Erinnerungen
Geschichten, die das Leben schrieb

Senioren erzählen jungen Leuten von früher. An dem Buchprojekt haben sich auch zwei Bad Abbacher beteiligt.

24.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:49 Uhr
Gabi Hueber-Lutz

Anne Janisch (links) und Grit Scholz mit dem Buch der Senioren Foto: lhl

„Erzähl doch mal ...“ so heißt ein Buch, in dem es um das Leben geht, so wie Senioren es erlebt haben. Aufmerksame Zuhörer für ihr Geschichten haben sie in Vertretern der jungen Generation gefunden. Herausgekommen ist ein Buch, das ein Schatzkästchen der Erinnerungen ist.

Und manchmal zeigt, dass sich die Gefühle quer durch die Generationen oftmals gar nicht so sehr unterscheiden. Verliebtsein fühlte sich vor 80 Jahren genauso an wie heute. Das Buch ist ein Kaleidoskop vieler Leben. Von Krieg und Flucht wird darin erzählt - damals und heute. Von Behinderung und Lebensmut, von Hoffnung und Kummer, von Neuanfang und Heimat.

Entstanden ist das Werk in den Einrichtungen der Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes. Auch aus dem Seniorenwohnen am Lugerweg in Bad Abbach stammen zwei Geschichten. Das Tandem aus Senior und jungem Menschen sollte dabei auf jeden Fall ein Kriterium erfüllen: Gemeinsam sollten beide über hundert Jahre alt sein. Manche der Geschichten sind unter dem richtigen Namen der Heimbewohner veröffentlicht, andere unter einem Pseudonym. In Abbach hat ein Senior den Namen Josef Bauer für seine Geschichte gewählt. Er erzählte sie zwei jungen Mädchen. Aufgezeichnet hat das Gespräch Heidi Daniels-Seyller, die Leiterin der sozialen Betreuung am Lugerweg.

Der Senior berichtete den jungen Mädchen, wie das damals so war mit der Berufsfindung. Nämlich ganz einfach. Der junge Josef hat das gemacht, was seine Eltern für ihn entschieden haben, und ist Schmied geworden. Gearbeitet wurde sechs Tage die Woche, Urlaub gab es nicht. Nur sonntags und an Weihnachten war frei. Josef mochte seinen Beruf trotzdem gern und erinnerte sich auch im hohen Alter noch ans glühende Eisen, das er bearbeitete.

Auch in der Geschichte von Christa Herrmann geht es um das Arbeitsleben. Sie war in Dienst auf einem Bauernhof. Ihre Eltern seien damals froh gewesen, als sie aus dem Haus ging, denn dann musste ein Esser weniger ernährt werden, erinnerte sich die Seniorin. Morgens um fünf Uhr begann für Christa Herrmann der Arbeitstag, abends um zehn endete er. Nur zum Abendessen gönnten sich alle eine längere Rast. Aber das war nun mal so, und es war für alle gleich. Auch die Seniorin blickt mit Freude zurück. Eine große Gemeinschaft seien sie alle gewesen, und glücklich.

Einrichtungsleiterin Anne Janisch und Pflegedienstleiterin Grit Scholz präsentierten das hochwertig aufgemachte Buch sichtlich stolz. Für 9.50 Euro kann es im Seniorenwohnen erworben werden. Und auch für das kommende Jahr ist wieder ein gemeinsames Projekt aller Einrichtungen geplant. Dann wird sich alles um das Thema Palliativ-Care drehen.