Historie Riedenburg
Kuriose Funde unter dem Rathausdach

Die Sanierung des Alten Rathauses in Riedenburg ist abgeschlossen. So manche Überraschung ans Licht - auch eine tote Katze.

09.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:31 Uhr
Kurioser Fund: Ein irdener Topf und zwei alte Schuhe indes, stehen noch immer auf einem der handgehauenen Balken des Dachstuhls und wirken wie ein Stilleben aus längst vergangener Zeit. In einem der Schuhe steckt ein tönerner Fuss. −Foto: Petra Kolbinger

Darauf haben sich die Riedenburger gefreut: Die Dachsanierung des Alten Rathauses ist abgeschlossen und das Gebäude dominiert in altem Glanz den Marktplatz. Rechtzeitig zum Beginn der Tourismussaison war das Gerüst verschwunden. „Was mich besonders freut, ist, dass das komplette Gerüst so schnell entfernt wurde und nicht, wie zunächst angedacht, nur die dem Marktplatz zugewandte Seite“, sagte Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) bei einem Ortstermin mit dem Architektenduo Heinrich Berr und Franz Schindlbeck. Der gebürtige Riedenburger Heinrich Berr sagte mit Blick auf die Fassade: „Gut, dass die Stadt sich in Sachen Farbgebung durchgesetzt und den Vorschlag des Denkmalamtes abgelehnt hat, sonst hätten wir jetzt eine Grau-Grün-Kombination.“ Der warme Terracotta-Ton sei ein vertrauter Anblick, wenngleich wohl nicht die ganz ursprüngliche Fassung. In den zurückliegenden Monaten sind er und sein Team dem Alten Rathaus aufs Dach gestiegen und haben dabei auch ein paar skurrile Entdeckungen gemacht. „Wir haben die Decke zwischen Dachboden und dem darunter liegenden Obergeschoss vernünftig gedämmt und dafür eine Menge Dreck aus dem Fehlboden entfernt. Dabei kam eine mumifizierte Katze ans Tageslicht.

Nicht ausgeschlossen, dass es sich bei dem Fund um einen Fall des aus dem Mittelalter überlieferten Brauchs der „Hexenkatze“ handelt und die Tiermumie eine Art Bauopfer war, die den Neubau vor Hexen und anderem Ungemach schützen sollte. Ein irdener Topf und zwei alte Schuhe stehen noch immer auf einem der handgehauenen Balken des Dachstuhls. In einem der Schuhe steckt ein tönerner Fuß. Sollte die Katzenmumie ein Abwehrzauber gewesen sein, hat sie ihre Aufgabe über die Jahrhunderte erfolgreich erfüllt, denn mehrfach drohte dem Bauwerk die Spitzhacke.

Berr geht davon aus, dass das die erste grundlegende Sanierung des rund 300 Jahre alten Daches war. Am Turm wurden dabei alle Blecharbeiten erneuert. Die Turmspitze ziert eine neue Kugel und auch die Turmuhr wurde überarbeitet. Rund 50 Prozent der Dachstuhlhölzer seien beschädigt gewesen, berichtete Berr. Man habe erhalten, was möglich gewesen sei und an morschen Stellen neue Balkenstücke eingefügt sowie eine Hinterlüftung.

Einst:Heute:
Am 11. Mai 1731 war die Grundsteinlegung für den Bau des Rathauses am Marktplatz unter der Federführung des „Morrenbräu“. Morrenbräu Sebastian Strizl war da im ersten Jahr Amtsbürgermeister und finanzierte mit 952 Gulden und 42 Kreuzern einen Großteil der Baukosten aus eigener Tasche. Bei der Gemeindegebietsreform ab dem Jahr 1972 wurden elf bis dahin selbstständige Gemeinden in den Stadtverband Riedenburg eingegliedert und eine Verstärkung des Verwaltungspersonals war nötig. Im Mai 1975 zog daher die Stadtverwaltung um in ihr heutiges Domizil.Das Alte Rathaus wurde für 106 000 D-Mark umgebaut in ein „Haus des Gastes“. Seit 1976 befindet sich hier auch die Tourist Info. Im Frühjahr 2013 wurde das Haus des Gastes erneut umgebaut und erhielt einen barrierefreien Zugang.

Vor allem aber wurde die ursprüngliche Legschiefer-Eindeckung aus dem Jahr 1731 durch neue Legschieferplatten ersetzt. Bei entsprechender Wartung wird das Dach mindestens 80 bis 100 Jahre halten, prognostiziert der Fachmann, der den Handwerkern Respekt für ihre qualitätvolle Arbeit zollt. Die Dachsanierung des Alten Rathauses schlägt mit gut 500 000 Euro zu Buche. Die Fördermittel belaufen sich auf rund 30 000 Euro von der Bayerischen Landesstiftung und 43 000 Euro aus den Töpfen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Unliebsame, weil teure Überraschungen gab es nicht. Die Maßnahme blieb im veranschlagten Zeit- und Kostenrahmen und ging vor allem unfallfrei über die Bühne. Nachträgliche Kosten löste nur die aus energetischen Gründen sinnvolle Dämmung der Decke zwischen dem Obergeschoss und dem Dachgeschoss aus.