Wahlporträt
Ihr viertes Berufsziel ist der Landtag

Zahnarzthelferin, Unternehmerin, Familienmanagerin – jetzt peilt Petra Högl eine neue Aufgabe an: Kelheimer CSU-Abgeordnete

21.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr

Aus Volkenschwand, dem südlichsten Zipfel des Landkreises kommend, arbeitet CSU-Kandidatin Petra Högl dran, sich auch im Norden Kelheims einen Namen zu machen. Foto: Heike S. Heindl

Diese Frage kommt an jedem Infostand, garantiert: „Und wie machen Sie das, mit vier Kindern?!“ Ärgerlich? „Jetzt nimmer“, antwortet Petra Högl, aber anfangs hat es die Landtagskandidatin der CSU schon etwas gewurmt, von vielen offenbar nur auf „die mit den vier Kindern“ reduziert zu werden. Sie selbst habe sich vor der parteiinternen Nominierung zwei Fragen gestellt: „Ist es das, was ich machen möchte – und kriegen wir es geregelt“, in Familie und Betrieb? Zwei Ja‘s gab sie sich zur Antwort. Weshalb die 47-Jährige nun versucht, von Volkenschwand aus im ganzen Landkreis Kelheim bekannt zu werden.

Dort hat die gelernte Zahnmedizinische Fachassistentin schon mal einen Berufs-Neustart hingelegt, als sie vom elterlichen Hof bei Landau weg- und in den Hof ihres Mannes einzog. Er und sein Schwiegervater stellten auf reinen Ackerbau um – und bauten den Kompost- und Recyclingbetrieb in Dietrichsdorf auf, wo heute rund 60 Mitarbeiter beschäftigt sind. Mit einer Hauswirtschafts-Ausbildung in Abensberg, einem Kurs zur Agrarbüro-Fachfrau und mit „learning by doing“ hat sich Petra Högl fit für den Familienbetrieb gemacht, wo sie IT, Marketing und das Organisieren der Mitarbeiter-Kantine verantwortet. Im Falle ihrer Wahl müsste sie sich aus dem Betrieb zurückziehen, den hauptsächlich ihr Mann und ihre Schwägerin managen. Warum ein erneuter Berufswechsel, so er denn glückt? „Interesse an Neuem“ antwortet Petra Högl.

Es gäbe noch einiges zu tun

Neu ist freilich für CSU-Kandidaten derzeit generell, dass ihnen ein rauer Wind entgegenbläst. Erst die Rivalitäten zwischen Seehofer und Söder, dann die Koalitionskrise in Berlin – da habe sie bei Wahlveranstaltungen schon gemerkt, dass aus Sicht der Besucher „der Bogen überspannt“ war. „Mittlerweile flacht es wieder ab“, so ihr Eindruck. Zumal Wahlkampf-Besucher durchaus zum Ausdruck bringen, dass es in der Sache noch einiges zu tun gäbe im Freistaat: Schnelles Internet und weniger Bürokratie, Vorschriften – diese Forderungen bekomme sie schon oft zu hören, sagt Petra Högl. Beides Aspekte, die sie aus ihrem betrieblichen Umfeld auch kennt.

Schneller Kandidaten-Check gefällig? „Fünf Fragen - Fünf Antworten“!

„Sofort aufbaggern“, wäre ihr Wunsch überall dort, wo weniger als 30 Mbit durch die Datenleitung flutschen. Sie finde aber trotzdem, dass der Breitband-Ausbau zwar staatlich gefördert, aber in Hoheit der Gemeinden bleiben soll. „Die sollten es kommunizieren, wenn es Probleme gibt“.

Die Gesundheitsversorgung sei vielen Menschen ebenfalls ein Anliegen – etwa wenn am Ort die Hausärzte weniger werden – und auch die Schulen. Ihr persönliches „Steckenpferd“ seien dabei die Berufsschulen. Der Freistaat hatte in den letzten Jahren etliche Ausbildungsberufe auf wenige Standorte konzentriert. Eine Entwicklung, die Högl nicht behagt: Berufsschulen müssten wohnortnah erhalten bleiben, findet sie.

„Meine Themen wären Landwirtschaft, Mittelstand, Handwerk. Vielleicht auch Frauen-Themen. Aber warum sollten sich immer nur Frauen um Frauen-Themen kümmern?!“

Ob man indes als einzelne Abgeordnete derlei Ansichten im Landtag durchsetzen könnte? Nicht immer, das schwant der bisherigen Kommunalpolitikerin. „Man muss sich halt in bestimmte Themen einarbeiten und darin versuchen, die Fraktion zu überzeugen“. Welche Themen das bei ihr wären? „Landwirtschaft, Mittelstand, Handwerk. Vielleicht auch Frauen-Themen. Aber warum sollten sich immer nur Frauen um Frauen-Themen kümmern?!“

In einer künftigen CSU-Fraktion müsste sie sich vermutlich erst mal ihren Platz erkämpfen. Das ist indes für die bisherige Kreisrätin und -Fraktionsvorsitzende nichts Neues: Auch ihrer Nominierung ging eine Kampfkandidatur auf CSU-Kreisebene voraus; Gegenkandidatin Hannelore Langwieser holte damals gut 40 Prozent der Delegiertenstimmen. Vergessen, sagt die Nominierungs-Gewinnerin: „Jetzt ist klar: Petra Högl ist die Kandidatin. Da funktioniert bei uns der ,Umschalthebel’“. Sie sehe ihre Nominierung auch nicht als Ergebnis von Postenschacherei: „Die gibt es in der Kreis-CSU nicht. Wer sich bei uns einbringt, hat gute Chancen, dass er oder sie was erreicht.“

Via Onkel zur CSU

Sich einzubringen, das hat sie von ihrem Onkel gelernt, der sie als Jugendliche zu politischen Veranstaltungen mitnahm. „So bin ich zur JU und später zur CSU gekommen“, kandidierte noch in ihrer damaligen Heimat Eichendorf für den Gemeinderat, und kam im Kreis Kelheim 1996 zu Junger Union und später zur CSU. Sich nach einer anderen politischen Heimat umzuschauen, sei für sie keine Überlegung gewesen, sagt Petra Högl. „Es hängt viel davon ab, dass man sich mit den Leuten versteht, mit denen man sich politisch engagiert. Dieses ,Zuhause fühlen’ ist wichtig.“

Machen Sie sich selbst ein Bild: Petra Högl im Video

In ihrem eigenen Zuhause hofft sie, den vier Kindern – zwischen acht und 17 Jahre alt – so ein „gutes Fundament“ mitgegeben zu haben, dass sie einen etwaigen Arbeitsplatzwechsel der Mama nach München gut wegstecken würden. Weil Familie – samt Schwiegereltern – und Betrieb quasi eins sind, haben die Högls da einen Vorteil, um den sie wohl viele Berufstätige beneiden: „Es ist immer jemand zuhause, wenn die Kinder heimkommen.“

Alle Porträts der zehn Kelheimer Direktkandidaten und weitere Infos zur Landtagswahlveröffentlichen wir hier!

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