Kelheim
Zwei Faserunternehmen sind verkauft

Ein Unternehmer aus dem Raum Frankfurt und ein Finanzinvestor haben Dolan und European Carbon Fibres in Kelheim gekauft.

04.07.2015 | Stand 16.09.2023, 7:07 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten
Eine Aufnahme von der Dolanproduktion, im Bild eine Waschstraße −Foto: Dolan Holding GmbH

Die Unternehmen Dolan und European Carbon Fibres (ECF) in Kelheim haben neue Eigentümer. Auf die Frage nach den Käufern der beiden Firmen nennt Dr. Jan Verdenhalven ein Konsortium aus dem Finanzinvestor WHEB und seiner Person. Gemeinsam sei die ebenfalls in Kelheim angesiedelte Dolan Holding GmbH gegründet worden. Verdenhalven: „Diese Gesellschaft ist der Käufer beider Firmen.“ Betriebsratsvorsitzender Josef Rummel sagte auf MZ-Anfrage: „Für den Betriebsrat ist ein wichtiger Punkt, dass die Sozialeinheit, sprich ein Betriebsrat für den ganzen Standort, das Faserzentrum Kelheim, erhalten bleibt. Für die Mitarbeiter der drei Unternehmen Kelheim Fibres GmbH, die Dolan GmbH und European Carbon Fibres GmbH gilt der gleiche Haustarif.“ Rummel weist darauf hin, dass die anderen betrieblichen Regelungen für alle Beschäftigten die gleiche Gültigkeit hätten. Hinsichtlich der neuen Käufer sagt der Betriebsratsvorsitzende: „Das Personal soll gehalten und das Geschäft ausgebaut werden.“

Auf die Frage, warum sich die Lenzing AG von den Betrieben in Kelheim getrennt hat, antwortet Dr. Verdenhalven: „Lenzings Kerngeschäft sind Viskosefasern, auf diese will man sich wohl voll konzentrieren. Dolan/ECF machen Acrylfasern, die technologisch und von der Rohstoffbasis her völlig unterschiedlich zu den Lenzing-Produkten sind.“

„Dolan ist ein Weltmarktführer“

Was war für die Käufer ausschlaggebend, die beiden Betriebe in Kelheim zu erwerben? Dr. Jan Verdenhalven, der auch Geschäftsführer der Dolan Holding GmbH ist: „Dolan ist ein Weltmarktführer bei speziell gefärbten Acrylfasern, die eine außerordentlich gute Beständigkeit gegen Licht und Witterung haben. Für uns ist Dolan daher ein sogenannter ,hidden champion’. ECF ist eine von drei Firmen weltweit, die einen Precursor (Vorfaser) für Carbonfasern von der Qualität wie sie für Großprojekte, zum Beispiel bei BMW gebraucht wird, herstellen kann.

Das bisherige Management und die gesamte Belegschaft haben in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet und damit die Basis für weitere positive Entwicklung geschaffen. Wir sehen daher eine gute Chance, unter Nutzung unseres technischen und kommerziellen Know-hows die Geschäfte weiter nach vorne zu bringen. Für uns sind beide Kerngeschäft.“

Bezüglich der Auswirkungen des Verkaufs auf die Belegschaft und die Produktion stellt der Miteigentümer fest, dass es positiv sei. „Die Stamm-Arbeitsplätze bleiben vollständig erhalten. An einzelnen Positionen werden wir uns verstärken.“ Ihm zufolge sind bei den beiden Unternehmen zusammen circa 130 Mitarbeiter beschäftigt. Der Geschäftsführer auf die Frage, ob die Mitarbeiter sich um ihre Beschäftigung sorgen müssen: „Nein.“

Welche Pläne gibt es seitens der neuen Eigentümer der Unternehmen in Kelheim? „Wir wollen die erfolgreiche Arbeit von Dolan bei den gefärbten Acrylfasern fortsetzen und mit diesem Markt wachsen. Wir setzen dabei auf die langjährigen Kundenbeziehungen von Dolan und den guten Markennamen.“

