Ukraine-Krieg
Knapp 900 Menschen suchen Zuflucht im Kreis Kelheim

21.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:39 Uhr
„Willkommensgruppen" sollen den ukrainischen Kindern und Jugendlichen das Ankommen erleichtern. −Foto: Kneffel, dpa

874 Menschen aus der Ukraine haben im Landkreis Kelheim Zuflucht gefunden vor dem Krieg in ihrer Heimat. Das teilte das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die Zahl steigt nach wie vor, wenn auch moderat.

„Es kommen aktuell im Schnitt etwa zehn Personen pro Woche“, berichtet die Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage. In Notunterkünften müssen sie aber nicht einquartiert werden. Von den anfangs drei Notunterkünften werden zwar aktuell noch zwei vorgehalten: die Sporthallen vom Donau-Gymnasium und in Kelheimwinzer. Doch aktuell sei dort niemand untergebracht, so das zuständige Landratsamt. Die Notunterkunft in der Manglkammer-Turnhalle in Bad Abbach ist wie angekündigt aufgelöst worden: Dort sind schon seit langem Sanierungsmaßnahmen geplant.

Unterkünfte reichen bislang

Längefristige Unterkünfte für geflüchtete Menschen stehen derzeit in ausreichendem Maß zur Verfügung, so die Einschätzung der Kreisbehörde. Die von ihr betriebenen Unterkünfte sind quer über den Landkreis verteilt. Unter anderem hat das Jugendherbergswerk die ehemalige Jugendherberge Ihrlerstein bis Mitte nächsten Jahres an den Landkreis vermietet, zur Nutzung als staatliche Unterkunft. Dies hat eine Sprecherin des Verbands bestätigt.

Ob mit dieser und den anderen angemieteten Unterkünften der Bedarf auf Dauer zu decken ist, lässt sich schwer sagen: Das „dynamische Fluchtgeschehen“ lasse eine Einschätzung nicht zu. Nach wie vor finden aber auch viele Geflüchtete direkt über Privatleute und ehrenamtliche Helfer/innen eine Bleibe.

Willkommensgruppen entstehen

Unterdessen kommen immer mehr Kinder an die Grund -und Mittelschulen im Landkreis. Nach Angaben des Landratsamts sind mittlerweile 155 schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bei uns. Das bayerische Kultusministerium hat die Devise ausgegeben, für sie so genannte „Pädagogische Willkommensgruppen“ einzurichten, schulart-übergreifend und bei Bedarf auch altersgemischt. Sie sollen „den geflüchteten jungen Leuten eine geregelte Struktur im Alltag mit festen Bezugspersonen geben und einen leichteren Einstieg ins Schulsystem ermöglichen“ so das Ministerium.

Willkommensgruppen gibt es laut Landratsamt derzeit „an der Grundschule (GS) Siegenburg, GS Mainburg, GS und Mittelschule (MS) Abensberg, GS Bad Abbach und MS Bad Abbach; ferner „Willkommens-Kleinstgruppen an der GS Rohr, Grund- und Mittelschule (GMS) Ihrlerstein, GMS Riedenburg und GMS Saal“; An den anderen Grund- und Mittelschulen im Landkreis besuchen die jungen Leute entweder Deutschklassen oder den Regelunterricht.

Um Grund- und Mittelschulen zu entlasten, sollen auch weiterführende Schulen Willkommensgruppen einrichten. In den Gymnasien Mainburg und Kelheim sind sie mittlerweile am Start. Zentrale Willkommensklassen, wie es sie andernorts teils gibt, sind laut Landratsamt aktuell nicht geplant; „die Gruppen werden bedarfsorientiert eingerichtet.“

„Ungebrochen hoch“ ist das ehrenamtliche Engagement im Landkreis aus Sicht der Kreisverwaltung. Dort fungiert das „Zentrum für Chancengleichheit“ (ZfC) als Anlaufstelle für bestehende und eigens gegründete Helferkreise sowie engagierten Einzelpersonen. „Täglich gehen Anrufe und Anfragen ein, die sich um die allgemeine Thematik der Integration von Ukrainerinnen und Ukrainer drehen“, heißt es aus dem ZfC. Ein Info-und Workshop-Tag im Mai musste allerdings wegen zu geringer Anmeldezahlen abgesagt werden. Stattdessen findet nun am Mittwoch (22. Juni) im Landratsamt ein Seminar mit dem Titel „lehren-lernen-helfen“ statt. Dabei können sich Ehrenamtliche in der Flucht- und Migrationshilfe über das Vermitteln von Deutschkenntnissen an Geflüchtete informieren.