Entwicklung
Pfarrhof wird Kultureinrichtung

Hinter dem prägenden Bild der Kirche verbirgt sich ein alter Garten. Er soll ein Wohlfühlort werden.

21.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:28 Uhr
Renate Beck
Der Markt Essing hat den Pfarrhof der Pfarrkirche Heilig Geist gekauft. Mit seinem romantischen Garten soll er eine schöne Einrichtung werden. −Foto: Renate Beck

Wohl jedem, der die Straße „Unterer Markt“ durch Neu-Essing fährt, fällt die ehemalige Stiftskirche Hl. Geist mit ihrem gekuppelten Erkerturm am Pfarrhof auf. 1711 bis 1717 wurde sie im Stile des Barock durch die Jesuiten erbaut. Sie befindet sich direkt an der ursprünglich östlichen Marktmauer. „Der Kirchenturm ist dem Kirchenschiff auf der Westseite aufgesetzt….“ ist auf der Homepage der Pfarrei zu lesen.

Hinter diesem schlossartigen Haus am Ortseingang des Marktes verbirgt sich ein großer alter Garten. Diesen Pfarrgarten und den Pfarrhof hat die Marktgemeinde Essing 2021 gekauft. Das Areal soll saniert und für die Öffentlichkeit künftig zugänglich werden. Garten und Pfarrhof sollen dann ein Ort für Veranstaltungen, Ausstellungen, Vereinsjubiläen und kleine Märkte sein. Für die Baumaßnahmen erhält der Markt laut Bürgermeister Jörg Nowy achtzig Prozent Fördermittel. „Die museale Einrichtung wird über Leader Plus gefördert“. Auch hierzu laufen derzeit die Planungen. „Die Maßnahmen sollen 2022 umgesetzt werden. Die Nutzung des Pfarrhofes für kirchliche Zwecke bleibt weiterhin bestehen.“

Aufgrund des Denkmalschutzes konnten viele im Vorfeld gesammelten Ideen nicht umgesetzt werden. Unter den von Harald Hillebrand vom Planungsbüro FreiraumSpektrum vorgestellten Entwurfsvarianten fand nun eine Variante Anklang im Marktgremium, die in die Planung der Außenanlagen des Pfarrhofes aufgenommen wird.

Die Außenanlage mit Treppe, Bänken und Rasenflächen wird mit Bühnen bestückt, auf denen die Besucher zwischen den alten Mauern und der Rest-Altmühl auch Darbietungen von Künstlern verfolgen können. Für diese Außenanlagen wurde ein Kostenrahmen von 511 000 Euro zuzüglich 150 000 Euro für die Sanierung der Mauer angesetzt. Sollte das geplante Kneippbecken nicht verwirklicht werden, oder im Boden historisches Material auftauchen, dann wird sich die Kostensumme entsprechend ändern. „Eine schöne Einrichtung wird es werden“, prophezeit Essings Bürgermeister Jörg Nowy. „Eine mit einem Skulpturgarten, in der eventuell auch ein Kunstsymposium stattfinden kann“.

Ob die ursprünglich geplante Kneippanlage entstehen wird, bleibt noch offen. „Nicht am geplanten Standort“, so Nowy. „Als separate Maßnahme wär das aber möglich.“ Vielleicht findet sich dazu ein anderer Platz.

Für den Innenausbau (Planung: Architekt Albert Jellbauer) sind eine Million Euro im Haushalt eingestellt. Diese Summe ist erforderlich für mehrere bauliche Sanierungsmaßnahmen wie den Einbau einer neuen Heizung, der Dachbodendämmung, Beleuchtungerneuerung, Medientechnik und dem Einbau eines Personenaufzugs. Und: „Im Pfarrsaal braucht's einige Schönheitsreparaturen.“

Ist alles bezugsfertig, dann sollen auch die seit längerem ungenutzten Räume zugänglich sein. Bürgermeister Nowy verrät, dass im Erdgeschoss eine Dauerausstellung zum Thema „Vor und nach dem Kanalbau“, „Steinzeit“, „Keltenzeit“ und „Mittelalter“ untergebracht wird. Ebenso die des Infanteristen Deifl, die dann vom Rathaus ausquartiert wird. Im ersten Stock entstehen Tagungsräume und Räume für wechselnde und dauerhafte Ausstellungen. Seniorennachmittage und Treffen des Frauenbund können hier stattfinden. „Auch die Ministranten bekommen einen Raum.“

Die Pfarrkirche Heilig Geist bleibt im Eigentum der Kirche. Bis 2012 bewohnte noch ein eigenständiger Seelsorger das katholische Pfarrhaus. Seit 2017 leitet Pfarrer Hans-Jürgen Koller die Pfarrei in einer Pfarreiengemeinschaft mit Ihrlerstein, wo er auch wohnt.

Warum hat die Kirche den Pfarrhof und Garten verkauft? Pfarrer Koller gab uns die Antwort darauf: „In dieses riesengroße leere Pfarrhaus zieht in absehbarer Zeit kein Pfarrer mehr ein.“ Der Bedarf sei einfach nicht mehr gegeben. Die Marktgemeinde signalisierte ihr Kaufinteresse. Bedingung der Pfarrei sei gewesen, dass nur von öffentlicher, nicht aber von privater Hand gekauft werden darf.

Bürgermeister Nowy dazu: „Es ist ein prägendes Bild für Essing. Wir haben es erworben, weil man sonst nicht weiß, was daraus wird.“