Fortbildung
Schulungen mit Abstand

Die Feuerwehrler werden im neuen Löschfahrzeug geschult. Mit Kontaktbeschränkungen ist das eine Herausforderung.

05.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:59 Uhr
Lea Hruschka
In Kleingruppen werden die Feuerwehrmänner in das neue Fahrzeug eingewiesen. Die Hygiene-Maßnahmen werden dabei eingehalten. −Foto: Lea Hruschka

Das Desinfektionsmittel steht am Eingang zur Fahrzeuggarage bereit, die Paintner Feuerwehrler ziehen sich nicht nur die Ausrüstung an, sondern auch die Maske auf. Denn nachdem die beiden Kommandanten Bernd Stangl und Christoph Weininger Anfang Februar das neue Löschtankfahrzeug aus Österreich abgeholt haben, müssen alle Mitglieder im Umgang mit dem neuen Gefährt geschult werden – auch unter Corona. Schließlich müssen alle Feuerwehrler im Ernstfall wissen, wie das neue Fahrzeug funktioniert.

Nachdem das alte Löschfahrzeug aufgrund von Rostschäden keinen „TÜV“ mehr erhielt, musste ein neues her. Diesen Bedarf bestätigte auch der Feuerwehrbedarfsplan, bei dem das Gemeindegebiet von einer neutralen Stelle begutachtet wurde. „Sie schauen: Wie viel Feuerwehr braucht der Ort?“, erklärt Kommandant Stangl. Das Ergebnis ist eindeutig: In Painten ist der Bedarf aufgrund der ansässigen Industrie, der Schule, der Kindergärten und des Waldgebiets groß. Vor allem letzteres war der Grund dafür, dass das neue Löschfahrzeug TLF 3000 angeschafft wurde. Das bisherigen Gefährt HLF war „das Schweizer Taschenmesser der Feuerwehrautos“, sagt Stangl.

Man sei rundum gut ausgestattet. „Das neue dagegen ist speziell für große Brände, wie Waldbrände“, ergänzt der Feuerwehrler Karl-Heinz Pichl. Von Vorteil ist dabei, dass beide Autos vom gleichen Hersteller Rosenbauer sind. Das erleichtere die Schulungen für das neue Fahrzeug enorm. „Das ist wie, wenn du dir einen Golf kaufst und fünf Jahre später wieder einen Golf. Ein bisschen was ist anders, sehr vieles aber gleich“, erläutert Stangl.

Lernen wie mit einer Pyramide

Diese kleinen Verschiedenheiten müssen die Feuerwehrmänner nun kennenlernen, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Schon sechs Wochen vor der ersten Schulung verschickten die Kommandanten deshalb die Aufbaupläne des Autos an die Mitglieder. „So konnten sich alle vorab einlesen“, sagt Stangl. Nur einen Tag nach Ankunft des Fahrzeugs schulten die Kommandanten die Geräte- und Fahrzeugwarte, den Maschinistenausbilder und Gruppenführer Pichl in drei verschiedenen Schichten. Danach ging es „wie bei einer Pyramide weiter“, erklärt Stangl das Vorgehen, bei dem zuerst die Ausbilder angelernt werden, bevor diese ihr Wissen an kleinere Untergruppen weitergeben können.

Dabei kommen maximal drei Personen und der Ausbilder zusammen. Das sei vom Infektionsschutzgesetz so erlaubt. Durch Listen, in denen Anwesende und genaue Schulungsuhrzeiten dokumentiert werden, könne man die Kontakte im Falle einer Corona-Infektion außerdem einfach nachvollziehen. „Das ist wichtig, damit die Einsatzfähigkeit erhalten bleibt“, sagt Stangl. Die Ersteinführung sei Anfang März abgeschlossen. Ohne Corona wäre die Schulung nicht so kompliziert, sind sich die Feuerwehrler einig. „Der Aufwand ist jetzt doppelt so hoch“, seufzt Stangl. Die Gruppen wären ohne Corona größer und man könnte mit zwei Ausbildern gleichzeitig arbeiten.

Corona als Herausforderung

Auch Karl-Heinz Pichl findet die Schulungen schwierig. „Man kann die Leute nicht so einfach motivieren“, bedauert er. Wenn man sich erst einmal an die Zeit ohne Übungen gewohnt habe, sei es natürlich schwer, sich dafür zu überwinden. Pichl vermisst vor allem die Kameradschaft, die durch den direkten Kontakt entsteht. „Auch der Austausch über die Technik fehlt. Das Gerät ist da, aber wir können nur lernen und nichts wirklich machen.“

Angesichts der aktuellen Herausforderung freuen sich die Feuerwehrler aber umso mehr, wenn sie Ende März wieder normale Übungen durchführen dürfen. „Dann können wir wieder taktisch und miteinander arbeiten“, freut sich Stangl. Auch wenn die Einsätze während der Pandemie alle gut abgelaufen sind, hätte die Zwangspause nicht noch länger dauern dürfen. „Die Routine geht ohne Übungen einfach verloren“, erklärt Stangl.