Alarm
Unwetter wütete im Landkreis Kelheim

72 Feuerwehren und das THW waren mit 1200 Helfern an 500 Einsatzstellen im Einsatz. Noch laufen die Aufräumarbeiten.

29.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:45 Uhr
Die A93 war in der Nacht mehrere Stunden gesperrt. Die Fahrbahn stand bei Hausen unter Wasser. −Foto: FFW Abensberg

Am Samstag war der Landkreis noch verschont geblieben, als ein Unwetter westlich vorbei zog und Hemau heimsuchte. Taubenei große Hagelkörner waren dort gemessen worden. Dafür bekam Kelheim am Sonntagabend ein mehrstündiges Gewitter ab, das Unmengen von Regen brachte. Rund 100 Liter Regen pro Quadratmeter wurden an dem Abend in einem Streifen von Herrngiersdorf über Langquaid, Neustadt bis nach Abensberg gemessen.

Die Folgen waren dramatisch.

Der stellvertretende Leiter der Integrierten Leitstelle Landshut (ILS), Armin Haindl, und sein Team haben die stressigste Nacht seit langem hinter sich.

1300 Anrufe eingegangen

„Statt fünf Disponenten saßen dann 17 teils ehrenamtliche Mitarbeiter bei uns an den Telefonen.“ Zwischen 20 Uhr am Sonntag und Montagmittag gingen über den Notruf 112 alleine 1300 Anrufe bei der ILS ein. „Dabei hat es den Landkreis Landshut ehrlich gesagt noch schlimmer erwischt, als den Landkreis Kelheim.“

Dort mussten von den rund 1200 ehrenamtlichen Helfern von Feuerwehr und THW rund 500 Einsätze abgearbeitet werden. Schwerpunkte waren Abensberg (hier wurden alleine 65 Einsätze verzeichnet), Herrngiersdorf, Sandsbach, Langquaid, Neustadt a. d. Donau , Hienheim, Rohr i. NB., Laaberberg, Weltenburg und Staubing. Alleine in Abensberg wurden 65 Einsätze verzeichnet.

Das Unwetter hat in ganz Süddeutschland gewütet und drei Todesopfer gefordert. Eine Zusammenfassung lesen Sie hier!

„In einer solchen Wucht habe ich das noch nicht erlebt. Auch die Kollegen nicht“, sagte Kreisbrandinspektor Helmut Dötzel. Als Stellvertreter von Kreisbrandrat Nikolaus Höfler hat er in der Unfallnacht die Einsatzzentrale geleitet. Zunächst von Kelheim, dann von Langquaid aus. „Das Wasser hat sich überall seinen Weg gesucht. Oft noch vermischt mit dem Schlamm der Felder“, beschreibt Dötzel die Situation. In Herrngiersdorf und Tiefenbach schoss das Wasser mitten durch den Ort – mit gut einem Meter Höhe.

Die A93 musste bis 2.20 Uhr zwischen Hausen und Abensberg gesperrt werden. Die Fahrbahn stand hüfthoch unter Wasser. Feuerwehr und Autobahnmeisterei waren im Einsatz. Auch auf der B15 neu kam es zu Verkehrsbehinderungen. Bei Schierling kam es auf der B15neu zu Erdrutschen, Geröll lag auf der Fahrbahn.

Zwölf Keller voll gelaufen

In Herrngiersdorf liefen zwölf Keller voll. In der Folge wurden teilweise die Öltanks aus ihrer Verankerung gerissen. Hier mussten die Helfer am Montag noch einmal ran. Auch in Rohr, Langquaid, Kirchdorf und Sandsbach standen Straßen unter Wasser. Hier kam unter anderem die Feuerwehren aus Bad Abbach, Teugn und den Nachbarorten zu Hilfe. In Schickamühle bei Adlhausen wurde ein Bauernhof schwer getroffen. In Adlhausen stand das Schloss unter Wasser.

Im Bereich von Neustadt war vor allem der Ortsteil Hienheim vom Unwetter betroffen. Das Wetter hatte sich hier von Ried kommend ausgebreitet. Besonders betroffen waren insbesondere die Straßen Am Westertal und die Hangstraße. Das Wasser wälzte sich mit Erdreich und Ästen vermischt in einer 20 Zentimeter hohen Welle zur Donau hinunter, drang in etliche Keller und Garagen ein und hinterließ eine breite Schlammspur auf der Straße. Besonders schlimm erwischte es eine Familie an der Hangstraße. Hier stand das Wasser einen Meter hoch im Keller. Der Strom fiel aus. Sämtliches Mobiliar, dasim Keller untergebracht war, wurde durch die Überschwemmung zerstört. Bis tief in die Nacht arbeiteten die betroffenen Anlieger, um ihre Anwesen von Schlamm und Wasser zu befreien. Nach Tagesanbruch setzten sie die Arbeit fort.

Der nördliche Landkreis kam vergleichsweise glimpflich davon. Hier hielt sich das Unwetter zwar auch über Stunden mit starkem Regen, aber mit weniger Schaden als im mittleren Teil des Landkreises. In Essing wurde ein Großteil des Kellers des Brauereigasthofes Schneider überflutet. Die Feuerwehr Essing verhinderte aber schlimmeres.

Wassermassen reißen beim Unwetter in der Nacht von Sonntag auf Montag in Kirchdorf im Landkreis Kelheim alles mit sich.Video: Anton Steibl

Seine Bewährungsprobe hatte während des Unwetters der neu eingeführte Digitalfunk. „Er hat sich bewährt“, zieht Dötzel zumindest für diesen Punkt ein erfreuliches Fazit. Man habe sich besser und vor allem zuverlässig mit den eingesetzten Kräften vor Ort verständigen können.

Landrat Dr. Hubert Faltermeier dankte am Montagvormittag allen Helfern, die in den Abendstunden und der Nacht unermüdlich im Unwettereinsatz waren. „Ich danke allen Einsatzkräften, für die Bewältigung des Unwetterereignisses, für ihren unermüdlichen Einsatz und für die professionelle Arbeit. Für ihren Einsatz meinen herzlichen Dank und meinen allergrößten Respekt. Durch den massiven Einsatz der Feuerwehren und des THW konnte schnell Hilfe geleistet und dadurch auch Schäden minimiert werden. Auch ist es erfreulich, dass durch das Unwetterereignis keine Menschenleben zu beklagen sind und die Einsatzkräfte unverletzt blieben“, sagte Faltermeier.

Mehr Polizeimeldungen aus dem Landkreis Kelheim lesen Sie hier.

Aktuelle Nachrichten von mittelbayerische.de auch über WhatsApp. Hier anmelden:http://www.mittelbayerische.de/whatsapp