Bayernoil
Raffinerie läuft wieder auf Volllast

Zum Jahreswechsel werden die Eigentumsverhältnisse in Neustadt und Vohburg neu geordnet. BP scheidet aus dem Unternehmen aus.

21.12.2019 | Stand 16.09.2023, 5:14 Uhr

Durch die Explosion in der Bayernoil-Raffinerie in Vohburg wurde zahlreiche Gebäude und Anlagen zerstört. Die Wiederherstellung der vollen Produktionsfähigkeit in Vohburg dauerte bis Ende 2019. Foto: Dannenberg

Die Bayernoil-Raffineriegesellschaft läuft wieder unter Volllast. Das ist die gute Nachricht zum Jahresende für eines der größten Unternehmen in der Region zwischen Regensburg und Ingolstadt. In der Nibelungenhalle in Großmehring fand deshalb vor wenigen Tagen eine Wiederinbetriebnahmefeier der Bayernoil anlässlich des Startes der Verarbeitungsanlagen am Standort Vohburg statt.

Neben 200 Mitarbeitern des Unternehmens sowie 60 Führungskräften und Mitarbeitern von an den Wiederinbetriebnahmearbeiten tätigen Partnerfirmen nahmen nach einer Mitteilung der Raffineriegesellschaft auch hochrangige Vertreter der Gesellschafter der Bayernoil an der Feier teil.

Die Geschäftsführung und Vertreter der Gesellschafter, Roger Brown, CEO Varo Energy, Alexander Zubchenko, Vertreter von Rosneft und Giuseppe Sartorio, Manager bei Eni, bedankten sich bei Mitarbeitern, Partnerfirmen und Gesellschaftern für ihr Engagement und ihre Unterstützung bei der schrittweise Wiederinbetriebnahme des Standortes Vohburg von Mai bis November dieses Jahres. Die Vertreter der Gesellschafter betonten darüber hinaus die Absicht wesentliche Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Bayernoil zu tätigen. Entsprechende vorbereitende Studien seien derzeit in Arbeit.

Ende nach 56 Jahren

Mit der Feier der Wiederinbetriebnahme vollzog sich bei der Bayernoil ein weiterer wichtiger Schritt. Gleichzeitig nutzte Thomas Frewer, Vertreter der BP Europe SE, die Gelegenheit, sich von den Mitarbeitern der Bayernoil nach 56-jährigem Engagement der BP im Raffinerieverbund zu verabschieden. Bisher hatte Bayernoil vier Anteilseigner: Varo Energy mit 45 Prozent, Rosneft Deutschland mit 25 Prozent, Eni Deutschland mit 20 Prozent und BP Europa mit 10 Prozent. Nun steigt der kleine Partner aus. Die Anteile von BP gehen auf Varo (6,43 Prozent) und Rosneft (3,57 Prozent) über. Eni hält damit insgesamt 20 Prozent der Anteile, Rosneft 28,57 Prozent und Varo 51,43 Prozent, womit Varo zugleich Mehrheitseigner geworden ist.

Meldung:Druckabfall:Explosion:Druckwelle:
Als am 1. September 2018 die erste Meldung über eine mögliche Störung in der Messleitstelle, dem organisatorischen Herz der Raffinerie einging, blieben nur wenige Sekunden. Die Explosion war nach menschlichem Ermessen nicht mehr abwendbar.Um 5.11 Uhr gab es einen Druckabfall im Reaktor A der Benzin-Entschwefelung. Sekunden nach der Meldung über den Druckabfall meldete ein Gassensor Gasalarm.Nur Sekunden nach dem ersten gab es einen zweiten Gasalarm. Kurz darauf knallte es in Sekundenbruchteilen zweimal. Ein Gemisch aus Luft und Benzin sowohl in flüssiger Form als auch als Spray hatte sich entzündet und war explodiert.Eine Druckwelle fegte über das Werksgelände, zerstörte einen Großteil der Produktionsanlagen und hinterließ noch in einem Kilometer Entfernung Schäden.

Für Bayernoil ist der Eigentümerwechsel kein ungewöhnlicher Schritt, die Eigentümer wechseln immer wieder. Der Eigentümerwechsel gehört gewissermaßen zur Geschichte der Erdölverarbeitung im Bereich Neustadt, Vohburg und Ingolstadt. Lange bevor die Bayernoil gegründet wurde, existierten in Ingolstadt, Vohburg und Neustadt bereits Raffinerien. Die ERN (Erdölraffinerie Neustadt GmbH & Co) wurde im Jahr 1964 gegründet, die Eriag (Erdölraffinerie Ingolstadt AG) im Jahr 1965 und die BP Raffinerie Bayern in Vohburg im Jahr 1967. Im Jahr 1989 schlossen sich die erjag und die BP Raffinerie Bayern zur RVI (Raffineriegesellschaft Vohburg/Ingolstadt mbH) zusammen. 1998 wurde die Bayernoil als Zusammenschluss von RVI und ERN gegründet. Zu Beginn waren die Anteilseigner die Deutsche BP AG, Mobil Oil AG, Veba Oel AG, PDVSA und Agip Deutschland GmbH.

Erhebliche Kapazitäten

In Deutschland ist Rosneft nach Unternehmensangaben das drittgrößte Unternehmen in der Mineralölverarbeitung. Die verarbeitete Menge beträgt rund 12,5 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr; das sind mehr als 12 Prozent der gesamten Verarbeitungskapazität in der Bundesrepublik.

Als Tochterunternehmen des weltweit tätigen italienischen Energiekonzerns Eni S.p.A. gehört Eni Deutschland zu den führenden Mineralölgesellschaften auf dem deutschen Markt. Eni Deutschland hält Beteiligungen an der Bayernoil und an der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt. So kann das Unternehmen jährlich über drei Millionen Tonnen Rohöl verarbeiten.

Varo Energy ist ein Raffineriebetreiber mit einer Kapazität von rund 160 000 Barrel pro Tag. Varo Energy besitzt eine Raffinerie im schweizerischen Cressier und ist an der Bayernoil beteiligt.