Umbau
Saaler Bahnhof wird anders als geplant

Die geplante Sanierung des Saaler Bahnhofs bereitet erneut Probleme. Viel Qualität für Reisende bleibt auf der Strecke.

07.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:15 Uhr
Roland Kugler
Der Saaler Bahnhof wartet seit Jahren auf eine dringend notwendige Sanierung. −Foto: Roland Kugler

Seit Jahren ist der Saaler Bahnhof ein Sanierungsfall. Nach vielen Hürden schien endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Jetzt wurde die geplante Nutzung geändert. Manches, was für Zugreisende aber auch Bürger interessant hätte sein können, wurde nun gestrichen.

Ein Tagesordnungspunkt in der jüngsten Gemeinderatsitzung war die Grundriss- und Nutzungsänderung bei der geplanten Sanierung des Bahnhofgebäudes. Die verhieß nichts Gutes, denn bisher geplante Räumlichkeiten wie ein Bistro mit einem Fahrkartenverkauf, Warteräume für Reisende und öffentliche Toiletten sollen wegfallen, wie Bürgermeister Christian Nerb mitteilte. Die Verwirklichung der Räumlichkeiten scheitere an der fehlenden Unterstützung der Bahn, sagte Nerb. Sie wären im Erdgeschoss vorgesehen gewesen, dort sollen stattdessen Büroräume und Räume für den Fahrdienstleiter und die Bahn entstehen. Das bedauerten einige Gemeinderäte: „Wo ist die anfängliche Euphorie für die Sanierung des Bahnhofs geblieben, wenn diese Räumlichkeiten für die Reisenden wegfallen?“ fragte Wolfgang Ludwig.

Bürgermeister Nerb fasste die Frage als Kritik auf, und reagierte erregt und verärgert: „Sie können immer nur kritisieren“ sagte er zu Ludwig. „Seit 2014 kämpfe ich für die Sanierung des Bahnhofs. Unser Wunsch war ein anderer, aber der ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Eine Sanierung in dieser Form ist unser letzter Strohhalm, dann sieht das Gebäude wenigstens wieder ordentlich aus.“

Investor halten

Tatsächlich gab es schon seit Anfang der Sanierungsplanung Probleme mit der Bahn. Der Besitzer und Investor, ein Saaler Unternehmer, wollte deshalb auf die Sanierung verzichten und bot das Gebäude wieder zum Verkauf an. Das wollte Bürgermeister Nerb verhindern, er holte namhafte Politiker nach Saal um den Investor zu halten und Druck bei den Verhandlungen mit der Bahn zu machen. Jetzt gab es aber für die bereits geplanten und zugesagten Einrichtungen doch keine Unterstützung von der Bahn, und es kam zur Nutzungsänderung. Diese betrifft das gesamte Bahnhofsgebäude, auch das erste und zweite Obergeschoss. Hier sollen statt der bisher geplanten Wohnungen mehrere und kleinere Appartements entstehen.

Nerb bedauert die Änderung ebenfalls, doch er ist gegen eine erneute Planung, weil er befürchtet, dass der Investor dann abspringen könne. „Wenn wir nochmal umplanen, dann ist die Sanierung dahin“, sagt er. Er weiß keine Alternativen für den Wegfall der Räumlichkeiten für die Reisenden wie das Bistro oder einen Warteraum. Diese wären dringend angebracht, denn der Saaler Bahnhof ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Landkreis Kelheim. Bis zu tausend Reisende laut Nerb frequentieren den Bahnhof täglich, Schüler, Berufstätige und Touristen. Er bietet regelmäßige Zugverbindungen nach Regensburg, und über Abensberg und Neustadt nach Ingolstadt. Kelheim ist mangels Bahnhof per Bus an Saal angebunden, ebenso wie andere Orte im Landkreis.

Wieder öffentliche Toiletten

Bei so vielen Fahrgästen täglich wäre also ein gastronomisches Angebot, angenehme Warteräume und ein Fahrkartenverkauf zusätzlich zu den Automaten angemessen. Ganz zu schweigen von öffentlichen Toiletten, sie gab es früher im Saaler Bahnhof, sind aber seit Jahren geschlossen. Hier hat Nerb einen Vorschlag, diesen Wegfall zu ersetzen, die Toiletten könnten auf dem Bahnhofsvorplatz entstehen. Dieser gehört ebenfalls dem Eigentümer des Bahnhofsgebäudes, die Gemeinde Saal möchte ihn erwerben. Sie will nach der Sanierung des Bahnhofsgebäudes den Vorplatz und die dort verlaufende Bahnhofstraße umbauen und zu einem modernen und geräumigen Busbahnhof umgestalten. „Dort könnten dann öffentliche Toiletten gebaut werden“ schlug Nerb vor. Die Gemeinderäte stimmten schließlich mehrheitlich für die Nutzungsänderung. Die bei all dem Qualitätsverlust für Bahnreisende wenigstens für die Gemeindeverwaltung einen Vorteil mit sich bringt: sie kann einige von den Büroräumen im Erdgeschoss mieten, und so die bestehende Platznot im gegenüberliegenden Rathaus lindern.