Auswanderer
Ein Eishockey-Traum wird wahr

Yannic Bauer will Profi werden: Deshalb geht er mit 16 Jahren alleine in die USA, tauscht Siegenburg gegen Indianapolis.

11.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:56 Uhr

Yannic Bauer (r.) spielte bisher bei der Schüler-Mannschaft des EVR. Jetzt geht er in die USA, um sich den Traum vom Eishockey-Profi zu verwirklichen. Foto: Elsi-Foto/Stephan Elsberger

Sidney Crosby ist das große Vorbild von Yannic Bauer. Aber außer ihrer Sportart Eishockey und ihrer Position als Mittelstürmer haben die beiden noch nicht viel gemeinsam. Sie trennen Welten. Denn während der eine ein Eishockey-Superstar, Doppel-Olympiasieger, Weltmeister, mehrfacher Gewinner des Stanley Cups in der NHL, mehrmals MVP, also bester Spieler der Liga, oder bester Scorer der amerikanischen Profi-Liga in seiner Vita stehen hat, steht die Karriere des anderen noch in den Sternen.

Zumindest was die örtliche Entfernung angeht, rücken die beiden nun aber näher zusammen. Aus aktuell mehr als 7300 Kilometern werden ab 13. August 530 Kilometer. Denn der Wahl-Siegeburger Yannic Bauer wechselt von seinem bisherigen Klub EV Regensburg in die amerikanische Juniorenliga „AAA“ nach Indianapolis.

Bei einem Trainingscamp in Nashville – EVR-Spieler Peter Flache hatte ihn auf die Idee gebracht – war Bauer im Juni mehreren Scouts aufgefallen, bekam fünf Angebote. Seine Entscheidung fiel auf den Junior Fuel Hockey Club. „Ich will den nächsten Schritt gehen. Den in den USA zu tun, ist schon immer mein Traum. Jetzt hat sich die Möglichkeit ergeben und die will ich nutzen“, sagt der 16-Jährige.

Papa war der erste Trainer

Der gebürtige Ingolstädter hätte es sich auch einfacher machen können. Denn sowohl beim EVR hätte er wohl eine Zukunft gehabt und ihm lagen auch andere Angebote vor – aber dass er nicht immer den geraden Weg wählt, zeigt seine Vita.

Mit zweieinhalb Jahren stand Yannic Bauer das erste Mal auf Schlittschuhen, mit vier Jahren spielte er zum ersten Mal Eishockey – und das gleich beim ERC Ingolstadt. Sein Vater Dieter war dort Trainer im Nachwuchsbereich. Zwischendurch versuchte sich Yannic auch im Fußball als Torwart („das war mir aber zu wenig Action“), verschrieb sich aber schnell wieder ganz dem Sport auf zwei Kufen. Bis Mitte 2016 spielte er beim ERC („dort hielt man mich für zu klein und zu langsam“ Dieter Bauer), dann trieb es ihn nach Regensburg – obwohl er dafür sein Zuhause wechseln musste.

Hotel Oma statt Hotel Mama

Das Hotel Mama in Eitensheim tauschte der damals 14-Jährige mit dem Hotel Oma bei Anna und Martin Scheuenpflug in Siegenburg. „Die kürzere Entfernung nach Regensburg war ausschlaggebend“, sagt Bauer. Das war wohl auch nötig, denn zwei der sieben Trainingseinheiten pro Woche in Regensburg fanden bereits vor der Schule statt. Um 4.30 Uhr hieß es raus aus den Federn, dann Frühstücken, nach Regensburg zum Training und danach in die Schule. Die hatte Bauer auch gewechselt, ging wegen des M-Zugs in die Aventinus-Mittelschule in Abensberg, die er nun kürzlich mit der Mittleren Reife in der Tasche verließ.

