Bühne
Schwoagara Theaterkultur lebt wieder auf

Die Schwaiger Dorfbühne präsentierte die bayerische Komödie „Hollerküacherl“. Alle Vorstellungen waren sofort ausverkauft.

13.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:57 Uhr
Josef Kastl
Zweiter Vorsitzender und Regisseur Christian Hauber freut sich, dass "mia endlich wida spuin". −Foto: Josef Kastl

Eineinhalb Jahre war es ruhig in der Appel-Seitz-Stiftung, nachdem die Starkbierfest-Saison im März 2020 ganz abrupt abgebrochen werden musste. Am vergangenen Wochenende wagte der „Schwoagara Dorfbühne Kunst und Kultur e.V.“ mit „einer bayerischen Delikatesse“, der Komödie „Hollerküacherl“, einen „Neustart“ nach der Corona-Pandemie. „Wir haben gemeinsam ausgelotet, wie eine Aufführung unter den aktuellen Bedingungen möglich ist“, so der Vorsitzende Roland Bauer. „Es war klar, dass es ein Theaterstück mit nicht allzu großer Besetzung und ohne musikalische Elemente sein sollte“. Zweiter Vorsitzender Christian Hauber wurde bei einem seiner Lieblingsautoren, dem Volksschauspieler Georg Maier, fündig. „In ,Hollerküacherl‘ hat der Dichter unsere bayerischen Werte, unsere Traditionen, unser Brauchtum und unseren christlichen Glauben mit der biblischen Geschichte der reuigen Sünderin Maria Magdalena verknüpft“, so Hauber. Er stellte sich auch die Frage, ob es nach so einer langen Pause noch eine Sehnsucht nach Kultur, Unterhaltung und Theater gibt. „Aber dass ihr heut da seid´s, is der beste Beweis dafür, dass a bodenständiges Bauerntheater no Platz hat in der heutigen Zeit“.

„Gott sei Dank, mia spuin endlich wida“. Allen Mitwirkenden und Vereinsmitgliedern war die Freude anzumerken. Bürgermeister Thomas Memmel bedankte sich herzlich für „den Mut zum Risiko“, unter den aktuellen Bedingungen wieder ein Theaterstück auf die Beine zu stellen mit einer kleinen finanziellen Unterstützung. „Wir freuen uns, dass ihr es opackt hab´s“. Die Besucher tauchen, mit original bayerischer Blasmusik im Hintergrund, in die gewohnte Atmosphäre der Schwoagara Dorfbühne in der Appel-Seitz-Stiftung ein. Die persönliche Registrierung, die Corona-Hinweise und die auf die Hälfte reduzierte Anzahl der Sitzplätze, stören das Ambiente nicht. Zu Beginn der urbayerischen Posse, aus den 1920er Jahren, sucht der Dorfpfarrer mit dicken Büchern auf dem Arm, einen Platz zum Schreiben seiner Sonntagspredigt über die biblische Sünderin Maria Magdalena. Felicitas, die resolute Pfarrersköchin, sieht aber darin Moral und Anstand und vor allem ihre Autorität und ihr Ansehen gefährdet. Als auch noch der gewitzte Mesner Zachei ein bildhübsches „Fräulein“ aus der Stadt im Pfarrhof einquartiert, kann schließlich nur ein Wunder helfen, um den Frieden wieder herzustellen. Dorfpfarrer, alias Christian Jaksch und Pfarrhaushälterin Felicitas, gespielt von Beate Riepl, „reiben sich heftig, ohne den anderen aber zu beleidigen“. Jeder versucht, den anderen „in die Enge zu treiben“, ab und zu auch mit nicht ganz christlichen Mitteln. Sebastian Liedl spielt den Mesner, als wäre er auch im wirklichen Leben für das Gotteshaus zuständig. Sünderin Anne Gruner und Privatdetektiv Michael Bichlmaier bringen mit ihren „schillernden, nicht ganz durchschaubaren“ Persönlichkeiten „frischen Wind“ in den „angestaubten“ Pfarrhaushalt. Mimik, Gestik und Sprache sind so auf die Handlung abgestimmt, dass der Zuschauer den Eindruck bekommt, die Situationen seien nicht gespielt, sondern „echt“.

Das Bühnenbild, die meisten Utensilien stammen aus Schwaiger Haushalten aus dem 19. Jahrhundert, ist ausgefeilt bis ins kleinste Detail. Unterstützt werden die Akteure auf der Bühne durch ein Technik-Team, das sie immer ins rechte Licht rückt. Nach drei Akten endet die pfiffige-hintersinnige Pfarrhauskomödie, die von alt-bayerischen Ausdrücken durchsetzt ist, die zum besseren Verständnis von den Darstellern stellenweise „eingedeutscht“ werden. Roland Bauer bedankte sich abschließend bei seinen Vereinsmitgliedern, die von Anfang so gut mitgearbeitet haben, „dass das Projekt so zielgerichtet durchgeführt werden kann“ und beim Bürgermeister für die Unterstützung. Nachdem die geplanten zwölf Aufführungen bereits ausverkauft sind, wurde kurzfristig eine Zusatzveranstaltung für den 13. November, unter den Kriterien der 2G-Regelung, angesetzt. Der Kartenverkauf erfolgt über okticket.de. (ejk)