Hingucker
Streng nach Reinheitsgebot fotografiert

Im Museum Mantelkirchen entstand der „DiKa 2017“. Er hat weltweit Fans, obwohl er nicht zeigt, was in anderen zu sehen ist.

21.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Wer hat die Hausaufgabe nicht gemacht? Model Marie als „Fräulein Lehrerin“ −Foto: Uwe Moosburger/www.dirndlkalender.de

Bei diesem Fräulein Lehrerin hätten Uropa die Tatzen wohl nur halb so weh getan. Ob es aber ein so flottes Fräulein Lehrerin in der Dorfschule je gegeben hat, wie es jetzt dem Regensburger Fotografen Uwe Moosburger (www.altrostudio.de) im Mantelkirchener Bauernhofmuseum für den „Dirndlkalender 2017“ (DiKa) vor die Linse gelaufen ist? Das darf wohl bezweifelt werden.

Thomas J. Wiendl jedenfalls ist begeistert: „Sehr schön“, sagte er. Und meint zunächst einmal das Ambiente, in dem der Kalender, den seine Münchener Unternehmensberatung herausgibt, in diesem Jahr fotografiert wurde.

Dass er aber nicht nur einen Blick für die Kulisse hat, verrät folgender Satz, mit dem er die Idee für den Kalender beschreibt: „Der Begriff Dirndl im gleichnamigen Kalender steht nicht nur für ein traditionelles Kleidungsstück, sondern in erster Linie für ,schöne Frau‘, ein ,sauberes Dirndl oder Deandl halt‘, wie der Bayer zu sagen pflegt.“ Und da gab es auch jetzt, bei der Kalenderpräsentation, mehr als einen Hingucker. Bei Hopfen-Secco, Kaffee und Kuchen zeigten vier der abgelichteten Models ihre Dirndln – und Tanja Gremmelmaier auch noch ihren Trachten-Bikini samt Charivari.

Frauen-Sujets interpretiert

Klar, es gibt Kalender dieses Genres, in denen die Models mehr Haut zeigen. Man denke da nur an die alljährlichen „Jungbauernkalender“, in der sich beispielsweise junge Bäuerinnen im Stall so präsentieren, wie sie sonst wohl nie in den Stall gehen würden.

Das gibt es beim Dirndlkalender nicht. „Wir lassen nach dem bayerischen Reinheitsgebot fotografieren“, sagt Thomas J. Wiendl, „oder anders formuliert: Es gibt keine Akt- und Teilaktaufnahmen.“ Vielmehr interpretiert der Kalender mit einem manchmal leicht ironischen Augenzwinkern bekannte „Frauen Sujets“.

Auf die Frage unserer Reporterin bei der Präsentation des Kalenders, warum sie sich heute für gerade dieses Dirndl entschieden habe, hatte Melanie die süßeste Begründung: „Mein Opa hat meiner Oma vor über 40 Jahren von seinem ersten selbst verdienten Geld dieses Dirndl gekauft, auch die Schuhe sind noch von meiner Oma. Und beides passt mir!“

Thomas Wiendl von der Münchner Siegestor Ideen & Strategien GmbH, die seit sieben Jahren den Kalender produziert, berichtete: „Etwa 100 Mädels bewerben sich jedes Jahr dafür – etwa 13 bis 15 junge Damen werden ausgesucht!“

Gejodelt vor Freude

Und Kathrin Resch, die für das Titelbild bei einer spritzigen Aktion fotografiert wurde, erzählte in Kirchdorf lachend: „Wir hatten nur die eine Flasche Sekt und nur den einen Korken – das Bild musste also auf Anhieb klappen. Das Lachen von mir ist absolut echt, ich hab sogar gejodelt vor Freude!“ Nicht ohne Stolz sagt Wiendl: „Der DiKa wird immer mehr zur „Erfolgs-Startrampe“: Marie Rauscher, das „Fräulein Lehrerin“ aus Thierhaupten bei Augsburg, wurde kürzlich erst zur „Miss Roth“ gewählt – „von ihr wird man in Zukunft noch viel sehen“, ist Wiendl überzeugt. Die Titelbildschönheit vom DiKa 2015, Stefanie Seitz, wird bald bei Heidi Klums GNTM zu sehen sein. Und Kathrin Resch, DiKa-Titelmädel 2017, war 2009 in Kelheim zur Miss Niederbayern gewählt worden – wenn sie auch nur kurz im Amt war. Aber das wäre jetzt eine andere Geschichte ...

Doch nicht nur Freundes des bayerischen Deandls haben etwas von dem Kalender. Jedes Jahr wird eine caritative Einrichtung unterstützt, diesmal der Kinderschutzbund Straubing-Bogen. Dessen Vorsitzende Monika Seidel sagte in Kirchdorf: „Wir helfen Familien in Not, unbürokratisch, weil wir die betroffenen Familien kennen, unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen mit ihnen einkaufen oder beraten sie bei einer Anschaffung!“

Ralph Negele, Geschäftsführer eines kunststoffverarbeitenden Betriebs in Gauting bei München ist ein großer Fan des Kalenders: „Meine Geschäftskunden bekommen den zu Weihnachten!“ Da heißt es aber schnell sein. Der Kalender ist auf 333 Exemplare limitiert.

Bestellungen aus aller Welt

Und die Bestellungen kommen aus aller Welt: „Wir haben eine weltweite Anhängerschaft: Von den USA bis Afrika und Asien, selbst nach Australien wurde der Dirndlkalender schon gebracht“, weiß Wiendl. Und: „Bei Facebook gehört der Dirndlkalender zu den „meist ge-LIKEten Kalendern“ überhaupt. Und somit macht der Kalender auch weltweit Werbung für das Hallertauer Bauernhofmuseum.

Übrigens: Die Zielgruppe ist Wiendl zufolge absolut heterogen: Frau und Mann zwischen 18 und 88.“

Dass die jungen Frauen beim Fotografieren im Bauernhofmuseum in Untermantelkirchen jede Menge Spaß hatten, sieht man an den Kalenderbildern an. Aber es gibt auch einen kleinen Wermutstropfen: Das eingangs erwähnte Fräulein Lehrerin findet sich nicht im Kalender – „es ist dem Modelproporz zum Opfer gefallen“ räumt Wiendl ein. Deshalb zeigt es unsere Zeitung auf dieser Seite.

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