanzt, werden nicht entgegengenommen. Weil: Luis Trinker‘s Höhenrausch aus Abensberg halt ...