Jubilar
Gemeinderat, Musiker und Wohltäter

Franz Nerb, Saaler Urgestein, feierte seinen 90. Geburtstag. Er blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück.

20.02.2020 | Stand 16.09.2023, 5:09 Uhr
Roland Kugler

Sohn Christian Nerb (links) und Landrat Martin Neumeyer (rechts) gratulieren Franz Nerb. Foto: Roland Kugler

Es gib nicht mehr viele Zeitzeugen, die sich noch an den Zweiten Weltkrieg erinnern können. Und die sich Jahrzehnte lang ehrenamtlich und als Politiker engagiert haben. Der Saaler Franz Nerb unterstützte Kinderheime in Polen und Rumänien, kam als leidenschaftlicher Musiker in halb Europa herum, und fütterte in Florida Krokodile. Am 19. Februar wurde er 90 Jahre alt, und erzählte einige Geschichten aus seinem Leben.

Geboren wurde Franz Nerb als eines von sieben Kindern im Kelheimer Ortsteil Affecking. Dort ist er aufgewachsen, und hat als Junge während des Krieges Schlimmes erlebt, auf beiden Seiten. „Ich war mit meinem Bruder auf dem Feld, als ein Flieger kam und auf uns schoß“ erinnert sich Franz Nerb. „Er musste eigentlich gesehen haben, dass wir noch Kinder waren.“

Der Flieger kehrte zurück

Das Maschinengewehr verfehlte sie nur knapp, doch der Flieger machte eine Schleife und kehrte zurück. „Wir konnten uns gerade noch in eine Bahnunterführung retten.“ Er hat aber auch gesehen, wie ein amerikanisches Flugzeug abgeschossen wurde. Wie ein Kelheimer Bürger polnische Arbeiter mit der Peitsche schlug. Er war als Ministrant in der Kirche, als eines Tages die SS hereinstürmte und das Kreuz mitnehmen wollte. „Der Pfarrer wollte es nicht hergeben, und kämpfte darum. Sie haben ihn gleich mitgenommen ins Konzentrationslager“, erzählt Franz Nerb.

Sein Vater hatte sich geweigert, in die Partei einzutreten. Deshalb wurde er am Kriegsende noch an die Ostfront geschickt, wo er von Partisanen erschossen wurde. Also musste Franz Nerb schon als Vierzehnjähriger seine Stelle im elterlichen Bauernhof einnehmen. Er lernte Schmied, verdiente nach der Währungsreform 1948 zehn Mark in der Woche. Dann ging er zur Zellwolle, lernte noch Schlosser und arbeitete dort fast 25 Jahre lang. 1972 fing er als Hausmeister in der damals neu gebauten Saaler Schule an. Dort arbeitete er bis zu seiner Rente 1993.

Privat hatte Franz Nerb sein Glück mit seiner Frau Wally gefunden. Sie heirateten 1954 und zogen nach Saal. Sie bekamen zwei Söhne und fünf Enkel, vor neun Jahren ist seine Frau leider gestorben. Doch die Familie kümmert sich um Franz Nerb, „auf meine beiden Söhne bin ich besonders stolz“ sagt er. Einer davon, Christian Nerb, ist als Politiker in seine Fußstapfen getreten und Bürgermeister von Saal. Seinen Haushalt schmeißt Franz Nerb noch alleine, zusammen mit seinem Kater.

Seine großen Leidenschaften waren die Politik und die Musik. Geprägt von seinen Erfahrungen und der Geschichte, schlägt sein Herz links: Franz Nerb ist seit über 60 Jahren bei der SPD. 24 Jahre lang war er im Saaler Gemeinderat, 30 Jahre im Kelheimer Kreistag. „Ich wurde immer wieder gewählt. In meiner Zeit als Kreisrat hab ich fünf Landräte erlebt“, erinnert er sich.

Den Roider-Jackl begleitet

Als leidenschaftlicher Musiker spielte er Trompete, Bariton und Schlagzeug. „Ich hab schon als Fünfzehnjähriger für die Amis gespielt. Damals war beim Kosik ein Spielcasino“, erzählt er. Sogar den legendären Roider-Jackl hat er als Musiker begleitet, als der in Kelheim gespielt hat. Auf dem Oktoberfest, in Paris, Südtirol, und auf der Hamburger Reeperbahn war er als Musikant unterwegs. Einige Jahre hatte er ein Haus in Florida. „Dort gab es Krokodile, die hab ich gefüttert“ erzählt Franz Nerb. „Bis der Hund vom Nachbarn verschwand, dann wurde es verboten.“