Wirtschaft
Palm Beach hat aufgegeben

Das Herzstück des Bad Abbacher Bademoden-Herstellers, die Näherei, gibt es nicht mehr. Viele Mitarbeiter mussten gehen.

14.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:49 Uhr

2016 hatten Bernd Siebler, jetzt Bildungsminister (M.), und Landrat Neumeyer (r.) Christian Schwarz einen Besuch in der Näherei abgestattet. Foto: lhl

„Made in Germany“ – dieses Etikett wird wohl nicht mehr lange auf der Homepage des Bademoden-Herstellers Palm Beach prangen. Die Einteiler, Bikinis und Badehosen werden nämlich ab diesem Jahr im wesentlichen nicht mehr in Bad Abbach produziert, sondern bei einer Partnerfirma in Tunesien. Das Unternehmen in Bad Abbach gebe es aber selbstverständlich noch und das Outlet habe ganz normal offen, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Christian Schwarz.

Das Herzstück fehlt allerdings. Erst vor drei Jahren hatte der heutige bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler der Firma gemeinsam mit dem heutigen Landrat Martin Neumeyer einen Besuch abgestattet. Anlass war die Einführung einer hochmodernen Produktionslinie gewesen, mit der die Fertigung noch weiter automatisiert und damit konkurrenzfähiger gemacht werden sollte.

„Das Unternehmen in Bad Abbach gibt es selbstverständlich noch, genauso das Outlet.“Geschäftsführender Gesellschafter Christian Schwarz

Europaweit sei man der einzige Hersteller von Bademoden mit einem solchen Produktionsprozess, hatte Schwarz damals betont. Die Sache mit der Konkurrenzfähigkeit hat offensichtlich nicht so gut geklappt. Die Näherei ist geschlossen, zirka die Hälfte der Mitarbeiter wurde entlassen. Derzeit sind noch 17 Arbeitnehmer in dem Betrieb beschäftigt. Bereits im vergangenen Jahres hatten die Näherinnen ihre Kündigung bekommen.

Mindestlohn als Ursache

Man habe die Produktion in Deutschland wegen des Mindestlohns einstellen müssen, nannte Schwarz als Begründung für die radikale Umstrukturierung. Noch bis Ende 2018 waren Restbestände gefertigt worden. Im Outlet in der Industriestraße im Gewerbegebiet Bad Abbach-Lengfeld werden im Moment noch die vorhandenen Stücke verkauft.

In ein paar Wochen sollen die Produkte der tunesischen Firma an den Ständern hängen. In dem Haus im Industriegebiet werden dann nur noch Kleinstserien oder Spezialanfertigungen hergestellt, so der Geschäftsführer.

„In ein paar Wochen werden die Produkte der tunesischen Firma an den Ständern hängen.“Christian Schwarz

Schwarz sieht die Veränderungen als nicht so besonders gravierend an. „Das Unternehmen gibt es selbstverständlich noch“, sagte er. Der Geschäftsstandort sei ihm nach wie vor wichtig. Die Vorgängerheimat des Betriebs lag ja in Oberndorf, wo Wolfgang Pauli die Firma 1971 gegründet hatte. 2009 übernahm sie Gerhard Alliger und modernisierte die Produktion 2011 mit einem CAD-Cutter. 2015 zogen Outlet und Verwaltung von Palm Beach ins Industriegebiet Lengfeld um. In der Produktionspause folgte die Fertigung nach. Der Platz war in Oberndorf zu knapp geworden.

„Das hat keiner gewusst. Ab Dezember 2018 war dann endgültig Schluss.“Eine ehemalige Mitarbeiterin

Bei einer Modenschau zur Eröffnung führten die damalige Miss Germany Olga Hoffmann und die Vize-Miss-Germany, die Lengfelderin Julia Kraml, die Bademoden vor. Beiden war sie vertraut, denn bei den Miss-Wahlen waren die Bikinis, in denen die angehenden Missen über den Laufsteg geschwebt waren, von Palm Beach gekommen.

Auch das gehört der Vergangenheit an. Bei den Misswahlen wird ja mittlerweile auf Präsentationen im Badeanzug verzichtet.

Die Firma war mittlerweile in die Hand der Investorenfamilie Schwarz übergegangen mit Christian Schwarz als geschäftsführendem Gesellschafter von Palm Beach. Er ergänzte die Produktion um eine Anlage zur Hängefertigung, die es erlaubte, um ein Drittel schneller zu produzieren.

Kündigungen überraschten

Palm Beach wurde zum modernsten Produktionsstandort für Bademode in Deutschland. Aber auch diese Maßnahme fruchtete offensichtlich nicht. Bereits im Sommer vergangenen Jahres bekamen viele Mitarbeiter die Kündigung. Die waren davon absolut überrascht.

Das habe keiner gewusst, berichtet eine ehemalige Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Nur mehr die Teile, die bereits fertig geschnitten waren, seien noch genäht worden. Und ab Dezember sei dann endgültig Schluss gewesen. Der Standort soll aber auf jeden Fall erhalten bleiben. Badeanzüge, Badeschuhe und Accessoires würden hier weiterhin verkauft, so Schwarz. Die Lage sei optimal. Das Industriegebiet Lengfeld sei gut zu erreichen und die Firma schon von der Bundesstraße aus sichtbar.

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