Entwarnung
Hochwasser im Landkreis Kelheim

In Kelheim und Umgebung ist die Donau über die Ufer getreten. Aber der Pegel steigt nicht mehr. Im Oberlauf sinkt er bereits.

22.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr

Die Schiffsanlegestelle in Kelheim wurde vom Wasser überflutet. Foto: Neumaier

Die gute Nachricht kam am Mittwochvormittag: Der Hochwassernachrichtendienst gab um 10.20 Uhr Entwarnung. In Kelheim wird die Meldestufe 4 nicht erreicht, der Pegelstand der Donau wird unter sechs Metern bleiben. In den vorherigen Prognosen waren noch bis zu 6,50 Metern vorhergesagt worden.

Kelheim: Anlegestelle und Klösterl wurden überflutet

Die Donau überspülte in Kelheim am Mittwoch die Schiffsanlegestelle – dort sammelte sich viel Treibgut – und Verkehrsschilder schauten nur noch mit der Spitze aus dem Wasser. Der Weg zum Klösterl stand unter Wasser, das Klösterl selbst wohl zu großen Teilen. Die Schifffahrt kam zum Erliegen, wofür ein Pegel von 5,40 Meter reicht. Wohngebäude waren in der Kreisstadt nicht betroffen. Der Hochwasserscheitel mit knapp sechs Metern sollte Kelheim, so die Prognose am Mittwochnachmittag, gegen Mitternacht erreichen und sich bis in die Mittagsstunden am Donnerstag halten.

Dann soll das Wasser relativ schnell wieder abfließen. Der Grund: „Laut Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes schwächt sich das Tief, das in die Regenfälle brachte, allmählich ab. Von Westen her setzt sich Hochdruckeinfluss durch. Am Mittwoch werden an den Alpen noch Niederschläge fallen, es wird mit Mengen von fünf bis zehn Liter pro Quadratmeter, am östlichen Alpenrand vereinzelt mit 15 Litern gerechnet. Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag sind keine Niederschläge mehr zu erwarten“, teilt das Landratsamt Kelheim mit.

Weltenburg: Ort und Kloster gegen die Fluten gesichert

Der mobile Hochwasserschutz am Ort und am Kloster Weltenburg wurde am Dienstagabend aufgebaut. Das war auch nötig, denn am Mittwoch klatschte das Wasser gegen die Spundwände. Grund zur Beunruhigung gab es für Landrat Martin Neumeyer aber nicht: „Wir wissen mittlerweile damit umzugehen. Das Hochwasser hat nicht die Dimensionen von 1999 oder 2013.“ Schon 2013 hatten die Spundwände und die Fenstersicherungen am Kloster ihren Zweck erfüllt und einem Pegelstand von 7,18 Metern getrotzt.

Einsatzkräfte wappnen sich für das Hochwasser:

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1999 (Pegel 7,96 Meter) sei das noch ganz anders gewesen, erinnert sich der damalige Feuerwehr-Kommandant Georg Sinzenhauser: „Einen mobilen Hochwasserschutz gab es nicht. Wir haben mit Hunderten Sandsäcken gegen das Hochwasser gekämpft. Bis zu einem Pegel von 7,21 Meter haben wir das Kloster gehalten – dann mussten wir es aufgeben.“ Schuld war eindringendes Grundwasser. „Die Kraft war so stark, dass sich der Boden hob, an manchen Stellen aufplatzte. Um größere, verheerende und vor allem die Statik verändernde Schäden zu vermeiden, mussten wir das Kloster den Fluten überlassen. Das verursachte große Schäden“, sagt Sinzenhauser.

Zudem sei der Aufwand riesig gewesen. „Wir mussten alles über die schmale Zufahrt über die Frauenbergstraße anliefern. Und das teils händisch“, sagt Sinzenhauser. FFW-Kommandant Andreas Dillinger fügt an: „Heute sind die Warnungen so früh und exakt, dass wir alles vorbereiten können, bevor die Zufahrt über die Asamstraße überspült wird. Am Dienstag waren wir in dreieinhalb Stunden fertig mit dem Aufbau.“

Staubing und Stausacker teils unter Wasser

In Staubing wurde die alte Ortsstraße schon am Dienstag ein Opfer der Donau. Von Weltenburg kommend, gleicht die Einfahrt in Richtung des Kelheimer Ortsteils eher einem See, als einer Straße. Wohnhäuser sind – Stand Mittwoch, 16 Uhr – aber nicht vom Hochwasser geschädigt und wohl auch beim den prognostizierten Pegelständen nicht betroffen.

Die Hochwasser-Situation rund um Kelheim im Video:

Dennoch war ein Anwesen an der alten Ortsstraße nur noch von der Rückseite und über Stege trockenen Fußes zu erreichen. Steigt der Pegel erwartungsgemäß nahe an die sechs Meter, trifft das auch auf vier weitere Wohnhäuser zu. Deshalb fordern die Anwohner „mehr Schutz“. In Stausacker war die Uferstraße am Mittwoch nicht mehr passierbar, Verkehrszeichen lugten nur knapp aus dem Wasser. Die Donau „klopfte“ hier quasi an die Haustüren der Anwohner – wird aber voraussichtlich kein Anwesen überspülen.

Neustadt: Pegelstand sank schon am Mittwoch erheblich

Während das Hochwasser in Kelheim und Weltenburg am Mittwoch noch deutlich den Alltag am Fluss bestimmte, entspannte sich die Situation in Neustadt bereits. Zwar waren der Biergarten in Eining und etliche Wiesen neben der Donau überschwemmt, doch im Laufe des Mittwochvormittags verlor die Zunahme des Wasserstands am Pegel Neustadt an Geschwindigkeit: Nachdem der Wasserstand am Montag um 6 Uhr bei drei Meter gelegen hatte, lag er 48 Stunden später bei 5,90 Meter. Damit war der Pegel im Durchschnitt pro Stunde um fünf Zentimeter stiegen. Ab Mittwochvormittag nahm der Pegel nur noch um zwei Zentimeter pro Stunde zu.

Die Hochwassersituation im Landkreis in Bildern:

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Etliche Neustädter lockte das zweite Hochwasser des Jahres – im Januar war die Abens in Bad Gögging über die Ufer getreten – zur Flussmeisterstelle, um einen Blick auf die Donau zu werfen. Zu sehen gab es nicht viel. Die Wiesen zwischen Deich und Fluss, die von Spaziergängern gerne als Parkplätze (Foto) benutzt werden, waren komplett überschwemmt. In Irnsing war der Dammbalken nicht gesetzt worden, in Hienheim jedoch schon, sagte Bürgermeister Thomas Reimer.

In unserem Liveblog schildern wir die aktuelle Situation in der Region:

Zum Pfingsthochwasser 1999 berichten wir in einer Themenwoche. Berichte zum Pfingsthochwasser Sie unterhttps://www.mittelbayerische.de/region/kelheim/

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