Heimat
Rätsel um Kapelle bleibt wohl ungelöst

Windschief steht sie im Hienheimer Forst – die Waldkapelle, von der wohl keiner weiß, warum sie hier steht.

04.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Renate Beck
Die Waldkapelle, ein ruhiges, romantisches Kleinod mitten im Wald −Foto: Beck

Versteckt im Hienheimer Forst, an der Straße zwischen Essing und Hienheim, bergauf, mitten im Wald, steht an einem beliebten Wanderweg eine Kapelle, die „Waldkapelle“. Ganz aus Rundhölzern gebaut, mit kleinem Turm am Dach, mit Fenstern und Kreuzen an und über der Eingangstüre steht sie da. Einsam und doch vielfach besucht.

Im Inneren der Kapelle zeugen bunte Votivbilder, viele Rosenkränze, Kreuze, Engel und mehr von zahlreichen Besuchen. In einer Kiste neben dem Altar stecken vor Mäusezähnen geschützt Bücher. In ihnen kann man beeindruckende Dankesworte und Widmungen entdecken. Schriftlich festgehalten seit vielen Jahren von vorbeiziehenden Spaziergängern ist darin unter anderem „Lieber Gott, ich danke Dir von ganzem Herzen für den wunderbaren Mann und die Kinder. Lass uns gemeinsam alt werden und meine Kinder einen geraden Weg mit eigener glücklichen Familie gehen“ zu lesen.

Letzte Instandsetzung liegt Jahrzehnte zurück

Damit auch weiterhin Wanderer die Kapelle bewundern können, wollen Essinger Bürger sie demnächst wieder instand setzen. Deutlich erkennt man, dass der Zahn der Zeit an ihr nagt. Vor fünfunddreißig Jahren wurde sie zuletzt renoviert. Nach Auskunft von Sebastian Landfried hievte man dazu die komplette Kapelle per Kran von ihrem Fundament. Lange Zeit hatte sich sein Vater um diese Kapelle gekümmert. Nach dessen Tod fühle nun er sich dazu verpflichtet, sagte er unserer Zeitung.

Vor allem die Dachrinne und Holzschindeln seien verfault. Federführend habe er die ersten Maßnahmen zur bevorstehenden Renovierung erledigt. Er erzählte unserer Zeitung, dass er zu deren Austausch bereits Schindeln aus kanadischer Zeder gekauft und Markus Schinn die Dachrinne fertiggestellt habe.

Ein großes Aufgebot an freiwilligen Helfern sei für die bevorstehende Renovierung notwendig. Viele Essinger wollen gerne bei all den anstehenden Arbeiten mithelfen, ob tatkräftig, für Kurierdienste oder Organisationsarbeiten. Zuerst sei allerdings das 50-jährige Jubiläum der Sportfreunde Essing dran, anschließend dann die Kapelle.

„Bärchen“ und „Mäuschen“ hinterließen Spuren

Nicht nur Sebastian Landfried, auch Essings Bürgermeister Jörg Nowy zeigte sich von der großen Helferresonanz überrascht. Die Entstehungsgeschichte der Essinger Waldkapelle ist laut Nowy „ein Rätsel“. Auch wenn man „Licht ins Dunkle“ bringen wolle – auf die Frage, wie lange es diese Kapelle schon gäbe, meinte der Bürgermeister, dass es wohl so genau keiner wisse.

Er fügte an: „Meine Mutter kennt sie von Kindheit an. Es gibt aber keine schriftlichen Überlieferungen. Wir haben an und in der Kapelle schon oft gesucht. Scheinbar ist nirgends eine Jahreszahl eingeschrieben oder eingeritzt. Kein Bauplan, keine Rechnungen.“ Auch kein Bauherr. „Die Waldkapelle steht nicht auf Essinger Gemeindegrund, sondern auf Staatsgrund. Er gehört dem Freistaat Bayern.“ Auch wenn die hölzerne Kapelle mit ihren Ruhebänken nicht der Marktgemeinde Essing gehöre, man fühle sich ihr gegenüber moralisch verpflichtet. Laut Bürgermeister Nowy gäbe es seitens der Gemeinde einen Spendenaufruf. Wie Sebastian Landfried berichtet, weist das Konto mittlerweile auch schon gewisse Beträge auf.

Man darf also hoffen, dass auch in Zukunft noch viele Einträge wie „Bärchen und Mäuschen aus Berlin danken Gott, dass sie gesund den herrlichen Frühling hier genießen können“ in den Büchern der Waldkapelle zu lesen sind.

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