Gemeinde
Horst Fochler erhält die Bürgermedaille

Seit 1978 füllt der 80-Jährige das alte Schulhaus mit Menschen und Keramik. Sein Berufsweg führte ihn schließlich zur Kunst.

04.12.2020 | Stand 16.09.2023, 4:23 Uhr
Renate Beck
Der Name Horst Fochler ist seit Jahrzehnten mit dem Kunstgeschehen in seinem Heimatort Ihrlerstein und darüber hinaus verbunden. (v.r.) Marion und Horst Fochler, Gabi Schmid, Bürgermeister Thomas Krebs −Foto: Renate Beck

„Verdiente Bürger Ihrlersteins verdienen es, geehrt zu werden“, sagte Bürgermeister Thomas Krebs im Vorfeld der letzten Gemeinderatssitzung. In Anwesenheit von dessen Tochter Marion überreichte er die Bürgermedaille der Gemeinde Ihrlerstein an Horst Fochler. Nach Adolf Rösch und der vor fünf Jahren verstorbenen Sigrid Manstorfer ist der 80-jährige Künstler nun der dritte Ehrenbürger Ihrlersteins.

Großer Einsatz in der Kunst

In ihrer Laudatio ging Gemeinderätin Gabi Schmid auf sein Wirken ein. „Durch dein Engagement in der Gruppe Kunst hast du es geschafft, die Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen.“ Zudem sei es ihm gelungen, dass viele Menschen, die sich bildnerisch ausdrücken wollten, ein Forum erhielten. Damit habe er das kulturelle Geschehen im Landkreis entscheidend beeinflusst. In seinem Atelier brachte er so manchem Laien die Kunst ein wenig näher und hat mit seiner liebenswerten Art, seiner Gastfreundschaft und seinem Geschick aus seinem Haus ein kleines Zentrum für Kunst und Kultur gemacht.

Eindrucksvoll erzählte Horst Fochler von seinem „langen Weg“, bis er 1978 nach Ihrlerstein kam. Es war der Weg eines Flüchtlings aus dem Sudentenland mit einer ersten Bleibe in Kulmbach. Ein Weg mit einer ersten Ausbildung zum Bergmann, einer zweiten zum Maschinenschlosser und einer dritten Ausbildung im Gesundheitsdienst. Zur Freizeitbeschäftigung begann er mit dem Messer zu Schnitzen. Er lernte von einem Ornament-Bildhauer und einer Steinbildhauerin. Bald schon war Keramik sein neues Material. Ausstellungen folgten.

Seine „Fan-Gemeinde mit Geld“ kaufte seine Figuren und Reliefs; Horst Fochler stattete Gebäude und Kirchen aus. „Beruflich habe ich mich dann für Kelheim entschieden.“ Hier machte er sich auf die Suche nach einem großen Atelier. „Einmal fahr ich den Landkreis durch und sehe da ein riesiges Gebäude. Das war leer. Denk ich, da fragst einmal.“ In der Gemeindeverwaltung Ihrlerstein sagte man ihm, dass dieses alte Schulhaus zwar leer stünde, aber nicht verkauft werde. Erst später war es ihm möglich, das Haus neben der alten Kirche zu erwerben.

Das Haus war eine Ruine

Mit Frau und inzwischen vier Kinder zog er vom sehr kleinen Mietshaus in Gronsdorf hinauf nach Ihrlerstein. „Das Haus war eine Ruine. Kein Wasser, keine Heizung“, erzählt er. Mit seinem Schwiegervater rüstete er es nach und nach auf. Aber: „Es ist eine ewige Baustelle.“ Eine Baustelle, die er, wie er schmunzelnd vermerkte, dann an seine Tochter Marion verschenkt hat.

Er kann sich noch gut an ein Schlüsselerlebnis in seiner damals neuen Heimat erinnern: Nach seinem Umzug nach Ihrlerstein fragte er den alteingesessenen Bartholomäus Geiger, wie lange es in der Gemeinde dauert, „bis man da reinkommt“. „Ich hatte aber nie Schwierigkeiten; habe mich schnell wohlgefühlt“, sagt er. Gabi Schmid merkt an: „Du bis hier geschätzt und sehr beliebt und du hast das Gemeindeleben bereichert und dazu beigetragen, dass Ihrlerstein lebenswerter wird.“