War der Umzug zu Oma und Opa „noch keine Weltreise und eine kleine Veränderung in einem vertrautem Umfeld“, steht nun eine weit größere Umstellung an. Alleine für ein Jahr in die USA – ein Sprung ins Ungewisse. Statt eine Fahrstunde zu den Eltern sind es nun zwölf Flugstunden. „Ich werde in Indianapolis bei einer Gastfamilie untergebracht. Recht viel weiß ich noch nicht über sie, außer dass es sehr sportaffine Menschen sind, die auch schon Erfahrungen mit höherklassigen Nachwuchs-Eishockespielern haben. Ich lasse mich überraschen“, sagt der 16-Jährige und wirkt dabei völlig cool. Diese Coolness bröckelt ein klein wenig, wenn es um seine Sprache geht: „Naja, mein Englisch ist so in Ordnung“, sagt er und schiebt hinterher. „Aber das wird schon. Aber ich bin ja täglich gezwungen, Englisch zu sprechen und besuche dort auch eine Sprachschule.“

Wenn nicht Profi, dann Physiotherapeut

Ein Besuch einer Highschool wäre dem Ingolstädter zwar lieber gewesen, „aber ein Schulvisum hätte ich erst ab Dezember bekommen und dann hätte ich ein Jahr auf den Wechsel warten müssen“. Zudem sei die Sprachschule nicht nur praktisch, sondern auch eine Grundlage für eine mögliche Ausbildung zum Dolmetscher. „Wobei ich, wenn es mit dem Eishockey nicht klappen sollte, eher in Richtung Physiotherapeut gehen würde. Das hab ich schon in einem Praktikum kennegelernt und es hat mir gut gefallen“, sagt Bauer. Vorerst setzt er aber alles auf die Karte Eishockey – und ist dabei mehr als optimistisch.

„Körperlich muss ich zulegen“

„Natürlich kann man nie sagen, ob es reicht, aber ich kenne meine Stärken, will Stammspieler bei den Fuels werden und mich für höhere Aufgaben empfehlen.“ Er könne ein Spiel gut lesen, habe Übersicht, finde Räume und Mitspieler und könne den Puck gut verteilen, beschreibt Bauer sich selbst. „Ich denke, meine Spielweise passt ganz gut in die USA, auch wenn ich natürlich noch an Geschwindigkeit zulegen muss, da habe ich Defizite.“ Auch körperlich müsse

er noch zulegen „und ein paar Zentimeter mehr Körpergröße wären auch nicht hinderlich“, sagt der 1,73 Meter große Eishockeyspieler.

„Mein Plan war eigentlich, schon mit 14 in die USA zu gehen, damals bin ich aber nur von Ober- nach Niederbayern.“Yannic Bauer

Letztlich wolle er das Jahr nutzen, um sich weiterzuentwickeln – „sowohl sportlich als auch als Mensch. Ich bin das erste Mal auf mich allein gestellt“, sagt er und wirkt dabei das erste Mal etwas nachdenklich. „Aber es ist mein Traum und den ziehe ich durch. Mein Plan war eigentlich, schon mit 14 in die USA zu gehen, damals bin ich aber nur von Ober- nach Niederbayern.“

Den Rücken stärken ihm seine Großeltern – „Yannic soll das machen, so eine Chance bekommt man nur einmal“ – und auch seine Eltern. „Wir sind stolz, stehen 100 Prozent hinter ihm“, sagt Papa Dieter. „Er hat es sich erarbeitet. Wir waren im Camp in Nashville dabei – das war Freude pur, ihm zuzusehen. Als die Angebote kamen, wollten wir Yannic die Chance unbedingt ermöglichen. Klar ist die Trennung hart, aber wir haben uns den Spruch ,Es ist hart ein Kind gehen zu lassen, aber härter es zu halten‘ zu Herzen genommen“, sagen die Eltern einhellig.

Für die könnte es übrigens eine Wiederholung des Ganzen geben: Denn auch der 13-Jährige Marian Bauer spielt Eishockey. Beim ERC. Und auch er will, wie sein großer Bruder, „irgendwann in die USA“.

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