Gastronomie
Beim „Aukofer Bräu“ kehrten viele ein

Die bekannten Kelheimer Wirtsleute haben ihre Gaststätte samt dem Hotel geschlossen. „Bei uns war immer was los.“

06.11.2015 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten
Anni Aukofer in der Küche der Gaststätte, in der sie jahrzehntelang kochte. −Foto: Bachmeier-Fausten

Eine Tradition ist in der Kreisstadt zu Ende gegangen: Das Hotel und die Gaststätte „Aukofer Bräu“ sind seit Ende Oktober geschlossen – „aus gesundheitlichen Gründen“ steht auf einem Zettel, der an der Eingangstür angebracht ist. Auf das Areal in Nachbarschaft des Ludwig-Donau-Main-Kanals scheint die Herbstsonne und es ist sehr ruhig, im Haus jedoch ist Anni Aukofer (76) am Erledigen dessen, was noch so alles zu bewerkstelligen ist. Ihr Ehemann Hans (77) ist gerade in der Anlage unterwegs.

Das Ehepaar, das seit 50 Jahren verheiratet ist, ist noch bis zur Monatsmitte in ihrem jahrzehntelangen Domizil. Aber sie bleiben Kelheim auch künftig treu. Für die „Bräuin“ und der „Bräu“, wie die Aukofers in Kelheim auch genannt werden, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Die Immobilie ist heuer verkauft worden –„aus Altersgründen“.

Freude über das Lob der Lehrerin

Dem kinderlose Ehepaar fällt der Abschied sicherlich nicht leicht. Anni Aukofer kam vor nahezu 60 Jahren als geborene Fischer aus Schambach zu dem Betrieb in die Kreisstadt. Zuvor hatte sie ein Jahr in der Gaststätte in ihrem Heimatdorf gearbeitet. In der Aukofer-Gastwirtschaft habe die Mutter von Hans Aukofer einen Bekannten gefragt, „woast mir ned a Deandl“ für die Küch’.

Ihr späterer Schwiegervater habe sie im März nachmittags zu Hause abgeholt. Nach der Ankunft in Kelheim „bin i glei in Küch‘ ganga.“ Die neue Kraft hat sich dort umgesehen. Die Arbeit in der Küche prägte Annis Leben. In der Berufsschule in Affecking habe Lehrerin Lieb zur Schülerin Anni gesagt, „,Du kannst besser Zwiebelschneiden als ich‘“. Das freut die Bräuin sicherlich heute noch. Den Bräu-Sohn Hans hat die Schambacherin 1965 im März geheiratet in der Wieskirche. Später dann hat er – „da Chef“ – wie Ehefrau Anni ihren Hans nennt – den elterlichen Betrieb übernommen. „I war immer angestellt.“ Sie betont das „gute Verhältnis“ zu Schwiegermutter Franziska.

„Bei uns war immer war los“, sagt Hans Aukofer. Jeden Tag war beim „Aukofer Bräu“ geöffnet. Nicht nur Gäste, die in die Tourismusstadt Kelheim kamen, sondern auch viele Einheimische kehrten in der Traditions-Gaststätte ein. Mitglieder von Vereinen – unter anderem Feuerwehr, Kanuclub, Harmonie, Naturfreunde, Kaninchenzuchtverein trafen sich dort, ebenso die SPD und die Gewerkschaft. Es fanden Versammlungen statt, Stammtisch-Mitglieder trafen sich und früher wurden dort auch große Faschingsbälle abgehalten... „Kanubälle waren bis in der Früh um 5 Uhr.“

Ein Hotel hatte immer schon zum gastronomischen Betrieb Aukofer gehört. 1999 hatte die Brauerei Aukofer das 125-jährige Bestehen gefeiert. Josef Aukofer hatte mit einfachsten Mitteln einst seine Gärtnerei in ein Brauhaus mit Gastwirtschaft umgebaut. Im Oktober 1874 teilte das Königliche Bezirksamt mit, „dass Josef Aukofer weder zur Anlage und zum Betriebe der Bierbrauerei noch zum Ausschanke des von ihm selbst erzeugten Bieres einer polizeilichen Bewilligung bedarf“. Somit baute er in der Alleestraße ein Sudhaus und eröffnete seine Brauerei am 7. Dezember 1874. Gleichzeitig war auch die Gaststätte in Betrieb genommen worden.

Über 100 Jahre später war die alte Gaststätte abgebrochen worden und dann laut Aukofers 1976 an dem Platz dann eine neue gebaut worden. Während des Gesprächs mit der MZ-Reporterin zeigt Hans Aukofer in der Gaststätte wo früher „die Haustür reinganga is“. Einst standen im Aukofer-Gasthaus auch ein Kachelofen und eine Ledercouch. Daran erinnern sich Gäste noch gerne.

Mit der Freiwilligen Feuerwehr Kelheim-Stadt waren die Aukofers sehr verbunden. Anni Aukofer erwähnt, dass der Schwiegervater an die 40 Jahre Feuerwehr-Vorstand war. Ihr Mann war Aktiver bei der Rettungsorganisation. Die Bräuin hat bei Einsätzen für die Feuerwehrler gesorgt – in der Nacht Tee gekocht und Wurstsemmeln hergerichtet. Sie war 2000 Fahnenmutter der Stadt-Wehr, anlässlich der 85-Jahr-Feier hatte die Schwiegermutter diese Aufgabe übernommen.

Ein Dankeschön der Feuerwehr

Dieser Tage bedankten sich Mitglieder der Feuerwehr Kelheim bei Anni und Hans Aukofer. Vorstand Raimund Fries hob hervor, dass ihre Gaststätte jahrzehntelang das Vereinslokal der Freiwilligen Feuerwehr Kelheim gewesen sei. Das Ehepaar habe lange genug gearbeitet und solle jetzt den Ruhestand genießen. Er überreichte Anni Aukofer einen Blumenstrauß und ihrem Ehemann eine Festschrift vom Feuerwehr-Jubiläumsjahr 2015 verbunden mit einem Dank.

Seit einigen Tagen ist es nun im dem Traditionsbetrieb sehr ruhig geworden. Von den fünf Kräften, die in der Schlussphase noch im Betrieb gewesen seien, hätten welche teilweise schon eine andere Anstellung, so die Bräuin. Früher seien auch Kochlehrlinge ausgebildet worden. Einer von ihnen „hat jetzt selber ein Wirtshaus“, ein anderer sei in einer Betriebskantine beschäftigt. Anni Aukofer zeigt die große Speisekarte, die sie bewältigen habe müssen. „Mir hat jede Arbeit Spaß gemacht. Mir war nie was zuviel“, sagt die bescheidene 76-Jährige rückblickend. Die Kelheimerin kennt die Leut‘, weiß beispielsweise genau, wenn jemand geheiratet hat oder es in einer Familie einen Trauerfall gab.

Mit der Schließung des Traditionsbetriebs ist in Kelheim eine Ära zu Ende gegangen, aber in Anni und Hans Aukofer lebt dieses Stück Kelheimer Geschichte weiter.