Bei ECF wollen wir zusätzliche Kunden gewinnen und die Qualität weiter steigern und uns so neue Märkte erschließen“, so der Geschäftsführer. Er erwähnt: „Für beides gilt, dass die neuen Eigentümer mit ihrem Fachwissen, ihrem Branchennetzwerk und nicht zuletzt mit ihrer Finanzkraft durch zusätzliche Investitionen für beide Geschäfte Perspektiven erschließen wollen, die zwar vorbereitet, aber unter dem Alteigentümer bisher nicht zugänglich waren.“

2012 war die SGL Carbon in Kelheim aus der EPG ausgestiegen. Seit Mai 2014 soll SGL von der ECF wieder Precursor-Fasern kaufen. Warum und wie lange ist das der Fall? „Wir können uns aus Vertraulichkeitsgründen nicht zu einzelnen Kunden äußern. Das Precursor-Geschäft hat sich aber sehr positiv entwickelt und wir sind dabei, die Kundenbasis zu erweitern.“ Der Auskunft der MZ gegenüber ist seitens der neuen Eigentümer auf Dauer eine Precursor-Fasern-Produktion in Kelheim geplant. „Wir wollen die vorhandenen Produktionslinien weiterbetreiben.“

Geschäftsführer Dr. Jan Verdenhalven gibt auch Einblick, welche Fasern bei Dolan für welche Branche produziert werden: „Unser Hauptprodukt sind spinngefärbte Acrylfasern, die eine sonst nicht erzielbare Licht- und Witterungsbeständigkeit erreichen. Diese werden vor allem für den Outdoor -Bereich eingesetzt wie Markisen, hochwertige Sonnenschirme, Cabrioverdecke oder Bootsplanen. Wir sind hier Weltmarktführer und profitieren vom Trend zu „outdoor living“. Das zweitgrößte Produkt ist der Carbonfaser-Precursor, der vor allem in die Anwendungen Windenergie und Automobil geht. Wir produzieren weiterhin einige spezielle Acrylfasern für technische Anwendung wie zum Beispiel Filtration oder Bremsbelege.“ Eine eigene Carbonfaserproduktion sei derzeit nicht geplant.

Zur bisherigen Jahresproduktionsmenge und die für die Zukunft angestrebte Jahresproduktionsmenge gibt es keine Angaben.

So beurteilt Dr. Jan Verdenhalven als Mitinvestor die Zukunft der beiden Unternehmen: „Ich denke, dass wir als engagierte, neue Eigentümer, die sich auch persönlich stark um das Unternehmen kümmern können, gemeinsam mit dem bisherigen Management die in den beiden Firmen ,versteckten‘ Potenziale besser heben können, als dies in der Vergangenheit möglich war.“ Er selbst war früher schon mit der Precursor-Faser-Produktion in Kelheim beschäftigt, damals bei SGL Carbon. Verdenhalven weist darauf hin, dass er „schon vor fast fünf Jahren bei der SGL ausgeschieden und seitdem als Unternehmer im Bereich Carbonfasern und Composites (Verbundwertstoffe) tätig ist. Ich möchte mit meiner Erfahrung aus der Chemieindustrie und besonders bei Carbonfasern dem Dolan- und ECF-Management helfen, die Potenziale beider Unternehmen voll zu erschließen.“

Betriebsrat hat „positiven Eindruck“

Laut Betriebsratsvorsitzendem Rummel haben die Mitarbeiter auf den Unternehmensverkauf positiv reagiert. Wie er sagt, „hat sich im vergangenen Jahr abgezeichnet, dass sich die Lenzing AG auf das Kerngeschäft konzentriert, Cellulose-Fasern herzustellen.“ Betriebsratsvorsitzender Rummel erwähnt, dass „die neuen Eigner das Geschäft weiterentwickeln und den Wert der Firma steigern wollen.“ Wie ihm gegenüber geäußert worden sei, bleibe alles so wie’s ist erhalten. Seitens des Betriebsrates habe man „einen sehr positiven Eindruck von den neuen Eigner gewonnen“, so Rummel.