Heimat
Er deckt Ihrlersteins Geheimnisse auf

Erich Hafner ist „Brandler“ mit Leib und Seele. Nun hat er ein Buch geschrieben. Die Recherchen dafür waren Detektivarbeit.

18.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:24 Uhr
Heimatgeschichte zum Nachschlagen über die Brandler und ihren Ort gibt es im neuen Buch von Erich Hafner. −Foto: Johanna Hafner (Renate Beck)

Warum sagt man zu Ihrlerstein „Brand“? Warum ist der Ort so langgezogen? Was hat es mit den Glasmachern und der Kuhtränke auf sich? Wer sich für Ihrlerstein und Umgebung interessiert, findet viele Antworten auf diese noch viel mehr Fragen im neu erschienenen Buch „Ihrlerstein – Heimatgeschichte und Ortschronik“ von Erich Hafner.

Bereits 1998 verfasste der pensionierte Rektor das Buch „Geschichte von Ihrlerstein“. Weil es im Handel nicht mehr erhältlich ist, hörte er oft: „Dann machen’s halt ein neues.“ Mit alten und neuen Erkenntnissen zur Ortsgeschichte setzte Hafner sich also erneut an den Schreibtisch. Heraus kam ein knapp 250 Seiten zählendes „Heimatgeschichtsbuch“ mit neuen Kapiteln wie zum Beispiel dem im heutigen Ihrlerstein geborenen Original „Pölsterl“ und die Sulzwiesen.

Auch von der Salzstraße, der Einöde Rotthal, von Dolinen, dem „sagenhaften Ponholz“, vom „Keestoaklaubn“, Bierpfennig und dem Ende der Wassernot ist darin zu lesen. Nicht zuletzt erklärt der Brandler darin auch die Bedeutung der drei Sterne, Tanne, Steinhammer und Axt im Ihrlersteiner Gemeindewappen.

Abschnitte erleichtern die Suche

Erich Hafners Beschreibung zu seinem neuesten Werk: Es beinhaltet eine umfassende Gesamtdarstellung der Heimatgeschichte von Ihrlerstein. Das Spektrum reicht von der Gemeindegeschichte mit ihren vielen Facetten der Vor- und Frühgeschichte der Zeit der Ortsgründung, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, der Schul- und Kirchengeschichte, der Zeit im III. Reich bis zur Nachkriegsgeschichte und einer Häuserchronik. Damit jede Leserin und jeder Leser die für sie/ihn interessanten Informationen schnell findet, wurde der Text wie in einem Lesebuch in kleine Abschnitte gegliedert. Auch ein chronologischer Überblick und Hinweise zum „Weiterforschen“ sind darin gegeben.

Titel: Kleiner Auszug:
„Ihrlerstein – Heimatgeschichte und Ortschronik“. Autor: Erich Hafner. Erhältlich ist die Neuerscheinung in der Gemeindeverwaltung Ihrlerstein. Preis: 22,50 Euro. Die Marmorierung des Einbands erinnert an die Steine aus dem Ihrlersteiner Steinbruch.„Im Frühjahr trieb der von den Kelheimer Bürgern beauftragte Großhüter das Vieh über den Kuhsteig (heutige Straße Veilchenhang) in den Ainwald. Dort reichte das Kelheimer Weidegebiet vom Rottenbuckel bis zum Kager und von hier bis zum Kelheimer Tal.“

Der 1943 geborene Erich Hafner wohnt seit 43 Jahren auf der Brand. Bereits seine Ferien verbrachte er gerne bei seiner Tante in Ihrlerstein. 1978 bis 2007 war er an der Wittelsbacher Mittelschule in Kelheim beschäftigt. „Zuerst als Lehrer, dann als Konrektor und Rektor. Eine lange Zeit“ berichtet Hafner der Mittelbayerischen. Seit 2007 genießt er den Ruhestand. „Ich habe Freude an Geschichte“, verrät der ehemalige ehrenamtliche Kelheimer Stadtarchivar.

Als Rektor studierte er 1996 in seiner Freizeit das Fach Geschichte. Dieses Zweitstudium beendete er mit dem Magister-Abschluss. „Meine Frau hielt mir immer den Rücken frei.“ Auch bei seinen Arbeiten zu den Büchern.

122 Bilder und Illustrationen

Für das neue Buch habe er in mehreren Archiven geforscht, Literatur ausgewertet und Zeitzeugen befragt. „Das war oft Detektivarbeit“, so Hafner. Mit seiner Heimatgeschichte wollte er nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern auch Bezüge zur Gegenwart aufzeigen. Hafner geht der Frage nach, warum sich Ihrlerstein so entwickelt hat, wie es heute ist. Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten Ihrlersteins werden auf 122 Bildern und Illustrationen beschrieben. Dies gilt auch für die zahlreichen Sagen des Ortes, wie die seit dem 16. Jahrhundert in Forstberichten immer wieder erwähnte Sage vom verschenkten Ainwald.

Im Mittelpunkt des Buches stehen die Menschen, die seit 1795 das Gemeindegebiet besiedelten. „Dabei sollte aufgezeigt werden, wie aus einem armen Dorf eine moderne und aufstrebende Siedlungsgemeinde wurde.“

Sein Ziel ist, nicht nur an die Vergangenheit zu erinnern, sondern die Geschichte verständlich nahe zu bringen und so Interesse daran zu wecken. Er ist überzeugt: „Wenn man die Vergangenheit nicht kennt, kann man die Gegenwart nicht schätzen.“

Was ist der Lieblingsplatz des Autors? Seine blitzschnelle Antwort: „Natürlich die Sulzwiese.“ Ein kleiner Tipp durch Nachschlagen im Buch: Sie ist da, wo die Brandler um 1820 ihre Obstbäume erstanden: „Beim Dechant“.